Louis Vuitton „Heaven ob Earth“-Kampagne, Herbst/Winter 2020/21; Foto: Tim Walker
Ich weiß, ich weiß – Virgil Ablohs Frühling/Sommer-Kollektion für Louis Vuitton erinnert in Teilen an Entwürfe aus vergangenen Saisons von Walter Van Beirendonck. Das ist insofern problematisch, als dass der Artistic Director des französischen Luxushauses auf ein ganzes Netzwerk an Kreativen zurückgreifen kann. Da wirken die Kollektion und der Erklärungsversuch von Abloh dann doch etwas eindimensional. Was aber bleibt (außer ein wenig Ernüchterung), ist der durchaus spannende Gedanke, wenn Louis Vuitton eine Zusammenarbeit mit dem belgischen Mode-Avantgardisten angestrebt hätte.
Abloh sagt, dass er die Männerkollektionen, die er für Louis Vuitton entwirft, als eine Art Plattform der verschiedenen Nuancen betrachtet. Er hofft dabei, dass die entstehenden Bilder für sich selbst sprechen: Dorothy aus „The Wizard of Oz“ als Zitat zu seinem Start in der Mode; Schwarze musikalische Helden als Humanisten, deren Herangehensweisen die Rassen, Geschlechter, Kulturen und Glaubensbekenntnisse vereinen; Blumenfelder als Metapher für Vielfalt und Symbol traditioneller Pariser Mode und, ganz aktuell in der Kampagne zur Herbst/Winter-Kollektion von Louis Vuitton, der Himmel auf Erden als surreales Konzept von Zeit und Fortschritt innerhalb der Gesellschaft.
Für die Kampagnenfotos ist Fotografen-Legende Tim Walker verantwortlich. Die Idee war, die fotografierten Motive durch die metaphorische Sprache der Wolken zu ergänzen – aber gesehen durch eine surreale Linse. Also ein wenig ein Mix aus Alice in Wonderland und Salvador Dalí.
Teil des Casts sind u.a. der britische Schauspieler Michael Ward und das aus Ghana stammende Model Ottawa Kwami.
Wie die Kampagne zu oftmals kritisierten Frühling/Sommer-Kollektion 2021 aussieht, bleibt abzuwarten. Manchmal ist es nur ein kleiner Schritt vom Himmel auf Erden zum Boden der Tatsachen …
Peter Kempe
25. August 2020 at 16:43Ich mag das wahnsinnig gern ! Und das Szenarium und die Kollektion zitieren auf eine wunderbar aktualisierte Weise einen Designer der zu seinen Zeiten schon die Persiflage und Neuinterpretation anderer Designer liebte. Franco Moschino spielte 1989 bis 1992 mit genau dem Sujet. Aber das war ja eine Modekonsumenten Generation davor.
Hannes
25. August 2020 at 17:41Die Lederwaren sind grottenhäßlich, die Klamotten ein schlechter Witz. Virgil Abloh ist und bleibt ein einziges, großes Ärgernis. Und es wird von Kollektion zu Kollektion immer grauslicher.
Markus
25. August 2020 at 17:47@Peter Kempe Neuinterpretation? Eher eine schlechte Kopie: https://twitter.com/insidemood/status/1218079279944273920
Der letzte Satz fasst es gut zusammen: Ein kleiner Schritt vom Himmel auf Erden zum Boden der Tatsache
Peter Kempe
25. August 2020 at 20:33@markus ich will ja nicht immer so streng sein, denn wenn ich mit meinem Wissen aus meiner Generation agiere, darf ich mir gar nichts mehr angucken weil ich immer ne Referenz ziehen kann in fast jeder Kollektion. Wir leben seit ca. 5 Jahren jenseits der Phase in der Mode kreiert wird es gilt die Dekade die glasklar in eine Richtung zielt asiatischer Markt und zwar ausschließlich und copy +Paste. Deswegen werden die letzten Jahre auch spurlos in der Modehistorie verschwinden. Das Langzeitgedächtnis ist ja eh bei fast allen heute ausgeschaltet und es geht nur um den Effekt des Momentes. Während Kollektionen früher in diversen Teilen auf der Straße sichtbar waren sind es heute noch pro Marke 2 oder drei Teile aus 500 verschiedenen Kollektionsteilen die sichtbar werden , meist dann in Gebetsmühlen artiger Weise zu Hunderttausenden und in allen Medien. Meist ein Sneaker, ein Gürtel, eine Tasche oder eine Kombination aus Accessoires, das ist dann das was die Marke überall sichtbar macht, aber nicht wirklich für die diversifizierte Aussage der Marke oder der Kollektion steht. Auch ein Grund warum der Vintage Markt boomt.
Peter Kempe
25. August 2020 at 20:38@markus interessanter Weise hat man sich ja auch wiederum am Moschino Revival nicht am Original der Neunziger orientiert. Praktisch dann brauch man noch nicht mal die Proportionen verändern… also doppelt peinlich, das ist als wenn man die Mona Lisa kopieren will aber dann es doch lieber von einer schlechten Kopie aus versucht …..
JayKay
26. August 2020 at 10:36Natürlich hat es sogesehen schon fast alles schn mal gegeben. Sich inspirieren lassen ist eine Sache. Aber Virgel Abloh streitet ja auch noch ab, dass er bei Walter v B kopiert hat. Hätte er es einfach zugegeben, würde keiner mehr darüber reden. Statt dessen kommt er mit Kayne West an und zieht die Rassismus-Karte. Das ist für mich persönlich nicht der richtige Weg. Die Heaven on Earth Kampagne setzt jetzt noch dem offensichtlichen Kopismus einen oben drauf.