Schiaparelli Haute Couture – One Off Christian Lacroix

Bild: Schiaparelli

Sie war die Italienerin in Paris und ein Italiener hat auch die Marke und die historischen Räume der surrealistischen Couturière am Place Vendôme gekauft: Diego Della Valle möchte die Marke Schiaparelli wiederbeleben und in zeitgenössisch veränderter Anmutung weiterführen. Im Gegensatz zu manchem Revival einer Marke, bei der man weder Wurzeln erkennen kann bzw. was es eigentlich mit dem Stil des Hauses zu tun hat, geht Della Valle sehr behutsam vor. Es gibt keine schnell lancierten Accessoires Kollektionen oder an Lizenzen erinnernde Produkte, nein! Stattdessen wird mit viel Zeit und Überlegung ein Schritt vor den anderen getan. Im letzten Jahr lud Schiaparelli zu Eröffnung des frisch renovierten Appartements und der Salons ein und in diesem Jahr schuf Christian Lacroix eine „One Off“ Kollektion, die an die Couture Tradition des Hauses Schiaparelli anknüpft.

Bild: Lacroix für Schiaparelli

Keine Marke ist so kompliziert mit einem Revival zu belegen wie Schiaparelli, denn der Stil zum Ende der 30er Jahre – extravagant und fast an Bühnenkostüme erinnernd – war extrem in seiner Zeit verwurzelt und ist von den Grundelementen auch genau auf diese Periode datierbar. Wenn man an den Schiaparelli Stil denkt, steht einem sofort der Film „Die Frauen“ von George Cukor vor Augen. Ein zeitloser Code besteht für den Schiaparelli Stil weniger, als zum Beispiel für Häuser wie Chanel oder Christian Dior. Außerdem liegt das aktive Erscheinen der Marke und deren Aktivität Jahrzehnte zurück, es wird also kompliziert mit dem Anknüpfen an nur eine einzige Periode.

Bilder: Lacroix für Schiaparelli

Christian Lacroix versuchte in 99 Zeichnungen genau diese Codierungen aus den Schiaparelli Archiven herauszuarbeiten und beschränkte sich nicht nur auf Elsas Kollektionen, sondern auch auf die Filmkostüme, die sie beispielsweise für Mae West entworfen hat oder auch die Ausstattung des Films „Moulin Rouge“.
Von Anfang an war angedacht, eine Serie in Couture Manier zu kreieren, die aber nicht verkauft wird, sondern wie eine Visitenkarte des Stils fungiert, wie Schiaparelli heute sein könnte und das an 18 Modellen, die in der Ausfertigung und mit der Technik von heute gemacht sind. Die „Italienerin“, wie Coco Chanel sie nur zu nennen pflegte, hatte einen Hang zu exotischen Materialien wie Ozelot oder Affenpelzen, die, weil heute nicht mehr zeitgemäß, gegen harmlosere Alternativen wie Ziegenfell ausgetauscht werden.

Bilder: Lacroix für Schiaparelli

Lacroix machte bewusst keine Modekollektion, sondern eine Reminiszenz an die großen Kreationen. Der surrealistische Hummer als Schmuckelement, die Kostüme der weißen Clowns aus dem Zirkus, das magische Schwarz, das „shocking“ Pink – alles wird in den Modellen, die auf klangvolle Namen wie „Sagerdoce“ oder „Sésame“ tragen, gezeigt. Die Präsentation fand im „Musée des Arts décoratifs“ statt, weil Franzosen ja Mode als angewandte Kunst sehen …

Lacroix empfindet das Hineinversetzen in die Rolle von Elsa Schiaparelli, wie das Schaffen der Kostüme für eine Oper oder ein Theaterstück, weniger wie eine Rückkehr in eine Couture Karriere, die er nicht anstrebt. Im New York Times Interview mit Suzy Menkes sagt er, dass seine wahre Berufung das Theater ist und das schon seit seiner Geburt. Wir sind also gespannt, welchen nächsten Schritt Della Valle geht, um uns Schiaparelli wieder schmackhaft zu machen und welchen Designer es für die vielleicht erste richtige Kollektion geben wird. Es bleibt spannend im Hause von Elsa Schiaparelli …