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Quadratisch, praktisch, gut – Das Hermès Carreé

Es gibt zwei Dinge, die ich liebe und die quadratisch sind: Das eine ist trotz dessen, das man von 80%iger Schokolade angeblich abnimmt und der Tendenz zu dunklen Bitterschokoladen, die gute alte Ritter Sport – vornehmlich in den Sorten Olympia und Vollmilch. Das zweite Quadrat, was es mir seit meiner Kindheit angetan hat, ist das gute alte Carreé du Soie von Hermès. Das neunzig mal neunzig Zentimeter große Quadrat aus gewebter Seide in Köperbindung, dass seinen Siegeszug 1937 angetreten hat, ist ein echter Klassiker und eines der essentiellen Stücke, die es in der Mode gibt. Es ist ein Basic in jeder Garderobe.

Yves Saint Laurent sagte einmal, dass, wenn er zwei Kleidungsstücke gerne erfunden hätte, dann wären es die Blue Jeans und das weiße Hemd gewesen. Zugegebener Weise würde ich in diese Reihung das Hermès Carreé mit aufnehmen.

Das erste Tuch war 70 x 70cm und zeigte Damen, die auf einen Pferde-Omnibus warteten, die im Kreise fuhren. Vor einigen Jahren wurde es wieder aufgelegt – in Vintage-Seide und den Originalmaßen und die Palette der Vintage-Carreés in dieser Größe wird jetzt in jeder Saison um jeweils fünf Motive erweitert. Diese Größe finde ich besonders für Jungs gut. Das Original-Carreé mit seinen 90 x 90cm gibt es mittlerweile in über 2.500 Variationen, wobei in jeder Saison 10 neue Motive hinzukommen und 10, die wieder aufgelegt, aber in anderen Farbvariationen, werden.

Würde man auf einer einsamen Insel mit einer Schulklasse landen und nur einen großen Koffer mit Hermès Carreés retten können, könnte man den gesamten Schulunterricht und alle Erklärungen der Welt mit ihnen bei den Kindern bewerkstelligen: Es gibt Carreés, die die Entdeckung Amerikas beschreiben, die Fauna und Flora von Texas, die Freiheitsstatue zeigen, Fesselballons erklären, auseinander genommene Autos zeigen, Flaggen der Welt, Spielzeuge von Indianern, Pilze erklären, Dedern aller Vögel zeigen, Paris und den Eiffelturm zeigen,und Eskimo-Kajaks erklären.

Die Designer, die die Motive für die Carreés machen, haben alle einen Schwerpunkt: Es gibt die Klassiker, die aus der Welt der Pferde und der Wappen berichten – wie Henri de Lineares und es gibt Avantgardisten – wie Cassandre, der seine Visionen zum Beispiel mit dem Tuch ‚Perspektive‘ umsetzte. Hilton Mc Connico zeigt uns die Souvenirs de Paris, wie auch den Opernvorhang und den Eiffelturm.

Seit den neunziger Jahren gibt es ein Jahresmotto und so wurde der gesamte afrikanische Kontinent erklärt oder aber die flamboyante „gewürzige“ Farbwelt Indiens.
Hermès Tücher sind wie ein eigener Kosmos und und es gibt, glaube ich, kein Thema, was noch nicht in ein Tuch gepackt wurde und so kann jeder ein Stück aus seiner Welt mit sich tragen.

Neben der Standartgröße existieren kurzfristig immer auch kleine Variationen in Baumwolle oder überfärbte, sogenannte Dip Dye Tücher. Das Neueste sind übergroße Carreés in 140 x 140cm, die die Motive der ersten Tücher zeigen.Das berühmteste ist ‚Bride de Gala‘ mit einem Zaumzeug-Motiv. Es ist das meist verkaufte und der Inbegriff der bürgerlichen Gesellschaft in Frankreich. Jackie Kennedy machte das Tuch genau so unsterblich, wie die Queen von England, die zwei eigens für sie entworfene ‚Elisabeth deo Gloria‘ und ‚The royal Mews‘ mit ihren Pferdeställen darauf besitzt.

Ob zum Jogginganzug oder zum weißen Hemd, zum Businessanzug oder T-Shirt – ein Hermès Tuch begeleitet einen in jeder Situation und an die Wand gehängt macht es aus dem schäbigsten Hotelzimmer sofort die eigene Bude. Es ist Accessoire, Möbelstück, Freund und Seelentröster in einem und eins ist es ganz gewiss: Ein ewiger Klassiker und die Lebensversicherung auf alle Zeiten für das Haus Hermès.

Quadratisch, praktisch, gut – wie die Ritter Sport und das Schönste ist: Ein Hermès Carree hat keine Konfektionsgröße – auch wenn man ein bisschen zunimmt von der Schokolade – kann man es immer weiter tragen.

  • siegmarberlin
    29. März 2011 at 17:37

    @ peter kempe

    wie schön und zufällig ist die Olympia auch seit Kindheit meine Lieblingsschokolade und ein Hermes-Carree gehört wirklich in jeden Kleiderschrank

  • peter kempe
    29. März 2011 at 17:46

    @siegmarberlin
    ich wusste es wir sind uns schons ehr ähnlich von der biographie und den vorlieben….gestern hab ich rive gauche benutzt und musste so lachen dabei weil ich an deine geschichte gedacht habe..

  • Daisydora
    29. März 2011 at 18:43

    Wenn du solche Pretiosen beschreibst, dann ist das für mich so schön, wie dieser Moment in der Kindheit, in der ein besonders schönes Buch zum Lesen oder vorlesen aufgeschlagen wurde. Bezaubernd, auch wenn ich leider nicht der Typ für Carrées bin. Unter den von dir gezeigten sind ganz viele wunderschöne drunter, die ich nicht kannte. Danke, Peter!
    🙂

  • beautydelicious
    30. März 2011 at 08:48

    Toll sind die neuen Charity Carrées!

    http://www.beautydelicious.de/2011/03/tipp-hermes-carre-din-tini-ya-zue/

  • cinder
    1. April 2011 at 14:15

    ist das jetzt zufall?
    http://www.thesartorialist.blogspot.com/

    Thursday, March 31, 2011
    I Love What An Hermés Scarf Can Do For A Man, Milan

  • Horstson » Blog Archiv » Schnieke Jungs – Horstson macht auf hanseatisch
    5. April 2011 at 11:34

    […] Idee, solche fünfzig-Prozent-Understatement-Klamotten rauszusuchen, bin ich gekommen, als ich Peters fabelhaften Bericht über die Hermès Carreés las und die prachtvollen Seidentücher sah. Da hat sich Daisy nämlich gefragt, was zieht […]

  • Horstson » Blog Archiv » Britische Tweeds und Fischgräts – Holmes und Watson kaufen ein…
    25. Juli 2011 at 14:17

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