Milan Fashion Week

Z Zegna Fall/Winter 2012/2013

Das ist die erste Kollektion des neuen Chefkreativen von Z Zegna, Paul Surridge (davor als Head Designer bei Jil Sander, und Designer bei Calvin Klien und Burberry), der fabelhafte Alessandro Sartori hat das Label ja nach der letzten Saison in Richtung LVMH verlassen.
Ich war sehr gespannt, woran man diesen Designerwechsel im Stil der Kollektion werde festmachen können und kann nun sagen: Alles beim Alten, aber natürlich beim Guten Alten.

Z Zegna enttäuscht nicht. Zumindest nicht den Mann, der zurückhaltend, aber gut und elegant gekleidet sein möchte, auf das Korrekte zu achten hat oder das einfach will, aber ohne diesen BOSS-Anzugträger-Fraktions-Faktor.
Der Italiener sieht in seinem feinen Zwirn schon anders aus. Nicht nach der Maßschneiderei der Savile Row, die uns Christopher Bailey in seinen Anzügen der Burberry Prorsum Kollektion wieder näher gebracht hat. Nein, er sieht genau nach dem Eleganz-Understatement Italienischer Männer in der Großstadt aus.

Gutes Aussehen und Eleganz, auch im Alltag, bedeuten diesen Männern an sich viel. Und damit unterscheiden sie sich etwas von New Yorker Anzugträgern, die nach NYSE Erfolgsmännern aussehen und auch nicht wie diese BOSS-Anzugmänner aus Deutschland, die man gerne in Vorständen und dem Bundestag verorten möchte.
Es ist die Leichtigkeit, das Spiel mit teils glänzenden Anzugstoffen aus feinsten, gekämmten Wollen, die fast schon schnittig schmalen Silhouetten der Jacketts und Hosen, die aber nie hauteng sind, die Aufschläge der Hosen, die aber nicht nach Opas guter Anzughose von Anno dazumal wirken… und noch so einiges.

Ich schau mir das an und habe trotz Abwesenheit vordergründig origineller Designideen und aufsehenerregender Showpieces, das Gefühl, dass diese Teile genauso noch nie da waren. Und wenn wir von den Schnitten und deren guter Passform sprechen, dann ist das bisher die beste Kollektion aus Mailand. Oder, die Schneider haben alle Teile den Models noch mal nach Maß geschneidert, sieht jedenfalls so aus.
Bei den Farben gibt es Dunkles in Petrol, Blau, Schwarz, etwas Braun und einen Dijonsenf-Ton, aber auch Helles und klassisch Gemustertes mit kaum sichtbaren Nadelstreifen und Karos, allesamt perfekt abgestimmt und auch von den Muster-Kombinationen her gewohnt eloquent. Wenn ich die feinen Wollstoffe der Teile, einen nach dem anderen betrachte, dann wähne ich mich in einem dieser gut sortierten Mailänder Stoffläden, in denen ich Tage verbringen könnte.

Es gibt aber auch Jacken, Mäntel und dazu passende Hosen aus wetterfesten High-Tech- oder oberflächenbehandelten Materialen, die bei aller Reduziertheit der Formen einen futuristischen Look zitieren. Die Hosen sitzen akkurat in der Taille und werden zum Teil von dünnen Wollpullis begleitet, die entweder schlicht mit Polokragen daherkommen oder zweifarbig sind und zur Taille hin den dunkleren Farbton zeigen, einem Effekt, der die Taille schmaler und die Figur besser wirken lässt.

Man könnte noch so einiges daraus beschreiben, aber ich denke, ihr schaut euch das besser selbst an, ob diese zurückhaltend-modische Kollektion gefällt. Z Zegna ist und bleibt für mich jedenfalls eine Option für Männer, die gut angezogen sein wollen, aber ohne diesen Laufsteg-Label-Appeal.

Bilder: style.com