Was aus Uromas Blumenstores wurde – vom Laufsteg in die Modeläden

Wenn Uroma das noch erleben könnte …
Man muss gar nicht lange suchen und findet das Revival ihrer mit Fantasieblumen bedruckten Stores für nur 4.500 Euro als Seidenduchesse-Mantel in einer aktuellen Kollektion …
Wir hatten das Stoffthema in der jüngeren Vergangenheit in einigen Berichten angesprochen, weil es ganz augenfällig immer häufiger so ist, dass auch große Marken hier vollkommen daneben langen oder aus anderen Gründen mit wenig attraktiven Dessins ins Rennen gehen.
Einer der Tiefpunkte auf dem Gebiet der Materialauswahl ist besagter Blumen-Duchesse, der sich in der aktuellen Jil Sander Kollektion findet. Ich tu das nur ungern, da mit dieser Kollektion auch ein paar sehr schöne Outfits gezeigt wurden und ich das Label eigentlich liebe, aber der Schock über die Preise und diesen Stoff verlangt geradezu danach.

Wenn wir Modeverrückten – und uns voran die Designer mit ihren mitunter unverständlichen Ideen – in Zukunft noch halbwegs von ganz normalen Menschen, die ja zum Glück in der Überzahl sind, verstanden werden wollen, dann sollten wir jetzt einen Punkt setzen. Und schnell zugeben, dass es in manchen Kollektionen von Outfits wimmelt, die anscheinend nur für die gelangweiltesten Fashion Editors und Anna Dello Russo gemacht werden, der bekanntlich alles gleich gut oder schlecht steht, das sie geschenkt bekommt.
Welche normale Frau zieht freiwillig ein Einmannzelt mit hässlichem Blumendruck an, das zirka 4.000 Euro kostet, um das einen aber garantiert niemand beneidet, vielleicht auch, weil man darin ab Größe 36 wie eine schwangere Bergente aussieht … und das auch nur, wenn man über das Model-Gardemaß verfügt, andernfalls kann auch ein Walross im seidig schimmernden Blumenzelt draus werden.
Wer sich von solchen Kleinigkeiten nicht davon abhalten lässt, Raf Simons mit dem Tragen seiner Trafalgars aus der Winterkollektion zu huldigen, kann sich für knapp 15.000 Euro das ganze Set in den Schrank hängen.
Den Mantel gibt es für 4.500 Euro, das Kleid für zirka 4.000 Euro, die Ankle-Boots liegen mit 925 Euro immerhin deutlich unter der Schallmauer von 1.000 Euro. Dafür muss man für eine der hässlichsten Blusen der Welt wieder etwas tiefer in die Tasche greifen: Die Hilary Warp Print Silk Satin Blouse kostet 2.650 Euro. Die schmalen Hosen, die sich Humphrey Warp Print Silk Satin Trousers nennen, sind für 2.330 Euro in ausgesuchten Jil Sander Stores und online zu haben.
OK – die Ankle-Boots zu schwarzen Sachen kann man tragen. Mehr nicht, oder? Was sagt ihr denn dazu? Liege ich da etwa völlig falsch und die Teile sind schon bald auf all den eleganten Avenues der Weltstädte zu sehen?
Bilder: luisaviaroma.com, mytheresa.com