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Oase der Schönheit in Paris – Musée Nissim de Camondo

Am Parc Monceau in Paris nur einen Steinwurf vom Boulevard Malesherbes entfernt, liegt eine der schönsten Museen und Plätze in Paris: Das Museum Nissim de Camondo. Genauer gesagt in der Rue de Monceau 63. Wenn ihr in Paris seid, müsst ihr es unbedingt besuchen, weil es gar nicht wie ein Museum ist, sondern als wenn man privat bei einem steinreichen Onkel eingeladen ist, der gerade zufällig nicht da ist.
Das Haus ist gar nicht so alt wie es wirkt, man denkt das es aus dem 18.Jhd ist – es ist aber erst 1911 gebaut aber nach den damals neuesten Stand der Technik. So gibt es Aufzüge, Bäder eine Küche, die einen sofort an den Film Ratatouille denken lässt, Fernheizung und Bäder, die damals auf dem neuesten Stand der Technik waren ein Hightech-Haus made in 1911. Aber betritt man es, denkt man man ist in einem Hotel Particulier vor der französischen Revolution 1789 eingeladen.

Die Familie von Moise de Camondo stammte aus Istanbul, war eine sephardisch jüdische Kaufmannsfamilie die 1870 nach Paris gegangen war und dort ihr Glück und ihr Vermögen aufbaute. An der gleichen Stelle, wo heute das Museum ist, hatte man 1873 ein Haus gekauft und die Familie lebte dort komplett. Als die Eltern von Moise gestorben waren, ließ er das Haus abreißen und eben dieses Fin de Siecle Hightech Haus bauen.

Und das hatte auch einen Grund: Moise hatte zwei Kinder: Nissim und seine Schwester und er sammelte mit fast besessener Leidenschaft Möbel, Geschirr, Gemälde und alles was zu einem Haus gehörte aus dem 18.Jahrhundert. Es mussten aber die besten und ausgefallensten Stücke aus der Zeit von LouisXV und Louis XVI sein. Berühmte Möbel, die von den größten Tischlern (Ebenisten) der Zeit gemacht waren wie Riesener, Oeben oder Jacob. Gemälde von Oudry und Vigee Lebrun, Silber – das einst für den Grafen Orloff gemacht worden war usw.

Oft musste er trotz beträchtlichen Vermögens bei den Antiquitätenhändlern sich beträchtlich dafür verschulden oder über viele Jahre in Raten abzahlen – so kostbar waren die Sachen.
Nun wollte er die Dinge aber nicht einfach sammeln, sondern damit leben und sein zuhause einrichten, deshalb beschloss er sich das Haus darum bauen zu lassen – es sollte aber den Anforderungen einer damals modernen Familie entsprechen.

Und das ist das Besondere an dem Haus das es heute noch total so erhalten ist und das Tollste ist die Küche die mich total an ein altes Haus am Eaton Place erinnert: Große Öfen, ein Fleischbräter der aussieht wie eine Höllenmaschine und hunderte blanke Kupfertöpfe. Ein seperates Esszimmer, wo die Dienstboten, Köche und Hausmädchen feiner speisten als mancher Mensch heute und tolle Haustechnik wie Klingeln und Telephone die aus allen Zimmern kamen. Ein Bestellzimmer, wo der Koch direkt zu den Mägden telefonieren konnte und Pantrys die hinter den Speisezimmern lagen, wo man die Teller vorwärmen konnte und die gebrauchten Geschirre via Aufzügen zurück in die Küche glitten.
Die Badezimmer wurden mit der neuesten Technik beheizt und die Armaturen kamen aus englischen Versandhauskatalogen (selbst die Zarin von Russland bestellte leidenschaftlich gerne aus den damals neuartigen englischen Versandkatalogen). Das Haus ist wie eine Wunderkiste und selbst als Besucher geht man heute noch auf original Klos von 1911.

1916 als Europa in den Schützengräben das erste Jahrhundertschlachten betrieb und der erste Weltkrieg ungeheure Ausmaße annahm, starb auch der geliebte Nissim de Camondo, der Sohn der einmal mit seiner Familie in diesem Haus wohnen sollte. Der Vater vereinsamte total und beschloss darauf hin das Haus komplett dem Musee Art et Decoratif zu vermachen. 1936 wurde es eröffnet und da es jetzt eine Aussenstelle des Louvre war auch nur deswegen so komplett bis heute erhalten. Wäre es noch in Familienhand gewesen, hätten die Nazis es geplündert so blieb es erhalten. Alle Familienmitglieder der Camondos wurden in deutschen Konzentrationslagern umgebracht – heute gibt es keine Nachfahren mehr.

Wir gehen fast jedes mal in dieses Haus wenn wir in Paris sind, weil man immer wieder etwas neues entdeckt und weil dort wenig los ist und dann ist es so als wenn man zuhause ist in diesem Haus bzw. als wenn der Onkel gerade ausgeflogen ist. Manchmal gibt es auch große Empfänge wie neulichst von Conde Nast in Paris. Dann erstrahlt das Haus in festlichem Glanz, ein Orchester sitzt in der ersten Etage und Musik und fröhliches Champagner-Lachen durchströmt das Haus dann erwacht es zu altem Glanz und Fröhlichkeit. Es ist eine der schönsten Oasen in Paris und es schlägt jeden total in seinen Bann.

Wilkommen im Nissim de Camondo

  • siegmarberlin
    8. Februar 2011 at 19:59

    @ Peter

    Du überraschst mich immer auf´s Neue. Wie wunderbar, ich war wirklich schon oft in Paris, von diesem Haus habe ich nie etwas gehört. Ich habe den Beitrag sofort einem Freund von mir in Paris übermittelt.Die Küche
    hat mich umgehauen, was für ein Traum für mich, da ich leidenschaftlicher Hobbykoch bin, bei meinem nächsten trip nach Paris werde ich mit Sicherheit dort hingehen. Schön zu lesen war auch das die familie ursprünglich aus Istanbul kommt, für mich eine der tollsten Städte überhaupt.

  • Daisydora
    9. Februar 2011 at 08:14

    Ich sage doch, du bist für das Maison De France unterwegs, ohne es zu wissen … ich war bisher nicht drinnen, gehe beim nächsten Mal sicher hin und freue mich schon darauf … danke, Peter! 🙂

  • peter kempe
    9. Februar 2011 at 11:05

    @ daisydora
    daisy ich bin der geheimagent von der maison de france wusstest du das nicht:-)))
    du bist so bezaubernd!!

  • Daisydora
    9. Februar 2011 at 12:38

    @peter kempe

    Doch, doch, aber ich kann dich ja schließlich nicht als solchen outen …. dankeschön… 🙂