Interview Music

„Wir wollen kreative Rockmusik machen und andere Leute beeinflussen“ X JanWho im Interview mit Sunflower Bean

Wenn man Tourmanager anruft, ist es manchmal üblich, dass diese nicht rangeht. Unüblich war es zumindest für mich, dass die Frontfrau der Band selbst ans Telefon geht. Und so war es Julia Cumming, die am Abend das Telefon des Tourmanagers abhob und die Tür zur Berliner Berghain-Kantine öffnete. Die Frontfrau ist vielen vielleicht als Model für Saint Laurent ein Begriff. Die Band Sunflower Bean, von der Cumming Sängerin und Frontfrau ist, hat nun ihr erstes Debutalbum veröffentlicht. Wir sprachen mit Julia Cumming, Jacob Faber und Nick Kivlen über das erste Kennenlernen, familiären Zusammenhalt und die Kunst des richtigen Positionierens.

Viele Leute in Deutschland kennen euch vielleicht noch gar nicht bzw. dich Julia nur durch die Modeltätigkeit bei Saint Laurent. Daher vielleicht kurz von euch mal „Sunflower Bean – The Story so far“.

Nick:
Gut dann fang ich mal an.

Julia:
Oh das kam schnell.

Nick (lacht):
Ja ich werde jetzt mal ne seriöse Einführung geben.

Julia (lacht):
Ok dann hier eine seriöse Einführung von Nick.

Nick:
Also wir kommen aus Brooklyn, New York und 2013 … oder 2012 … nein 2013, als Jakob und ich in der Highschool waren, haben wir ungefähr zwei Jahre in einer Band in Brooklyn gespielt und waren wie Julia auch schon in der Musikszene tätig.

Julia:
Und ich bin dann mit 13 Jahren zur Band gestoßen.

Aber ihr kanntet euch schon vorher?

Julia:
Unsere jeweiligen Bands davor haben mal eine Show zusammen gespielt und dadurch kannten wir uns und sind in Kontakt geblieben.

Jacob:
Jeder hatte Material, was er beitragen wollte und dann sind wir zusammengekommen und anfangs mit ein paar unterschiedlichen Schlagzeugern aufgetreten. Im Abschlussjahr dann hat Nick Julia gefragt, ob sie denn gern festes Mitglied werden möchte und so ist Sunflower Bean entstanden.

Und seitdem verbringt ihr eine Menge Zeit miteinander. Ich habe gelesen, ihr habt eure gemeinsame Zeit von 100% auf 97 % runtergeschraubt?

Julia (lacht):
Ja das stimmt. Das war schon wirklich close.

War das ein Problem, wenn man sich so lange kennt, dann aber wirklich tagelang Zeit verbringt?

Julia:
Ich würde sagen, das ist wie eine Familie.

Jacob:
Ja das ist wie zusammen aufwachsen. Wir haben das erste Jahr zusammen in einem Haus gewohnt, dachten dann aber es ist auf Dauer vielleicht gesünder, dass wir mal getrennt wohnen. Wobei es ja schon so etwas wie ein Headquarter war.

Einige bezeichnen eure Musik als „Nostalgic Pop“, andere wiederum als „Classic Rock“. Wie definiert ihr selbst eure Musik?

Julia (überlegt):
Ich würde sagen am Anfang waren wir eine Happy-Band und haben es geliebt eher laute Sachen zu spielen. Zudem hatten wir außerdem viele Improvisationsparts in unseren Songs. Auf dem Album haben wir uns dann ein wenig zurückgenommen und mehr an der Pre-Production, dem Songwriting sowie den Melodien und Harmonien gearbeitet, da wir vorher auch noch nie in einem richtigen Studio waren. Wir haben einfach festgestellt, dass wir nicht nur laut sind. Das ist natürlich noch immer ein großer Part von uns, aber wir wollten uns anders und facettenreicher präsentieren. Außerdem glaube ich das Album klingt live anders als auf der Platte, daher wohl auch die unterschiedliche Beschreibung. Es gibt eben einige Elemente wie Synthesizer, die wir live nicht verwenden.

Und wie lange hat es gedauert bis euer Debutalbum fertig war?

Julia:
Einige Songs sind schon älter und fertig gewesen, passen aber immer noch zu uns und für was wir stehen. Daher wollten wir sie mit auf das Album packen und haben sie neu eingespielt. Die Vorbereitungen haben ungefähr drei Monate gedauert und im Studio waren wir dann ca. 11 Tage. Wir waren also gut vorbereitet, bevor wir ins Studio gegangen sind.

Elf Tage ist vergleichsweise kurz …

Julia:
Ja, der eigentliche Aufnahmeprozess ging relativ schnell, aber wir hatten eben eine lange Vorbereitungszeit.

Nick:

Und so ein Tag hat halt auch acht bis elf Stunden an Dauer, insofern ist das gar nicht so kurz.

Julia:
Außerdem mussten wir eben auch schauen, dass es sitzt, da wir nicht die finanziellen Mittel haben wie andere Bands, ein Studio für zwei Monate zu mieten und alles auszuprobieren was wir wollen.

Das bringt mich zur Frage ob ihr eher in eurer musikalischen Nische bleiben möchtet oder letztendlich auch den großen kommerziellen Erfolg haben wollt.

Nick:
Ich denke wir können nie wirklich kommerziell sein, weil wir nie von unserem Ding abweichen werden.

Jacob:
Ich würde sagen wir werden definitiv als Band weiter wachsen und schauen wo es hingeht.

Julia:
Wir wollen auch kreative Rockmusik machen und andere Leute beeinflussen. Wenn du das willst, musst du so bleiben wie du bist. Bei den Vaccines zum Beispiel waren wir und Palma Violets Vorband. Das passt jetzt nicht optimal zusammen, aber es ist eine gute Möglichkeit für uns. Wir sind definitiv weirder als diese Bands, aber vielleicht gibt es da ein paar Kids die sagen: So weird möchte ich vielleicht auch sein oder ich möchte so eine Art Musik machen und die Musik damit verändern.

Aber ihr schließt Kommerzielles ja nicht komplett aus. Du modelst für Saint Laurent was Dir/Euch definitiv mehr Output gibt und auch sichtbarer für ein sehr breites Publikum macht.

Julia:
Ja das ist ein schwieriges Thema, da man vorsichtig sein muss, wie man sich positioniert. Bei Saint Laurent ist es offensichtlich mehr oder weniger eine Kollaboration, die mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Er (Hedi Slimane) mag generell Menschen, die Künstler sind und nicht nur Musiker. Wir machen daher als Künstler aber auch unser Ding und er seins, weshalb wir dieses mal eben auch nicht bei der Show sind (die Palladium Show – Anmerkung der Redaktion). Aber ja, das ist ein schmaler Grat, bei dem man definitiv aufpassen muss, wo man sich positioniert …

  • PeterKempe
    22. Februar 2016 at 10:36

    Schönes Interview, tausend Dank lieber Jan!

  • Siegmar
    22. Februar 2016 at 13:51

    sympathische Typen, gutes Gespräch! Kannte ich natürlich auch mal wieder nicht.