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Schiaparelli & Prada – Zwei Frauen die sich gut verstanden hätten

Morgen beginnt in der Fashion Abteilung des Metropolitan Museums in New York eine sehr sehenswerte Ausstellung, die die imaginäre Konversation von Elsa Schiaparelli und Miuccia Prada sich zum Thema nimmt. Naheliegend, dass die beiden Frauen gar nicht miteinander sprechen können, da Elsas Glanzzeiten bereits Legende war, als Miuccia geboren wurde. Verbinden tut sie aber vieles – nicht nur das sie die Surrealisten der Mode sind und waren, sondern auch immer eng mit Künstlern zusammen kooperieren. Schiaparelli hatte Salvador Dalí ebenso in ihrem Gefolge, wie Marcel Vertés oder Jean Cocteau. Prada hat schon lange eine eigene Kunst-Foundation in Mailand und unterstützt immer wieder Ausstellungen und Projekte weltweit.

Was die Frauen zusätzlich verbindet ist, dass Miuccia stark von der Stilistik in der Erfolgsepoche von Schiaparelli verwurzelt und beeinflusst ist. Auch sie hat eine Vorliebe für das Frauenbild der dreißiger und vierziger Jahre und einen gewissen „Trümmerfrauen-Look“.
Bei der Konzeption der Ausstellung wurden immer wieder die Creationen von Elsa als Gegensatz zu den Prada Modellen der verschiedenen Jahre gesetzt. Siehe da – man könnte meinen das sie aus einem Guss sind und heute perfekt kombinierbar wären. Die Circus Jacken von 1938, aufwendig von Lesage bestickt, werden zu Röcken aus den letzten drei Jahrzehnten des Prada-Schaffens zu total heutigen Modellen, die frisch vom Laufsteg zu kommen scheinen.

Beide Frauen sind absolute Familien-Menschen. Schiaparelli war ihre Sippe äußerst wichtig und sie hing sehr an ihrer Tochter und den Enkelkindern (Marisa Berenson) beide hatten eine eher künstlerische Sicht auf die Mode und einen Hang zu auffälligen Mustern und thematischen Kollektionen. Beide lieben es, spezielle Stoffe, Drucke oder Materialien für ihre Kollektionen zu entwickeln.
Miuccia Prada hat seit Jahren bei ihren Schuhen auf die Entwürfe aus der Vorkriegszeit geschaut, als die Italiener Perugia und Ferragamo mit ihren Plateau-Schuhen Maßstäbe setzten. Schiaparelli italienischer Herkunft ließ schon damals ihre Schuhe von Italienern machen und Prada setzt diese Tradition fort. Ungewöhnliche Materialien die Schiaparelli erstmals verarbeitete, kommen auch bei Prada immer wieder vor – So machte Elsa viel mit dem neu erfundenen Cellophan, Prada bestickt damit gern Mäntel und Röcke.

Was aber das Entscheidende ist, dass beide Frauen eigentlich sehr starke und einem neuen Frauenbild vom Geschmack entsprechende Frauen waren und sind. Ihre Kollektionen schockieren im ersten Moment und sind doch dann, wenn das Auge daran gewöhnt ist und man die nötige Persönlichkeit mitbringt, sehr tragbar und werden danach zu Klassikern. Prada’s Hotelvorhang-Mäntel der frühen neunziger Jahre sind ebenso Fashion-Items wie eine Circus-Jacke von Schiaparelli oder der berühmte Schuhhut.
Als Prada Anfang der achtziger Jahre die Nylontaschen lancierte, rümpfte die Modewelt ebenso die Nase (zu der Zeit waren Taschen halt aus Leder) – genauso waren auch die Reaktionen, als Schiaparelli ihren ersten Sportpullover mit intarsierter Schleife zeigte.

Zwei starke Frauen, tolle Mode und eine super sehenswerte Ausstellung im Metropolitan Museum erinnern an eine der stilprägendsten Couturieren des 20. Jahrhunderts und lassen die letzten fast drei Dekaden Prada’s total in einem neuen Licht erscheinen. Pradas Items sind absolute Highlights und ich bin ungeheuer beeindruckt von den ausgestellten Modellen, die Miuccia Prada auf die Ebene ihrer berühmten Landsfrau als Mythos heben. ‚Prada forever‘ wünscht man sich. Sie hat sehr sehr viel für die Mode getan und einen ureigenen Stil der unnachahmlich ist.
Also auf nach New York ins Metropolitan Museum zu den beiden starken italienischen Frauen Elsa und Miuccia und ihre interessanten Dialoge.

  • Monsieur_Didier
    9. Mai 2012 at 09:40

    …wenn ich an Elsa Schiaparelli denke muss ich automatisch immer an den Hut in „Brazil“ denken…

    …in diesem Licht wie oben geschrieben habe ich Prada noch nie gesehen…
    aber irgendwie sind die Massenwaren die man mit Prada verbindet leider sehr stark im Vordergrund…
    die schwarzen Nylontaschen, die Rucksäcke etc., all das Zeug, das Ende der 90er massenweise auftauchte und damit auch unendlich kopiert…
    für mich ist Prada erst wieder aufgetaucht, als sie in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends die Tapetenmuster in die Mode brachten…
    wenn ich noch an Tracey Thorn von EBTG in diesen Kostümen denke gerate ich jetzt noch ins schwärmen…
    und als Miuccida Prada eine ganze Kollektion aus Schweitzer Spitze präsentierte folgten ihr später wieder ganze Heerscharen von „Designern“…
    also irgendwie war sie immer ganz vorne und hat die Richtung mitbestimmt…
    so etwas erkennt man meistens erst im Nachhinein…

  • peter
    9. Mai 2012 at 10:23

    @monsieur_didier
    ich muss immer sofort an den film die frauen denken und an ninotschka und die gräfin swana:-)))

  • thomash
    9. Mai 2012 at 11:25

    lieber peter,
    wann kriegst du eigentlich eine professur für gesellschaftsstudien, kulturgeschichte, markenästhetik usw.? es wird allerhöchste zeit und dieser text könnte deiner antrittsvorlesung folgen.

  • thomash
    9. Mai 2012 at 11:26

    ps: kurator wäre vielleicht noch besser.

  • thomas
    9. Mai 2012 at 11:27

    ich schließe mich meinem vorredner an! wie immer ein schöner start in den tag!

  • Monsieur_Didier
    9. Mai 2012 at 11:42

    …die Frauen war so und so großartig…
    ich fand die Detauils des Films ganz grandios…
    George Cukor hat auf alle Details extrem geachtet, sogar die Tiere in dem Film sollen weiblich sein…

    diesen Film habe ich sogar als DVD in meiner Sammlung und nicht als Kopie vom Fernsehen 😉

  • Siegmar
    9. Mai 2012 at 13:46

    Lieber Peter, wie immer ein toller und gut präsentierter Artikel und ich schließe mich Thomash an und sehe Dich als Kurator der Schönheit und Ästhetik.

  • Horstson » Blog Archiv » Was trugen eigentlich die Männer zur Met Costume Institute Gala?
    10. Mai 2012 at 09:08

    […] anderes: Anlass des großen Schaulaufens war bekanntlich die Ausstellungseröffnung von “Schiaparelli and Prada: Impossible Conversations” – und so trugen viele männliche Gäste auch Entwürfe aus dem Hause Prada und […]

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    13. Mai 2012 at 10:39

    […] tut: dann sollte das Ziel jetzt New York heißen- im Metropolitan Museum bestaunt man zur Zeit eine Ausstellung, die die Kollektionen von Prada und Schiaparelli kombiniert. 2) Totgesagte leben länger: Vor wenigen Tagen präsentierte Wolfgang Joop eine neue […]