Interieur

Peter’s Cuttings – Valentinos Porzellan-Traum Château de Wideville

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Bild: Architectural Digest; Photo: S.Watson

Wo es klein gibt, muss es natürlich auch groß geben! Als Gegensatz zu unserer frisch eröffneten Reihe von kleinen, aber besonderen Wohnungen, heute einmal wohnen – oder besser gesagt residieren – im größeren Stil.
Da wir ja ein Modeblog sind, interessieren wir uns naturgemäß auch dafür, wie die Designer und Modeschöpfer leben und wohnen. Die etablierten oder sehr erfolgreichen Kreateure haben meist mehrere Wohnsitze und man fragt sich manchmal, wann sie diese eigentlich wirklich nutzen. Häufig dienen sie natürlich auch reinen Repräsentations-Zwecken oder als Showroom für die mittlerweile von fast jedem Designer gemachten Interieur-Kollektionen.
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Bild: Architectural Digest; Photo: S.Watson

Prägnante, wegweisende Beispiele gibt es viele und bildeten nicht nur die Umgebung der Designer, sondern machten auch ganze Generationen von Innenarchitekten schlagartig bekannt. Halstons Apartment in New York glich einer Society-Wohnlandschaft der 70er und wirkte wie für die Kampagne von Alcantara ausgestattet. So wurde der Einrichter Francois Catroux nicht nur durch Saint Laurent, sondern besonders durch die Ausstattung für Mila Schön in den 60ern berühmt. Dolce und Gabbana wohnen mit eigenen Thronen in einer Mischung aus Bisazza Showroom und Animal Prints. Ralph Lauren bleibt sich treu und seine verschiedenen Bleiben sind wie die Themenwelten seiner Living-Welten eingerichtet.
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Bildwe: Architectural Digest; Photo: S.Watson

Valentino hat den Vorteil, dass er sich vor einigen Jahren aus dem aktuellen Kollektionsbetrieb verabschiedet hat und jetzt seine Häuser auch genießen kann. Schon immer hat der italienischte aller italienischen Couturiers auch einen großen Faible für Frankreich gehabt und als einer der ersten seine Schauen von Mailand nach Paris verlegt. Jede Saison wurde das halbe Ritz für eine Woche zum Headquarter der Haute Couture und in den vornehmen Suiten Bügelbretter aufgestellt, Fittings durchgeführt und Scharen von Näherinnen vollendeten die Traumroben, die in den Ateliers der Via Gregoriana in Rom ersonnen und begonnen wurden. In der Zeit fasste Valentino den Entschluss, ein Schloss, etwa hundert Kilometer von Paris entfernt, zu erwerben.
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Bild: Architectural Digest; Photo: S.Watson

Château de Wideville ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie im 17. Jahrhundert der Adel dem König nacheiferte und hat einen großen Barock-Park – man könnte meinen, dass „Gefährliche Liebschaften“ hier einen idealen Handlungsrahmen hätte. Schon immer hat Valentino Garavani, wie der Meister ja eigentlich heißt, chinesisches und japanisches Porzellan geliebt und gesammelt. Ganze Sammlungen wurden erworben und besonders chinesisches Export-Porzellan des 17. und 18. Jahrhunderts haben es dem Ästheten angetan.
Was hätte also näher liegen können, als dieser Sammelleidenschaft eine Heimat zu geben und stilgerecht mit den passenden Möbeln und Accessoires eine opulente Welt zu schaffen, die perfekt zu dem Haus passt.

Heraus gekommen ist – wie ich finde – ein buntes Porzellan-Schloss, was schon allein deswegen sehenswert ist, weil es davon kündet, wie sich sicherlich in Zukunft keiner mehr leisten wird zu wohnen. Valentino ist alte Schule und noch von der Sehnsucht nach Schönheit und Opulenz durchdrungen. Seine Vorbilder liegen in den Einrichtungen der Windsors oder den legendären Projekten Tony Duquettes. Alles entspricht dem Vorbild einer Hofhaltung und ein Teil des Schlosses sowie der gesamte Park sind öffentlich zugänglich.
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Bild: Architectural Digest; Photo: S.Watson

Entdeckenswert ist es auf jeden Fall, denn viele Details laden zur Inspiration ein und die Porzellan Sammlung ist beeindruckend von ihrer Qualität. Valentino ist ebenso wie Hubert de Givenchy einer der wenigen Designer, die von den ehemaligen Couturiers noch mehrere solchen Traumschlösser unterhalten und uns hineinschauen lassen – sicherlich wird es so etwas in zwanzig Jahren nicht mehr geben, denn die meisten Designer sind ja heute in Unternehmen angestellt oder verfolgen eine andere Stilistik, weil sie einfach viel mehr „jetzt und hier“ in einem normalen Alltag leben.

Château de Wideville ist wie ein Traum aus buntem Porzellan und der europäischen Vorstellung von Asien – Ruhestand de Luxe à la Valentino.

  • Volker
    14. Januar 2013 at 12:09

    Schöner Text, nur die „Wohnung“ ist mir persönlich zu schwülstig 😉

  • Horst
    14. Januar 2013 at 13:28

    Auf jeden Fall ein Traum, wenn auch nicht meiner!
    Mir etwas zu dramatisch, liegt vielleicht auch einfach daran das es ein Schloss ist und eben keine neue Wohnung.
    Toll finde ich seinen Mops 😀

  • Siegmar
    14. Januar 2013 at 14:40

    Der Artikel ist wirklich gut geschrieben, so wollte ich aber nie wohnen, da ist alles “ ein bißchen zuviel „

  • Monsieur_Didier
    14. Januar 2013 at 22:01

    …die Wohnung bzw. die Residenz ist auch mir persönlich „zu viel“…
    zu viel von allem, genau wie zu viel Braun 😉

    aber, Herr Horst, da geh ich komplett da core, Möpse sind immer noch und immer wieder meine Lieblingshund…

    „…ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos…“ 😀

  • Monsieur_Didier
    14. Januar 2013 at 22:03

    …und, bevor ich es vergesse:
    lieber Peter, bitte mehr, also MEHR solcher wundervoller Berichte…!

  • Horst
    14. Januar 2013 at 22:32

    @Monsieur tolles Zitat 😀 Ich mag ja auch die Retro-Möpse muss ich mal erwähnen… (auch wenn ich den Begriff ‚retro‘ strange bei Lebewesen finde)!

    🙂

  • PeterKempe
    14. Januar 2013 at 23:35

    @ alle
    Ich seh das auch weniger als Wohnung es sei denn ihr habt alle fünf mal im Lotto gewonnen…..aber als Inspiration ! In meiner Serie der kleinen Wohnungen kommen die Herzens Wohnungen….