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„The Burning House Project“ – Was rettet man, wenn die Wohnung brennt?

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Bild: The Burning House; Foster Huntington

Eigentlich kein schönes Thema und Gott behüte, dass es einem passiert. Trotzdem hab ich mir schon so manches Mal die Frage gestellt, was würde ich retten bzw. schnell an mich bringen,wenn es brennt. Was ist mir das Wichtigste in meinem Leben von den vielen, ich gebe ja zu, teils unnützen Gegenständen und Kleidungsstücken, die sich in meinem Haushalt angesammelt haben.
Die zweite Überlegung: wenn man dann auf der Straße steht, sollte man eigentlich praktische Dinge zum Überleben haben. Genau dieser Konflikt war es, der den Photographen Foster Huntington dazu brachte, das Projekt „The Burning House“ zu starten, das immer noch läuft und welches es auch als Buchausgabe gibt
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Bild: The Burning House; Foster Huntington

Hin und her gerissen zu sein, zwischen praktischen Dingen, Lieblingsstücken, Erinnerungen, besonders wertvollen Sachen und persönlichen Erinnerungen, lässt die meist jüngeren Kreativen eine illustre und teilweise auch merkwürdige Auswahl treffen. Es sind meistens gar nicht unwiederbringliche Dinge, die so gerettet werden, sondern meistens Dinge, die viel über die Persönlichkeit des Besitzers verraten oder all sein Wissen enthalten.
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Bild: The Burning House; Foster Huntington

Natürlich – wir sind im Jahr 2013 – retten die meisten iPad oder iPhone, aber augenfällig sind die meisten Sachen eher oldfashioned, wie Moleskine Planer oder Lieblingsbücher. Erstaunlich häufig retten Leute den Bestseller „Der Fänger im Roggen“ und ihre Chucks. Chucks sind noch nicht einmal kostspielig zu ersetzten, scheinen aber eine besondere Rolle zu spielen. Photos, Kinderbilder und Lieblingsplatten sind natürlich auch bei fast jedem dabei.
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Bild: The Burning House; Foster Huntington

Mädchen retten gern ihren Lieblingspulli, Jungs ihre Lieblings-Boots oder gute englische Schuhe. Der Architekt gern ein Buch über Le Corbusier und der Graphikdesigner aus Berlin sein Lieblingsparfum „Bois des Îles“ von Chanel und seine Camel Zigaretten.
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Bild: The Burning House; Foster Huntington

Gefühlvoll und fragil öffnen sich die Bilder der Personen, die man ja nicht sieht, die aber über diese Stillleben ungeheuer viel über sich verraten. Augenfällig ist auch, dass einige mit ganz wenig zurecht kommen, und man bei den anderen das Gefühl hat, dass sie ganz ganz viel retten möchten.

Das Buch ist amüsant und eine schöne Collage über den Lebensstil unserer Zeit. Ich glaube, wenn man es sich angeschaut hat, kann man sich selbst ein bisschen an Hand der Beispiele typisieren.
„The Burning House Project“ hat eine Website, die sich anzuschauen lohnt und ich würde gern von euch wissen, was euch das Wichtigste wäre. Was ich als aller erstes greifen würde, könnt ihr euch bestimmt denken? Oder?

  • Siegmar
    12. April 2013 at 11:36

    Alle wichtigen Dokumente und Bilder gespeichert auf einer externen Festplatte od. USB-Stick,hinterlegt bei einem guten Freund. Dann kann man einfach aus der Wohnung rennen, da alles andere ersetzbar ist. 😉

  • Daisydora
    12. April 2013 at 12:47

    Mir geht es da ähnlich wie Siegmar, allerdings würde ich große Bilder und noch vieles Andere retten wollen …. daher bin ich großer Fan von Feuerlöschern 🙂 das Buch ist ein toller Tip, dem ich gleich morgen Taten folgen lasse ….

  • peter
    12. April 2013 at 14:11

    ich bin leider der tyyp der mit einer wagenladung das haus verlassen würde……und sicherlich alles sachen die mir zum überleben nichts nützen würden.das los des hortenden sammlers:-)))))

  • Monsieur_Didier
    12. April 2013 at 19:08

    Siegmar, so handhabe ich es auch…

    trotzdem würde ich danach einen Nervenzusammenbruch bekommen, weil ich mich doch in keinster Weise von Dingen trennen kann und so viele Dinge schmerzlich vermissen würde…

  • Dani
    12. April 2013 at 19:26

    Ein toller Buch-Tipp! Ich habe vor Jahren angefangen, mir eine kleine Erinnerungsbox mit Schnipseln aus der Vergangenheit zuzulegen – Kinokarten, Festival-Armbändchen, alte Fotos, Liebesbriefe… die Box müsste auf jeden Fall mit. 🙂

  • Shout-Outs: Der letzte Schrei der (Blogger-)Woche | Fashion Insider
    13. April 2013 at 11:46

    […] wir doch zunächst auf einen tollen Fund, auf den wiederum „Horstson“ hinweist. Der Fotograf Foster Huntington hat sich Gedanken darüber gemacht, welche Dinge Menschen […]

  • Annemarie
    13. April 2013 at 13:39

    Eine tolle Idee. Darüber nachgedacht habe ich auch schonmal, aber ich fürchte, ich müsste mehr als 1 x raus und reinlaufen (was nicht gut für meine Gesundheit sein dürfte), um alles zu retten, was mir wichtig ist 😉 Lg, Annemarie

  • Burning down the house! | Meine Kleider
    13. April 2013 at 15:41

    […] » Der Blog “The Burning House” » Der Artikel bei Horstson […]

  • FT
    14. April 2013 at 20:32

    darüber lieber peter habe ich schon oft nachgedacht. ein grausiger gedanke. dennoch habe ich meine persönliche liste längst schon aufgestellt.
    zuerst natürlich den hund und dann:

    a) eine sonnenbrille. nichts ist so jämmerlich, als ohne sonnenbrille draussen zu sein, vor allem, wenn man nicht
    die zeit hat, sich ausgiebig zurecht zu machen.
    ohne sonnenbrille geht nichts.
    das gilt auch fürs krankenhaus, bei gericht, auf dem flughafen
    usw…

    b) eine jacke oder einen mantel. es kann kalt werden und
    sich eine jacke ausleihen ist schäbig.

    c) eine wolldecke. das ist wie eine wohnung. und wenn man
    irgendwo rumsitzen muss. wenn schon alles abgebrannt ist,
    dann sollte man nicht frieren müssen.

    d) ein parfum und ein deo. wenn man nichts mehr hat, sollte man gut riechen. etwas frisches, nicht zu aufdringliches. etwas von hermes vielleicht. das riecht gut und gibt hoffnung.

    e) etwas für die lippen und ein tonic fürs gesicht, damit man
    frisch aussieht. beides von dr. hauschka.

    f) valium. ein wundermittel. aber nur im absoluten notfall
    (was ein wohnungsbrand sicherlich ist).

    dann sollte man das elend schnell vergessen und in die zweitwohnung fahren und neu beginnen. man sollte immer
    eine zweitwohnung haben. die gefahr, dass beide wohnungen gleichzeitig abbrennen ist gering.

    ich habe meine sachen gerne, aber vermissen würde ich, muss ich sagen, nichts. mir geht es darum, dass tatsächlich alle gut rauskommen und man draussen eine nicht allzu jämmerliche figur macht.
    der picasso ist versichert und letztendlich auch ersetzbar.

  • Siegmar
    15. April 2013 at 10:56

    FT

    ganz wunderbar 🙂

  • Siegmar
    15. April 2013 at 10:57

    @ Monsieur_Didier

    für den Nervenzusammenbruch gibt es, wie FT so schön bemerkte, Valium 😉