Browsing Tag

Rizzoli

Coffee Table Book

Buchtipp: Dior by Roger Vivier

(Evening ankle boot in satin covered with Chantilly embroidered lace, Louis XV heel, Autumn–Winter 1961. Christian Dior by Roger Vivier. The Metropolitan Museum of Art collection, New York. © Gérard Uféras)

Kennengelernt haben sich Roger Vivier und Christian Dior der Legende nach während einer Schifffahrt von New York nach Frankreich. Das war 1947; zu einer Zusammenarbeit kam es aber erst Jahre später: Ab 1953 entwarf der Schuhdesigner die maßgefertigten Schuhe für das prestigeträchtige Haus. Roger Vivier erfand die kühnsten Formen und verwandelte Schuhe in echte Juwelen, die bis 1963 dem typischen Dior-Look den letzten Schliff gaben.
Die Zusammenarbeit zwischen Christian Dior und Roger Vivier dauerte nur zehn Jahre, prägte aber den Stil des Hauses bis heute. „Mein Freund Roger Vivier designt Schuhe für die elegantesten Füße und hilft mir, meinen Traum zu verwirklichen, den Frauentyp, für den ‚Christian Dior‘ steht, von Kopf bis Fuß einzukleiden“, wie Christian Dior in seinen Memoiren notierte.

Continue Reading

Coffeetable Books

70 Jahre Christian Dior – Dior by Mats Gustafson

Wer jetzt die klaren, „aquarelligen“ Zeichnungen von dem 1951 in Schweden geborenen und ronommierten Illustrator Mats Gustafson in dem neu erschienenen Band „Dior by Mats Gustafson“ anschaut, merkt sofort, dass man den Dior-Stil auch erkennt, wenn er auf das Nötigste beschränkt gezeichnet ist.
Mats Gustafson, der schon in den Achtziger Jahren viel für die deutsche und französische Vogue arbeitete, konnte sich aufgrund seines außergewöhnlichen Stils in einer Zeit etablieren, als Modeillustration praktisch gar nicht vorkam und nur die Modefotografie im Vordergrund stand.
Seit der ersten Ausgabe arbeitet er für das „Dior Magazine“ und dokumentierte die letzten Jahre der Kollektionen. Zusätzlich schuf Mats Gustafson jetzt für das Buch „Dior by Mats Gustafson“ zahlreiche Aquarelle und Zeichnungen von den Kreationen des Mannes, der dem Haus nicht nur den Namen verlieh, sondern auch das Synonym dessen ist, was die Sehnsucht der Frauen nach Mode aus Paris und den Traum von der Haute Couture symbolisiert. „Ein Kleid von Dior“ ist nicht nur im Roman von Paul Gallico, sondern auch ein Synonym, wofür die Luxuswelt steht.

Vor siebzig Jahren, genauer gesagt am 12. Februar 1947, fand in der Avenue Montaigne 30 in dem frisch eröffneten Couture Haus von Christian Dior eine denkwürdige Premiere statt. Der über Umwege in die Mode gekommene Dior stellt seine erste Kollektion im Salon und Treppenhaus eines Hauses vor, das nach seinen Vorstellungen gestalteten wurde. Die Kollektion nennt er „La Ligne Corolle“ – sie repräsentiert sein Bild einer Frau, die sich nach den Entbehrungen des Zweiten Weltkrieges wieder zu Romantik, Weiblichkeit und Glamour bekennt. Weite Röcke, die wie umgedrehte Blütenkelche bis zu den Knöcheln reichen, „Sanduhr“-Taillen, Guipuren und verschwenderische Materialien, wie man sie das letzte Mal vor mehr als zwanzig Jahren gesehen hat.

Das erste Mal kommen nach langer Abstinenz in diesem eiskalten Winter die internationalen Journalisten aus England und den USA wieder zu den Pariser Schauen. Der Einfluss von Paris, vor dem Krieg Grundlage aller Kollektionen, wird benötigt, um das Nachholbedürfnis an Kleidung in allen Ländern mit Input zu versorgen. „Vogue“, „Harper’s Bazaar“ und auch die meist weiblichen Repräsentantinnen der „Times“ und der „Daily Mail“ sind komplett am Start und sehen bei Modehäusern wie Rochas, Lanvin oder Jacques Fath das, was die Franzosen während der deutschen Besatzungszeit weiterentwickelt haben. Allerdings wagt keiner derart mit Materialien in verschwenderischer Opulenz umzugehen und etwas völlig Neues zu zeigen wie Christian Dior. Der „New Look“ wird geboren und alle Anwesenden im Saal spüren, dass Dior die Mode mit seinen bis zu 24 Meter Stoff verbrauchenden Modellen verändern wird. Immer das, was man nicht zu träumen wagt, und genau das Gegenteil von dem, was machbar ist zu verwirklichen, scheint Diors Devise zu sein. Das „Tailleur Bar“ von Willy Maywald an der Seine fotografiert geht um die ganze Welt und wird millionenfach kopiert von jeder auch noch so entlegenen Hobbyschneiderin. Christian Diors Art, die Frau zu kleiden, schien einem Gesetz gleich, die plötzliche Veränderung einzuläuten. Sein Name war binnen eines Jahres in Amerika genauso bekannt, wie in Frankreich und etablierte Dior so zur Nummer 1 der Pariser Modehäuser.

Im Gegensatz zu heute ging Christian Dior nicht von den einzelnen Modellen aus, sondern immer von der Zeichnung und der Grundlinie der Kollektion, die er ganz am Anfang festlegte, wenn er sich für die ersten Entwürfe in sein Landhaus Milly-la-Forêt zurückzog. Milly-la-Forêt war ein Refugium, das er sich am Tag nach der Premiere des New Looks kaufte. Dort kreierte Dior in der Zeit bis zu seinem Tod 1957 unter anderem die H-, A-, X-, die Kuppel- und die Zickzack-Linie. Jede Saison erschuf er sich völlig neu und begründete so die Codes des Hauses.

Zeichnungen und Illustratoren, meist Künstlerfreunde von Christian Dior, spielten von Anbeginn eine große Rolle. Christian Bérard entwarf den Dekor für die Boutique, die an der Ecke zur Rue François 1er eingerichtet wurde, während Marcel Vértes und Carl Erickson, der unter dem Pseudonym „Eric“ bekannt war, Tücher für Dior entwarfen. Der Illustrator René Gruau wurde zur Legende in den nächsten Jahrzehnten durch seine in starken Outlinings gestalteten Dior Werbungen, die besonders den Dior Parfums bis in die Achtziger Jahre mit zu ihren bahnbrechenden Erfolgen verhalfen.

Durch ihre prägnanten Linienführungen war jede Dior-Kollektion sofort erkennbar und der New Look mit seinen schmalen Schultern, den gepolsterten Hüften und den weit schwingenden Röcken wurde in der französischen Wochenschau auf der Avenue Montaigne gefilmt und selbst am Schatten, der auf die Gehwegplatten fiel, konnte man an den Flächen erkennen, dass es sich um das Werk des schüchternen Dior handelte. Übrigens eine Filmsequenz, die viele Jahrzehnte später in einer einzigen Einstellung als Eröffnung in dem Film „Dior und Ich“ auf den Punkt bringt, was die Geschichte und den Stil des Hauses ausmacht; die Dior zum berühmtesten Modeschöpfer seiner Zeit machte und seit nunmehr siebzig Jahren die Marke und die Strahlkraft des Inbegriffes der Pariser Couture ausmachen.

Wer bei Horstson im Archiv stöbert, findet unzählige Berichte, nicht nur zu den aktuellen Kollektionen, sondern auch viele Beiträge zur Geschichte und den Hintergründen des Hauses, aus dem die Weltkarriere von Yves Saint Laurent startete, das Marc Bohan fast dreißig Jahre führte, später dann von Gianfranco Ferré, bevor John Galliano wieder auf die Basis des Gründers zurückgriff und beispiellos flamboyant und Dior mit großer Geste wieder in die allererste Reihe zurückbrachte.

Raf Simons steht für messerscharfes Design und Maria Grazia Chiuri gab im September 2016 ihr Prêt-à-porter-Debüt, im Januar nun ihre erste Haute Couture, die zum 70-jährigen Jubiläum das moderne Bild des Hauses mit großem Respekt vor dem Begründer in einer an die Tradition der von Christian Dior so geliebten Maskenbälle anknüpfte. Als erste Frau und Designerin leitet sie ein neues Zeitalter ein, damit die Tradition nicht nur fortbesteht, sondern auch den Stempel unserer Zeit bekommt. Die Dior-Frau sieht in jeder Generation anders aus, hat aber die gleichen Anforderungen, wenn sie sich für ein Stück von Dior entscheidet, wie alle Frauen vor ihr. Denn Dior steht für das Frausein in allen seinen Facetten und den Traum, in diesem Bild, wie eine Blume zu erblühen. Genau so hat es Christian Dior in seinem Buch „Ich mache Mode“ geschrieben – eine Metapher, die bis heute unterschwellig gilt.

Mats Gustafsons Buch macht auch Appetit auf den wunderschönen Bildband „Christian Dior 1947 – 1957“ von Olivier Saillard mit Fotos von Laziz Hamani, der bei Assouline erschienen ist. Er ist der erste Band von insgesamt fünf, die die einzelnen Perioden des Hauses und der Marke Dior beleuchten. Etwas für wirkliche Liebhaber, denn allein schon wegen seines großen Formates und der Ausführlichkeit sollte man sich viel Zeit nehmen, um „Naht für Naht“ das Werk Diors zu entdecken.

Siebzig Jahre Dior bedeutet nicht nur ein Jubiläum, sondern ist eines der wichtigsten Zeiträume für die Geschichte der internationalen Mode überhaupt: Die Marke Christian Dior entstand zu der Zeit, um die Basis dafür zu legen, wie Marken und Brands heute weltweit agieren und geformt sind. Denn der Träumer Christian Dior könnte nicht nur gut Kleider entwerfen, sondern war auch ein brillanter Stratege.

Dior by Mats Gustafson – ein weiterer wunderschöner Baustein für die heimische Modebibliothek.

Dior by Mats Gustafson
Geschrieben von Mats Gustafson und Tim Blanks

„Dior by Mats Gustafson“ ist im Rizzoli Verlag erschienen und ab sofort erhältlich.

Coffeetable Books

Farbflash – „Dior: The Art of Color“

(Serge Lutens, Catherine Aubert, 1968 for Christian Dior Parfums)

Das Buch „Dior: The Art of Color“, das jetzt beim Rizzoli Verlag in New York erschienen ist, strotzt nur so vor Farben. Dabei handelt es sich bei „Dior: The Art of Color“ nicht um ein Buch, das sich mit Malerei oder Fotos beschäftigt; vielmehr ist es ein Festival des Make-ups und ehrt die Kreateure, die für das Haus Dior eine völlig eigene, avantgardistische Handschrift vorgeben.
Christian Dior wirkte auf Außenstehende immer etwas romantisch, allerdings war er von modernen Ideen und Innovationen angetrieben. Schon zum Anfang plante er, nicht nur Parfums, wie 1947 das weltberühmte „Miss Dior“, herauszubringen, sondern auch Lippenstifte und Make-up zu lancieren, die zu seinem weiblichen Bild der Frau passen. Die Nachkriegszeit nahm begierig die Trends aus Paris auf und nicht nur die Frauen, die Haute Couture oder die Boutiquenmode von Dior kauften, wollten daran teilhaben. Als Erster seiner Zunft vergab Christian Dior Lizenzen für Schmuck und Feinstrumpfhosen und war sich auch darüber im Klaren, dass ein Duft oder Lippenstift den Ruf seines Namens noch bekannter in aller Welt machen würde.

Continue Reading

Coffeetable Books Fotografie

Richard Avedon und Christian Dior – „Dior by Avedon“

„Dior by Avedon“; Rizzoli Verlag; Courtesy of Dior

Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erscheint im New Yorker Rizzoli Verlag ein Bildband, das Modefreunde einfach nicht kalt lassen kann – „Dior by Avedon“.
Unumstritten gehört Richard Avedon zu den berühmtesten Modefotografen des 20. Jahrhunderts und ist seit vielen Jahren mein absoluter Lieblingsfotograf. Nicht nur, dass er ungeheuer gut aussah und charmant war: Seine Fotos bilden sozusagen eine Chronologie der Modegeschichte der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts. Sein Porträt der Donna Marella Agnelli – das berühmte „Schwanenhals“-Porträt aus dem Jahre 1950 – ziert seit meiner Jugend, zwar als Postkarte, aber immerhin mit der Unterschrift von Richard Avedon, meinen Nachttisch.

Continue Reading