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Vogue Highlights – Als der Dalai Lama Vogue machte

Gestern bekam ich ein Päckchen aus Paris mit diversen Vogue Weihnachtsausgaben aus den achtziger und frühen neunziger Jahren von meiner Freundin Brigitte Bury, die zwanzig Jahr lang Commercial-Director bei der französischen Vogue war. Es war eine Zeit, aus der ich gerne Geschichten von ihr höre.
Vogue war so etwas wie ein Gesetzbuch der Mode und die Japaner investierten in den wirtschaftlich goldenen Achtzigern in Paris und kauften was das Zeug hielt – Louis Vuitton und Chanel hatten ihre Taschen reglementiert und die Asiaten durften nur eine Tasche pro Person am Tag kaufen, was dazu führte das sie Europäer auf der Strasse ansprachen, damit diese für sie Dinge kaufen gingen – natürlich gegen Provision. So manches Taschengeld hab ich mir damit verdient.

Die Redakteurinnen von Vogue wurden von den Couture Häusern verwöhnt und hatten Kleider Budgets in den Häusern und konnten saisonal ihre Outfits wählen. Die Rezept-Tipps in der Vogue wurden vom Herzog von Bourbon Parma gegeben. Die Welt der Mode war etwas übersichtlicher als heute und die Linien klar: Jedes Haus hatte seine Eigenheiten und Linien und Emanuel Ungaro, Givenchy und Claude Montana waren neben den Japanern Kenzo, Miyake und Rai Kawakubo auf dem Höhepunkt ihres Wirkens.

Vogue kam auf eine wunderbare Idee, die Doppelausgabe Dezember/ Januar, also die Weihnachtsausgabe, von ganz besonderen Prominenten gestalten zu lassen, die als Gast-Chefredakteure agierten. Brigitte war mit der Aufgabe betraut, diese Prominenten dafür zu gewinnen. Wirkliche A-Prominenz wurde angefragt: Der Tänzer Baryshnikov ebenso wie Martin Scorsese. Caroline von Monaco, der Künstler Bernard Tàpies, der Zeichner Sempe und der Dirigent und Cellist Mstislav Rostropovich wurden ins Boot geholt. Als Sensation machte der Dalai Lama eine Ausgabe und man fragte sogar den Papst an. Völlig unverständig erzählte mir Brigitte das sie es nicht verstehen konnte, dass er abgesagt hatte. In der Vogue-Welt schien nichts unmöglich.

Wenn man heute die Ausgaben durchblättert sieht man, wie liebevoll und extravagant sie gestaltet wurden: Sempe hatte ein ganzes ausklappbares Pop-Up Theater für die Mitte des Heftes gemacht, Baryshnikov lieferte mit Bill King die Vorlage für die berühmte Alice-im-Wunderland-Strecke von Grace Coddington.
In den heutigen Zeiten erscheinen einen die Produktionen wie Schlaraffenländer und haben sicher Produktionskosten verschlungen für einzelne Hefte, die heute einem Jahresbudget entsprechen würden. Im letzten Jahr wiederholte Stephanie von Monaco ihren Gastauftritt aus den Achtzigern und Sophia Coppola machte auch eine bezaubernde Ausgabe.

1995 griff Anna Wintour bei der amerikanischen Vogue die Idee aus Paris auf und machte für ihre September Ausgabe, dem stärksten Monat für die U.S. Vogue, daraus das Konzept, mit Celebrities zu arbeiten – mit dem Erfolg, dass die Auflage in ungeahnte Höhen schnellte – und das Anzeigenaufkommen natürlich auch.

Ich finde die Hefte sind tolle Zeitdokumente und Sammlerstücke vor allem von Künstlern die heute sehr alt sind oder nicht mehr leben das gesuchteste Exemplar ist allerdings viel viel älter und ist aus dem Jahr 1971: Die wurde nämlich komplett von Salvador Dali gestaltet und ist dementsprechend verrückt wie er.

  • Daisydora
    19. Dezember 2010 at 13:20

    Ach wie schön, Peter! Leider musste ich wanderschaftsbedingt schon zirka 1.5 Tonnen Magazine der Vergangenheit entsorgen …den Dalai Lama für Vogue kannte ich nicht …. aber von der Baryshnikov Ausgabe würde ich mich nie trennen…. Schöne Reminiszenzen 🙂

  • Ann-Kathrin
    19. Dezember 2010 at 15:49

    @Peter Welche Ausgaben hast Du denn geschickt bekommen? Auch die Salvador Dali??

  • peter kempe
    20. Dezember 2010 at 10:17

    @daisy witzigerweise hab ich die baryshnikov damals gekauft und sie ist schon mit mir durch die ganze welt gereist sie ist der hammer und schon ganz zerfleddert ich liebe sie schon wiedr was gemeinsam..

  • peter kempe
    20. Dezember 2010 at 10:31

    @ann-kathrin
    die dali ausgabe leider nicht aber die hatte ichs chon :-))

  • peter kempe
    20. Dezember 2010 at 10:31

    @ann-kathrin
    die dali ausgabe leider nicht aber die hatte ichs chon :-))

  • Daisydora
    20. Dezember 2010 at 11:16

    @Peter

    Meine sieht wahrscheinlich auch nicht besser aus ….. habe mir das Sammeln ansonsten schon wieder abgewöhnt, trenne mich aber trotzdem von keinem noch so kleinen Fuzzel von / mit Baryshnikov 🙂