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WikioGate? – oder warum nur die Besten die Besten sein können

Ich muss da mal dringend was loswerden … obwohl, euch interessiert sowas wie das monatliche Wikio-Blogranking wahrscheinlich nicht mal am Rande…
Modeblogs sind Teil der Medienlandschaft. Ganz sicher der Teil, der von den wenigsten Menschen regelmäßig konsumiert wird. Wir lesen Magazine und Zeitungen, sehen fern, hören Radio, flanieren durchs www und tun das alles ganz selbstverständlich – und ohne Gebrauchsanleitung durch jedwede Media-Control und deren Statistiken. Niemand denkt drüber nach, wie gut seine Lieblingsblogs nach ziemlich unwissenschaftlichen, weil willkürlich festgelegten Messkriterien von Wikio beurteilt werden. Das wäre ja ungefähr so unsinnig, als würde man in der BILD nachlesen, wie gut die Redaktion des Leitmediums andere Medien aktuell findet.

Weil das Medium Modeblog aber noch so jung ist und laut nicht ausrottbaren Gerüchten jeder einen guten Modeblog an den Start bringen kann, für den er dann auch selbst die Unique Visitors und Visits pro Monat vermelden kann, herrscht mangels wasserfester und adäquater Erfolgsmessung ein mittleres Rankinggerangel bei Wikio.
Einige BloggerInnen haben den Dreh raus, wie einfach das Ranking beeinflusst werden kann. Seit einigen Monaten wird da mithilfe von verstärktem Socializing, Gefälligkeits-Verlinkungen und vielen semiprofessionellen Beauty-Posts, die anscheinend noch mehr Links von anderen Blogs bringen, wild hin und her gerutscht; aber immer in Richtung Zielgerade und Podest. Naturgemäß bilden die neuen Platzierungen weder die Leserzahl, das Leserinteresse oder den Zuspruch der Leser ab. Es geht also nicht um die Zahl und die Qualität der Berichte, nur noch darum, Links von anderen Bloggern mit Herz zu bekommen. Sprünge von zehn oder zwanzig Rängen, von Monat zu Monat und das in jede Richtung, kommen immer wieder vor.

Die Zeit ist reif für echte Medienforschung an Blogs.
Wer ist auf die Idee gekommen, ein Medium, das im Idealfall nur für seine Leser und hinzukommende Interessenten geschrieben wird, danach zu gewichten beziehungsweise zu reihen, welche anderen Medien dorthin verlinken. Was hat der Leser davon? Gar nichts und der kümmert sich auch nicht weiter darum.
Nur die Besten können wirklich die Besten sein. Da mag in Rankings stehen, was will.
Das sind schon wegen der Zahl der Berichte, der Bandbreite der Themen, der Aktualität und Originalität und vor allem den fachlichen und handwerklichen Fähigkeiten der BloggerInnen die großen und professionell aufgestellten Modeblogs wie zum Beispiel Modepilot. Von Horst weiß ich, dass die drei gestandenen Modejournalistinnen, die hinter den Bloggernamen modejournalistin, parisoffice plus Verstärkung durch babyoffice und mainlandoffice stecken, es gar nicht gerne mögen, wenn man sie hervorhebt. Das ehrt die Bloggerinnen, die mit ruhiger Kraft und ohne Gedöns neben ihren Berufen bloggen und trotzdem wesentlich mehr gebacken bekommen, als alle anderen Blogs in Deutschland, die sich auf Mode und deren Bandbreite fokussieren.

Wenn ich auf Modepilot reinlese, dann erlebe ich Professionalität, bis hin zum Umgang mit den Lesern und der Beantwortung von Kommentaren, es ist aber auch cooler als anderswo, heiter und auf angenehme Weise familiär, weil man sofort merkt, das sind Frauen die mitten im Leben stehen und kein Second Life einer Plastikblogprinzessin von eigenen Gnaden auf facebook führen, um andere von sich zu beeindrucken. Klar kann man auch über Mode schreiben und fantasieren, wenn man diesen Background nicht hat, aber mich interessiert wenn ich Modeberichte auf Modeblogs lese ehrlich gesagt nicht, wie die Tochter der Nachbarin, die ich nicht habe, über Mode von Designern denkt, die sie ohnehin nicht versteht und nicht kauft …. für mich ist Wissen um Mode, deren Macher und so weiter eine unabdingbare Voraussetzung, gut darüber zu bloggen …
So schaffen es die Drei, die am Steuer von Modepilot sitzen und durch die Crew der Korrespondenten Jérôme, jenaoffice und neuerdings zu meiner Freude durch die Kosmetikspezialistin Christina Finke-Beyer, alias schwabingoffice, eloquent und zum Stil des Blogs passend ergänzt werden, immer auf hohem Niveau und mit der richtigen Schlagzahl über Mode und mehr zu berichten. Sehr sympathisch und nahbar, aber mit professioneller Distanz zu den Herstellern und Dienstleistern. Das macht die Bloggerinnen so glaubwürdig und schafft den Mehrwert einer Orientierungs- und Entscheidungshilfe inmitten des Dschungels des Fashionbizz. Und Geschmack haben sie auch. Und das nicht zu knapp …
Drum ist der Laden für mich die Nummer Eins in unserer Bloggerszene: Ein moderner Modeblog auf der Höhe der Zeit, mit Menschen, die Ecken und Kanten haben und ihr Handwerk perfekt beherrschen, ohne großen Budenzauber und so gut wie immer kompletter und schneller als andere große …

Well Done, Captains!

Meiner Kenntnis nach, wird schon an einer Studie gearbeitet, deren Ergebnisse mit wissenschaftlichen Methoden nachweisen werden, wie gut deutsche Modeblogs aus Sicht der Leser sind. Das klappt nur mit anonymisierten Blogposts, mithilfe relevanter Samples und über einen langen Erhebungszeitraum hinweg. Alles Andere befindet sich im Ungefähren oder ist Kokolores!

Mein Daisy-Fazit: Man kann und darf sich über Empfehlungen andere Blogger freuen, so ferne das Verfahren was mit Qualität aus der Sicht der Leser zu tun hat. Aussagekraft über die Marktbedeutung eines Blogs haben diese Links aber genauso wenig, wie die Zahl der Kommentare, die nicht mit der Leserzahl und deren Entwicklung korreliert. Oder sollte ich doch durchdrehen und vollkommen abheben, weil ich einen Link von einem Blog hatte, der Modeblogs gar nicht auf dem Zettel hat? Bestimmt nicht: Einen Modeblog weiter zu entwickeln erfordert mehr als das … viel mehr …

Das muss der Vollständigkeit halber noch sein: Auch ganz nach vorne gehören StyleRanking und schon wegen der maximalen Möglichkeiten und der besten Zugriffszahlen ganz sicher LesMads. Und wenn das Blogzine Nahtlos! im Ranking aufscheinen würde, so wäre der Blog bei mir zumindest auf Augenhöhe mit StyleRanking und LM.
So, das war es mal wieder aus dieser Abteilung, liebe Leser und liebe BloggerInnen. Aber, wie seht ihr das?

Screenshots: Modepilot, Styleranking, LesMads, Nahtlos!

  • itsallaboutchanel
    24. Oktober 2011 at 10:04

    Ist noch keiner dieser Modestudenten auf Idee gekommen, seine Masterarbeit über dieses Ranking zu schreiben? Das wäre interessant.

  • Daisydora
    24. Oktober 2011 at 14:49

    @itsallaboutchanel

    Das kann schon sein, dass gerade jemand dran ist, aber ich baue da ehrlich gesagt auch auf die gerade anlaufende Medienforschung. Ist eben immer noch ein sehr neues Medium und das merkt man an allen Ecken und Enden und Wikio fokussiert sich eben auf Links und es liegt an der Branche und an uns, das zu relativieren.

    🙂

  • Jana Goldberg
    24. Oktober 2011 at 16:48

    Servus!
    Das passt wunderbar, denn eine Leserin hat mich angeschrieben mit der Bitte ihr im Rahmen ihrer Masterarbeit bei einer Umfrage zu helfen. Unterstützt bitte die Wissenschaft:
    http://borismomstyle.blogspot.com/2011/10/macht-mit.html

    Danke
    P.S. Ich persönlich denke gerade über eine Promotion nach. Das wäre doch ein Anreiz.

  • Horst
    24. Oktober 2011 at 23:02

    @Jana sorry – dein kommentar ist im Spamfilter gelandet… :-/

    Zur Thematik: Modepilot find ich super- und das nicht nur weil das Cockpit so lustig besetzt ist. Wikio stehe ich kritisch ggü.!

  • Daisydora
    25. Oktober 2011 at 10:09

    @Jana Goldberg

    Hallo Jana,

    ich begrüße und unterstütze jede Forschung … gehe davon aus, dass in wenigen Jahren das Wissen über das Medium die Legendenbildung ablösen wird.