Prada Menswear Fall/Winter 2022-2023; Bild: Courtesy of Prada
Erkannt hatte ich auf den ersten Blick ehrlich gesagt nur Jeff Goldblum, Kyle MacLachlan und Thomas Brodie-Sangster, den dazumal goldigen Sohn von Liam Neeson in Love Actually, der ein Neffe dritten Grades von Hugh Grant ist … so viel zum Gossip.
Die anderen Schauspieler, es waren insgesamt zehn an der Zahl, musste ich googeln. Hier der Vollständigkeit halber die komplette Liste: Thomas Brodie-Sangster, Asa Butterfield, Jeff Goldblum, Damson Idris, Kyle MacLachlan, Tom Mercier, Jaden Michael, Louis Partridge, Ashton Sanders und Filippo Scotti.
Aber nun zur Kollektion, die wie bei PRADA üblich, wieder einige Teile beinhaltet, die man auf der Stelle besitzen wollte, um sie die nächsten zehn Jahre oder länger zu tragen.
So gewöhnungsbedürftig die sehr überbreiten Schultern der Jacketts, der Mäntel und Jacken geraten waren, so ausgereift und klassisch sind die fabelhaften Schnitte. Miucca Prada und Raf Simons bleiben dem PRADA-Credo treu, dem zufolge so teure Teile in vielen Saisons getragen werden sollten.
Allerdings verlangen diese superbreiten Schultern nach größeren Köpfen, beziehungsweise längeren Haaren … manche der Köpfe, die aus den wuchtigen Schultern hervorlugen, wirken wie Pinheads.
Die Stylingidee der einzeln getragenen Ohrringe hat irgendwie Charme …
Was Miuccia Prada und Raf Simons als Inspiration für diese Kollektion angeben, ist eine Hommage an Arbeit als Zustand der Realität – einen wesentlichen Bestandteil des Lebens.
Nun denn: Die Blaumänner kommen dann in vielen Farben, den Materialien Seiden-Tech (sieht aus wie Fallschirmseide 4.0) und einer Art Lackfolie daher. Nichts, das man als Mann mit normalem Alltag wirklich gut auftragen kann. Und genau hier stellt sich wieder die Frage, wozu diese Teile in High-Fashion-Kollektionen dienen. Ich habe das noch nicht recherchiert, aber so ein PRADA-Blaumann-Overall kostet vermutlich mehr als 3.000,00 eher 4.000,00€.
Dazu der Pressetext: „Wahrgenommene Berufsuniformen bekommen eine neue Bedeutung. Dem Alltag wird ein Gefühl von Anlass gegeben. Aktivität – eine Bedeutung, ein Wert, der den Wert der Arbeit für die Gesellschaft betont.“
Das absolute Highlight der Kollektion sind die Ledermäntel. In Schwarz, Blau und einem wunderbaren Rot, dem auf den ersten Blick die Herkunft von PRADA anzusehen ist. Wer Ledermäntel liebt, sollte in so einen PRADA-Mantel investieren und diesen dann zehn oder zwanzig Jahre tragen.
Zu den Trafalgars der Kollektion wurden die Mäntel und Jacken mit Kunstpelzapplikationen, ersonnen. Da musste ich mehrmals hinschauen, um diese Effekte auch wirklich gut zu finden. Aber an einigen der Teile wirken die Manschetten und pelzigen Abschlüsse als Statement für die Saison. Darüber darf man sich freuen. Es musste kein Tier dafür sterben. Und Jeff Goldblum kann so einen Mantel gut tragen.
Wo PRADA draufsteht ist immer auch die Denkleistung und Philosophie der vergeistigten Intellektuellen unter den High-Fashion-DesignerInnen und ihrem kongenialen Kollegen zugrunde gelegt:
„Kleidungsstücke veranschaulichen eine konstruierte Moderne, deren inhärente Architektur dazu dient, Form zu definieren und zu definieren bilden. Der Körper wird betont, Schultern und Taille werden durch traditionelle Schneiderei umrissen, Silhouette dann in Alltagskleidung umgewandelt, die beiden Disziplinen nicht nur gegenübergestellt, sondern zusammengebracht … zusammen als eins. Durch Herstellung und Methodik wird jedem Genre von gleich viel Gewicht verliehen Kleidung – jeder Facette der Wirklichkeit wird Bedeutung, Raffinesse und Wertschätzung, ein bleibender Wert geboten.“
Und: „Eleganz wird zu einem Mittel des Feierns, der Bedeutungsübertragung.“
Ob das alles wirklich so ist, entscheidet ihr als potenzielle Fans und Kunden.
Prada Menswear Fall/Winter 2022-2023
Gastautor: Eva Parke