Wir Deutschen haben viele Dinge, auf die wir extrem stolz sein können: Zum Beispiel unsere Kultur. Manchmal wird einem das erst bewusst, wenn man länger im Ausland ist. So hatte ich mein Schlüsselerlebnis in Frankreich, wo der deutsche Komponist Johann Sebastian Bach (1685 -1750) über alles verehrt wird. Ich wurde nämlich gefragt, ob die Deutschen überhaupt wüssten was sie dort für ein tolles musikalisches Welterbe haben und die Unesco hat sein Werk in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Nun ist Weihnachten und die ganze Feierlichkeit und Festlichkeit drücken sich in einem der Hauptwerke dieses genialen Musikers aus: Dem Weihnachtsoratorium.
Es erzählt in vielen rezitativen Arien und fulminanten Chören die Geschichte der Geburt und der Ankunft Jesu Christi auf der Welt und die Weihnachtsgeschichte nach dem neuen Testament wird in Musik ausgedrückt.
Bach war Leiter des berühmtesten noch heute existierenden Kirchen und Knabenchores, dem Thomaner Chor der Thomas Kirche in Leipzig und sollte eine Musik für die Gottesdienste zwischen vierten Advent und Neujahr schreiben – also hat er einfach die Weihnachtsgeschichte zerlegt und über die Sonntage in Abschnitten verteilt.
Orchesterchor und diverse Solistimmen lassen die ganze Freude durchscheinen, die in der für die Christen wichtigsten Zeit um Weihnachten zum Ausdruck kommen soll. Jeder kennt den Auftakt Chor „Jauchzet Frohlockes“ die auch heute noch die Erwartungshaltung vor Weihnachten symbolisiert. Ein Klassiker nach dem Anderen erzählt von der Hoffnung, die in der Geburt des Heilands liegt und auch das uns altbekannte Lied vom ‚Himmel hoch da komm ich her‘ hat seinen Melodien-Ursprung in Bachs Meisterwerk.
Auch wenn wir im Jahr 2010 leben – die Meisten von uns wenn, dann nur Weihnachten in die Kirche gehen oder gar nicht mehr in der Kirche sind: Die Musik ist unschlagbar, gibt einem Ruhe und Kraft und symbolisiert für mich echte deutsche Kultur.
Es wird auch in den nächsten Jahrhunderten, wenn wir längst nicht mehr auf dieser Welt, sind zu Weihnachten erklingen und von der Hoffnung und dem Aufbruch künden, der im Weihnachtsfest liegt.
Es ist etwas wunderbares was Bach dort komponiert hat und ein Erbe was wir Deutschen der ganzen Welt geschenkt haben.
Fröhliche Weihnachten und viel Spaß beim Hören.
Daisydora
25. Dezember 2010 at 23:18Das mit dem stolz sein ist so eine Sache … 🙂 aber zweifelsohne großartige Musik, die man nicht oft genug hören kann …. am Schönsten für mich als Ballett von John Neumeier, am 26.12. und 02.01.2011 gibt es noch zwei Vorstellungen an der Staatsoper ….
jsb
26. Dezember 2010 at 11:29Hallo Horstson!
Das mit dem Bewusstsein als Deutscher im Ausland habe ich am eigen Leib erfahren. Da fließt einem von außen das Gefühl von Stolz zu, von dem man glaubt, es nicht verdient zu haben.
Eine kleine Korrektur zu Bach. Die Thomaner sind nicht der Chor der Thomaskirche, sondern der Thomasschule, einem Internat. Bach war als Thomaskantor Lehrer für Musik und Latein an dieser Schule. Wenn Du schon mal was von seinen Auseinandersetzungen mit dem Rektor Ernesti gelesen hast, dann hatte das damit zu tun, daß dieser die Schule (gegen den Widerstand Bachs) naturwissenschaftlicher ausrichten wollte. Bachs Stellung war – trotz seines Arbeitsvertrags – schwach, weil er weder Abitur noch Studium vorzeigen konnte; schon damals eigentlich unabdingbare Voraussetzung für einen Lehrer.
Daisydora
26. Dezember 2010 at 17:19@jsb
Sehr interessant, was du über den Hintergrund von Bach berichtest!
Der reiche Kulturschatz hat selbstverständlich auch was mit dem Land und seiner Identität zu tun, aber als Brite ist man auch nicht auf diese Art stolz auf Shakespeare …. wenn Müller ein Tor schiesst, dann ist das nur seine Leistung … aber freuen darf es einen trotzdem … 🙂
Graham
26. Dezember 2010 at 20:45Nette Seite, gefaellt mir.