Florenz; Bild: Montblanc
Eine Herzensangelegenheit, die immens viel Vorlauf benötigt hat: Der Besuch der Montblanc Pelleteria in Florenz. Vor mehr als einem Jahr startete ich erstmals den Versuch, mit Montblanc einen Besuch in der unternehmenseigenen Ledermanufaktur zu planen. Vergeblich, denn Klausuren, Präsentationen und andere anwesenheitspflichtigen Alltäglichkeiten aus dem Leben eines Studenten, haben jegliche Planung unmöglich gemacht. Darüber war ich mehr als traurig, vor allem verpasste ich damals nicht nur einen Rundgang durch die italienische Ledermanufaktur, sondern auch ein Treffen mit keinem Geringeren als Montblanc Markenbotschafter Hugh Jackman.
Bild: Julian Gadatsch
Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass ich damals nicht nur traurig sondern viel eher untröstlich war. Glücklicherweise bin ich maximal ein paar Tage mit versteinerter Miene durch die Universität gelaufen und just, als ich mich mit der vertanen Chance arrangiert hatte, kam eine Einladung zum Manufakturbesuch in Hamburg ins Haus geflattert (die Beiträge gibt’s hier und hier zum Nachlesen). Es ergab sich also doch noch die Chance eines Besuches, die Fertigungsprozesse der Federmanufaktur waren nicht nur ungemein faszinierend, sondern auch Auslöser für einen waghalsigen Plan: Irgendwann schaffe ich es nach Florenz zur Ledermanufaktur von Montblanc und das ganz ohne Fehlstunde.
Bild: Montblanc
Gesagt, getan. Bevor ich mich jedoch mit meiner reizenden Begleitung Elena in Richtung Toskana aufgemacht habe, konnte ich sogar noch Hugh Jackman bei der Präsentation der neuen Montblanc Sfumato Meisterstück Collection in London zu Gesicht bekommen (den Kneif-Mich-Mal-Moment gibt’s hier zum Nachlesen). Gefüllt mit einem Köfferchen voller Erfahrungen und Erlebnisse rund um das Traditionsunternehmen, machte ich mich nun also auf den Weg nach Florenz.
Schnitt, Cut und ciao Italien – ich werde mich nun endlich aus der Vergangenheitsform lösen und mich ganz der Pelleteria-Berichterstattung widmen. Los geht’s:
Bilder: Montblanc
Etwas außerhalb vom florentinischen Stadtzentrum liegt die Ledermanufaktur in Scandicci. Für Kenner italienischer Lederwaren ein „must place“, Gucci, Prada und co. produzieren ebenfalls im Umkreis des Montblanc-Standorts. Ich bin begeistert von der eleganten Aussprache des Namens und versuche nicht einmal, dem Singsang des Taxifahrers nachzueifern. „Scan-di-cci!!“, so muss es wohl heißen. Vor dem Gebäude angekommen, bin ich doch etwas irritiert: Vorgestellt hatte ich mir eigentlich ein pittoreskes Firmengebäude mit rostiger Pforte und Gras auf dem Dach. Fehlanzeige, hier entspricht alles den modernsten Anforderungen eines global agierenden Marktführers.
Gleich beim Empfang durch eine herzliche, sehr italienische Dame Rossana, merke ich, dass hier alles ganz anders als in meinen engstirnigen Vorstellungen abläuft. „Um gute Lederprodukte zu erschaffen, muss man sich zwangsläufig in der Nähe vom Leder selbst ansiedeln!“ Ebenso wichtig wie die Lederauswahl sei frisches Blut an jungen, talentierten Mitarbeitern. Ich kann mir bei diesem Vergleich ein Schmunzeln nicht verkneifen – diese Dame ist äußerst sprachgewandt, nickt zuversichtlich in die Runde und schenkt während ihrer Erzählungen in aller Ruhe Espresso aus. Plötzlich kommt Giacomo in den Raum, stellt sich vor und heißt uns herzlich willkommen: Kein förmliches „Hallo“, vielmehr ein grundsympathischer Überschwang auf Italienisch, Englisch und Deutsch. Wieder einmal fühle ich mich bestätigt, dass die italienische Mentalität genau mein Ding ist.
Bilder: Julian Gadatsch
Giacomo nimmt sich reichlich Zeit seine Arbeit vorzustellen, veranschaulicht die Unterschiede zwischen der Fertigung von Füllfederhaltern, Uhren und Lederwaren und macht abermals auf das „we go for the best“-Credo von Montblanc aufmerksam. So lassen sich Lederwaren im Vergleich zu Uhren wesentlich schneller entwickeln, Trends können somit gezielt aufgegriffen und umgesetzt werden. Wir machen uns auf den Weg, der offizielle Rundgang beginnt: Zuerst machen wir Halt bei den Produkten der Sfumato-Kollektion, aufmerksame Leser können jetzt nickend zustimmen, wenn ich von der aufwändigen Färbetechnik berichte. Es wird aller per Hand eingefärbt und dafür muss das Leder höchsten Qualitätsansprüchen standhalten. Fragt man Giacomo nach seiner Auffassung von Qualität, bekommt man ein in die Länge gezogenes „angeeelloo“ zur Antwort. Ganz klar, es soll bedeuten, dass die Qualität intern engelsgleich sein muss. Alles andere unterhalb seiner Ansprüche hat keine Chance in der Ledermanufaktur.
Bild: Montblanc
Wir erreichen den „Robot Anthropomorphic“, eine Maschine, die sich augenscheinlich als Qualitätskontrolle erkennbar zeigt. Immer und immer wieder werden die eingehakten Taschen in Richtung Boden gedrückt, in die Luft gehoben oder geschüttelt. Auf diese Weise können Tragegriffe und Riemen auf ihre Belastbarkeit getestet werden – Eine Wahrscheinlichkeit, dass sich spätere Käufer über Qualitätsmängel beschweren? Äußerst bis komplett unwahrscheinlich! Weiter geht’s mit der „Climatic Chamber“, die, wie der Name bereits verdeutlicht, die Langlebigkeit der Materialien bei unterschiedlichsten Temperaturen testet. Ich linse neugierig durch die kleine Öffnung und kann mich nicht entscheiden, ob es dort drinnen gerade eher kalt oder warm aussieht. Gerade in diesem Moment kann ich einen Trolley aus der Reisegepäckserie erkennen, Giacomo erklärt mir, dass nicht nur das Leder, sondern auch sämtliche Schlösser vor Verschleißerscheinungen getestet werden müssen.
Ganz unabhängig von der Temperatur schließt sich der „Xenotest“ an, er setzt die einzelnen Lederwaren künstlichem Licht aus. So kann ausgeschlossen werden, dass es zum Ausbleichen/ Verfärben der Materialoberfläche kommt. Ein mir bislang völlig unberücksichtigtes Detail ist das Austesten von verschiedenen Materialen in Kombination mit dem Leder: „Jeans sind oftmals rau in ihrer Struktur und können Lederportemonnaies, die in einer Hosentasche verstaut sind, leicht angreifen. Wir testen bis ins kleinste Detail unsere Ledersorten aus, damit so etwas bei uns nicht vorkommt!“ Selbst die Kombination Schweiß und Leder wird ausgiebig getestet. Alle Anwesenden lachen und doch, selbst das scheint mir bei genauerer Überlegung einen Test wert.
Ich hoffe der erste Einblick hat euch gefallen, der zweite Teil der Besichtigung folgt in Kürze! Anbei ein paar Impressionen aus der Ledermanufaktur…
Monsieur_Didier
30. September 2015 at 13:00…wie immer: ein wunderbarer Artikel und ich bin SEHR gespannt auf den 2. Teil…!
Siegmar
30. September 2015 at 14:36sehr schöner Artikel Julian und genieß die Zeit im schönen Florenz.
Die Ledermanufaktur von Montblanc in Florenz | Horstson
2. Oktober 2015 at 10:22[…] können (den ersten Teil meiner Berichterstattung über die Montblanc Pelleteria gibt’s hier zum Nachlesen). Bilder: Julian […]
Die Woche auf Horstson – KW 40/2015 | Horstson
4. Oktober 2015 at 16:32[…] und besuchte die Ledermanufaktur von Montblanc in Florenz. Teil I seines Reiseberichts zeigte er am Mittwoch und Teil II am Freitag. 3) Mein persönliches Objekt der Begierde konnte man am Dienstag hier […]
Montblanc: neuer Flagshipstore in Hamburg, am Neuen Wall | Horstson
10. Dezember 2015 at 20:03[…] das Lächeln Hugh Jackmans beim gemeinsamen Dinner (die Artikel gibt’s hier und hier zum Nachlesen) oder ganz aktuell über den Umzug samt Neueröffnung der Hamburger […]