Bereits seit ihrer ersten Single „Hurricane“, die sich dank des Internets rasend schnell verbreitete, fragten wir uns: Wer sind diese MS und dieser MR? Viele hartnäckige Recherchen und eine vorliegende Pressemitteilung später habe ich es geschafft. An diesem Tag ist es „MR“ Max Hershenow der mir gegenüber sitzt. Seine „MS“ Lizzy Plapinger ist in einem anderen Hotelzimmer und gibt ebenfalls ein Interview. So neu und schon so ausgebucht. Ein gutes Omen also genauso wie die Tatsache, dass Max und ich heute die gleichen Farben tragen.
JS: Jetzt wollte ich mit einer Haarfarben-Frage anfangen und nun sitzt Lizzy gar nicht hier mit uns …
MAX (lacht): Ja ihre Haarfarbe ändert sie wirklich oft. Ich bleibe ja eher blond oder schwarz.
Vielleicht einfach mal Pink? Der Max und Lizzy Partnerlook?
Ich habe mal pinke Haare an einem Typen gesehen, ähnlicher Haarschnitt wie meiner. Als der dann Sonnenbrand hatte, sah das etwas komisch aus.
Das erinnert mich an Nicky Minaj.
Ja so in etwa (lacht).
Da wir jetzt so lange auf Infos über die Köpfe hinter MS MR warten mussten, stell dich/euch doch einfach mal vor und sag uns, wie ihr auf den Namen gekommen seid.
Also mein Name ist Max und unsere Band wie gesagt MS MR. Das kam aus der Idee einer gewissen Anonymität heraus die wir haben wollten. Uns gefiel die Idee der formalen Bezeichnungen welche zeitgleich auch sehr mondän wirken. Wir selber haben ja auch sehr komplizierte Nachnamen. Ich heiße Hershenow und Lizzy’s Nachname ist Plapinger. Wir hatten gesagt, wenn das mit MS MR nicht klappt, machen wir mit den Namen einfach ne Anwaltskanzlei auf, aber im Großen und Ganzen sieht der Name einfach super aus und fühlt sich beim Aussprechen gut an
Und ist einfach zu merken
Genau. Jeder erinnert sich an den Namen und erstaunlicherweise ist vorher wirklich niemand darauf gekommen. Komisch oder?
Ich dachte vor Bekanntmachung ja, dass du zum Beispiel Max Sinclair heißt oder so.
Ach ja Fake Names wären natürlich auch cool gewesen.
Also war das ganze Geheimnis um den Namen Absicht?
Es waren unterschiedliche Gründe. Es war kein reines Presseding, dass wir einfach unsere Namen nicht preisgegeben haben, um irgendwie cool zu sein. Keiner von uns beiden ist besessen von diesem Celebrity-Kram oder Imagebildung. Wir wollen in erster Linie dass die Leute zu unseren Konzerten kommen weil die Musik gut ist. Wir haben ein Team um uns herum, was mit uns um der Musik Willen zusammenarbeitet und wegen uns als Personen, die wir schon waren bevor MS MR existierte.
Der andere Grund war einfach, dass Lizzy noch ihr Recordlabel (Anm. der Red.: Das Label heißt „Neongold“ und brachte u.a. Künstler wie Marina and the Diamonds und Ellie Goulding raus) hatte und mit einem Bein noch auf der Business-Seite stand. MS MR waren nur sie und ich, ohne dass zum Beispiel ihr Businesspartner für lange Zeit über das Projekt Bescheid wusste. Wir wollten nicht ihre Kontakte für unseren Erfolg nutzen, sondern das Projekt 50/50 wirklich nur über uns laufen lassen. Das war eine weise Entscheidung, da wir so ein Jahr lang Zeit hatten, die ganze Energie in die Musik zu stecken und nicht mit Labelsuche etc. verbringen zu müssen. Als wir dann rauskamen, waren wir sozusagen eine fertig durchdachte Band unter einem großen Label. Dennoch haben wir Kontrolle über alles was unsere Musik etc. anbelangt, was heutzutage wiederum wirklich selten ist.
Du sagtest, Lizzy hatte ihr Label vor MS MR. Was hast du vorher gemacht? Darüber weiß man gar nicht soviel …
Ich habe mit Musik direkt gar nichts zu tun gehabt. Ich war Tänzer während meiner Studienzeit und ging anschließend auf die Martha Graham Dance School in New York für „Modern Dance“. Nebenbei habe ich gekellnert, was jeder Künstler in New York an irgendeinem Punkt seiner Karriere machen muss und bin irgendwie in die Musikproduktion reingestolpert. Ich wollte Musik zu der ich selbst gut performen kann da ich damals ein bisschen unzufrieden war.
Aber du hast das Spielen elektronischer Instrumente gelernt?
Ich spiele schon mein ganzes Leben lang Klavier aber nicht so gut, da ich nie richtig geübt habe. Allerdings wusste ich nichts über Produktion. Das war ein einziges Experimentieren – wie eigentlich das ganze Projekt. Lizzy hatte genau wie ich vorher nie vor anderen gesungen oder Songs geschrieben. Und ich hatte wie gesagt vorher nie produziert. Wir haben das Album in meinem Apartment mit einem Laptop, einem Mikrofon und einem Keyboard aufgenommen. Und das finde ich so toll an zeitgenössischer Musik. Man kann Ideen die man hat umsetzen ohne dass man übermäßig viel technisches Verständnis braucht. Ich bin zum Beispiel auf diesem Gebiet nicht großartig versiert und weiß nicht was man wie wo anschließt oder was für Prozesse man beachten muss … ich glaube das würde den kreativen Prozess beeinträchtigen.
Eure erste EP habt ihr bei Tumblr hochgeladen und sie so für alle Leute zugänglich gemacht.
Um genau zu sein war es Bandcamp.
Oh ok. Bandcamp ist hier noch nicht so angekommen.
Pack das auf jeden Fall in das Interview. Bandcamp ist super!
Bei uns gab es mal diesen Myspace-Hype und das ist mittlerweile auch abgeschwächt.
Ach wirklich? Was ist bei euch gerade up to date?
Twitter kommt gerade hoch in Germany. Das haben wir jetzt ein wenig mehr für uns entdeckt. Außerdem natürlich Facebook und Instagram.
Also ihr habt aber schon Yt entdeckt ja? (lacht)
Ja soweit sind wir schon. Aber was für euch ein Segen war, ist für einige neue Bands ja auch ein Fluch, da heute jeder die Möglichkeit hat, Musik, oder zumindest das was diejenigen dafür halten, ins Internet zu stellen.
Ich glaube nicht dass das ein Fluch ist, sondern eher ein immenser Nutzen für die Musikindustrie, da nun viel mehr qualitativ hochwertige Musik produziert werden kann. Und gerade weil soviel neue Musik produziert und präsentiert werden kann, auch wenn ein paar Sachen davon sicher totale Scheiße sind, hebt das die Messlatte in gewisser Weise an, weil man immer noch besser und besonderer sein muss.
Lass uns über euer Debut „Candy Bar Creep Show“ sprechen. Ich finde es klingt neu, anders und nicht vergleichbar mit anderen Interpreten
Oh vielen Dank!
Ihr habt in einem Interview gesagt, dass auf diesem Album viele verschiedene Genres vertreten sind. Wo würdet ihr euch denn am ehesten einsortieren?
Also in erster Linie ist es ein Pop-Album. Wir lieben es aber mit kontrastierenden Elementen zu arbeiten. Da gibt es diese Popschiene, zu der man eine tolle Zeit zu hat und tanzt, aber dann ist da ebenfalls dieser dunkle Unterton in der Musik. Ich habe ein paar Begriffe gelesen die Journalisten für unsere Musik verwendet haben. „Noir Pop“ finde ich ganz gut und Lizzy nennt es zum Beispiel „Bubblegum Goth“
Oh das ist gut! Das hat vorher auch noch keiner verwendet.
Ja und es sollte eigentlich nicht unser Job sein das zu charakterisieren, denn gerade weil das Album so unterschiedliche Genres vereint, finden wir es immer toll zu sehen, was Leute in unser Album interpretieren.
Ihr schafft sehr morbide Bilderwelten. Eure EP hieß „Candy Bar Creep Show“, euer Album „Second Hand Rapture“ und da gab es dieses tolle Cover mit dem Lippenstift und dem kleinen passenden Sarg daneben. Wo kommt diese Faszination her?
Das hat viel mit unseren Persönlichkeiten zu tun und unsere Musik ist natürlich Ausdruck ihrer größtmöglichen Übertreibung. Die aufregendsten Songs sind für mich die, in denen wir zwei unterschiedliche Arten von Musik kombinieren, ihnen diese Max-und Lizzyness geben und damit etwas Einzigartiges schaffen.
Gibt’s denn musikalische Vorbilder?
Ich mag jegliche Art von Pop-Elementen und Lizzy bringt eher die etwas dunkleren Elektroelemente mit hinein.
Kommt deine Liebe zur Popmusik vom Tanzen?
Keine Ahnung ich glaube das kommt einfach von meiner Gay love of Popmusic (lacht). Ja, so kann man das sagen.
„Secondhand Rapture“ ist seit dem 10.5.2013 erhältlich
MS MR auf Tour:
04.07.2013 – Berlin – Berghain
08.07.2013 – München – Ampere/Muffatwerk
09.07.2013 – Köln – Gebäude 9
20.07.2013 – Hamburg – Uebel&Gefährlich
Horst
13. Mai 2013 at 14:33Habt ihr euch bei den Klamotten abgesprochen? 😉
Wie auch immer, schönes Interview !!
Siegmar
13. Mai 2013 at 14:52tolles Interview, klasse Musik
blomquist
13. Mai 2013 at 16:52Die sind soooooo toll und ich will unbedingt ins Konzert in Hamburg.
PeterKempe
13. Mai 2013 at 20:59Super Interview!
Jan Who
16. Mai 2013 at 13:09Vielen Dank allerseits 🙂