(Rembrandt van Rijn – Selbstporträt mit Barett, mit erstauntem Blick, 1630 Radierung mit etwas Kaltnadel; © Albertina, Vienna)
Vor einigen Jahren merkte Karl Lagerfeld im Interview mit der britischen Tageszeitung „The Guardian“ an, dass er gar nichts von Selfies hält: „Das Kinn ist zu groß, der Kopf ist zu klein. Nein, das ist elektronische Masturbation.“ Wie der Designer hingegen über Selbstporträts gedacht hat, lässt sich schwer sagen – insbesondere dann, wenn es sich um Werke von Rembrandt van Rijn handelt.
Der Taschen Verlag hat nun sämtliche Selbstporträts des niederländischen Malers in einem Band zusammengefasst.
Rembrandt war, wenn man so will, Vorreiter im Bereich der Selbstporträts: Über 80 Selbstdarstellungen in Form von Gemälden, Radierungen und Zeichnungen schuf der Künstler – mehr als jeder andere vor ihm. Er sah es als vor allem stilistisches Experiment. Ob als verschmitzter junger Mann, im Out-of-Bed-Look, in der Pose des Soldaten oder Orientalen, im biblischen oder mythologischen Gewand, mal als Melancholiker an der Staffelei, dann wieder als Bürger im Sonntagsstaat – jeder Pinselstrich, jeder verschleierte Gesichtszug diente der Charakterisierung einer jeweils anderen Facette seiner Person.
Doch anders als bei unzähligen Instagram-Selfies stand eben nicht der repräsentative Idealtypus eines Menschen im Mittelpunkt, sondern die genaue Beobachtung eines Künstlers, der selbst sein häufigstes Modell war. Und, was ich am Charmantesten an den Bildern finde: Rembrandt van Rijn wirkt sehr nahbar und äußerst humorvoll – also Eigenarten, die ganz sicher nicht unter der Kategorie „elektronische Masturbation“ fällt, oder?
Rembrandt. Die Selbstporträts
Volker Manuth, Marieke de Winkel
Das Buch ist im Taschen Verlag erschienen.
Monsieur Didier
24. August 2019 at 22:55…der Satz: „Ob als verschmitzter junger Mann, im Out-of-Bed-Look…“ ist einfach großartig…
ich mag Rembrandt sehr, egal ob aus seiner Hand oder von einem Schüler aus seiner Werkstatt. das der Meister dann unterschrieb… er ist immer großartig…!