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Peter’s Cuttings – Karl à „Monte Carl“

Mitte der 80er Jahre, Karl Lagerfelds berühmte Memphis Wohnung in Monte Carlo war bereits fertig und bezogen, verlegte der Modeschöpfer seinen Hauptwohnsitz komplett ins Fürstentum der Grimaldis und renovierte die zwischen Monte Carlo und Cap Martin, auf einem Felsvorsprung liegende Villa „La Vigie“.

„La Vigie“ gehörte der Familie, mit der Karl Lagerfeld schon seit langem befreundet war. Gracia Patricia kannte er von Chloé und Caroline war schon länger und häufiger an seiner Seite zu sehen und ist bis heute eine seiner ganz engen Vertrauten.
Er schätzt ihre Offenheit, ihren Humor und ihren Stil und sie gehört auch, wie wir ja jüngst bei der Hochzeit in Luxemburg wieder sehen konnten, zu den besten Aushängeschildern für Chanel Couture. Es gibt kaum einen öffentlichen Auftritt, wo sie nicht irgend etwas von Chanel trägt und wenn es nur eine Handtasche ist. Außerdem engagiert sich Karl Lagerfeld auch für das Ballet von Monte Carlo, deren Schirmherrin Caroline ist. Viel Zeit verbringt er zu der Zeit in dem kleinen Fürstentum und die Wohnung im Memphis Stil ist zwar schön aber Fürst Rainier bietet ihm ein Haus an, das an exponierter Lage am Mittelmeer steht und nur etwas in die Jahre gekommen ist. Der Fürst stellt es Karl Lagerfeld zur Verfügung, dafür renovierte er es mit Millionen Aufwand und unübertroffen gutem Geschmack. Das Haus wird zu einem der Schmuckstücke an der Côte d’Azur – und natürlich weltberühmt.

Sieht man heute das neueste Appartement von Karl Lagerfeld am Quai Voltaire in Paris – modernistisch, fast futuristisch von Marc Newson ausgestattet, fällt einem gleich der Unterschied zu der damaligen Zeit auf.
Damals, passend zu der 1902 im historistischem Stil errichteten Villa, komponiert Karl ein eklektisches Interieur mit rotem Salon à la Rothschild, einem klassizistischem Biedermeier Salon und einem Bad für den Morgen und eines für das abendliche Badevergnügen. Die Belle Etage wird mit einem Festsaal eingerichtet, der auf seinen Louis XVI. Fauteuils schnäbelnde Tauben und Rokoko-Rosen zeigt – einem Stoff den er extra den Bezugsstoffen aus Marie Antoinettes Trianon hat nachstellen lassen.

Alles ist opulent und die Antiquitäten von erlesenem Wert. Der Sekretär aus dem achtzehnten Jahrhundert ist von keinem geringeren als dem Ebenisten Abraham Roentgen, der auch für das französische Königshaus und die russischen Zaren arbeitete. Da Biedermeierzimmer begleitet Karl Lagerfeld auch heute noch, denn die Möbel stammten teilweise noch aus seinem Elternhaus und sind Erbstücke aus der Familie seiner Mutter. Egal welches Domizil der Meister gerade bezieht, sie sind lebenslang dabei. Es ist bei jedem so, dass er etwas aus seiner Kindheit von Station zu Station mit durch sein Leben nimmt. Später, als er das Haus Ende der 90er Jahre der Fürstenfamilie zurückgab, wurden diese Möbel wieder nach Paris zurückgebracht.

„La Vigie“ diente für viele Photoshootings von Karl Lagerfeld, besonders für seine eigene Kollektion, aber auch für Chloé und Chanel als Location. So entstanden zwischen 1985 und 1990 viele Kampagnen hier und am Wochenende gab es häufig Besuch von Freunden und Mitgliedern der Lagerfeld Entourage. Eines ist sicher: im dichtbebauten Monaco bildet dieser Felsenvorsprung den einsamsten Ort des ganzen Staates – unverbaubarer Meerblick inklusive.
Stolz präsentierte Lagerfeld sich damals während der Bauphase und das deutsche Magazin „Stern“ widmete dem Haus einen vielseitigen Artikel genau so wie „Vogue“ oder WWD. Fairchilds Zeitschrift war auch in den nächsten Jahren häufig zu Gast in „La Vigie“ und viele der Preview Photos, für die ja W und WWD bekannt sind, auf Karls Monte Carlo Terrasse entstanden.
Heute ist das Haus wieder im Besitz der monegassischen Familie und wird von den verschiedenen Familienmitgliedern genutzt. Karl Lagerfeld hat seit dem schon etliche Wohnungen und Häuser eingerichtet, renoviert und wieder verkauft.

Es ist der Sandkasten-Effekt und das Planen, Bauen, Einrichten und Konzeptionieren macht ihm scheinbar mehr Spaß, als das Halten einer Immobilie. Passt ja auch zu einem Charakter, der alle halbe Jahr, heute sogar noch öfter, etwas erschaffen muss, um sich gleich davon wieder zu verabschieden. Aber die Biedermeier Möbel aus Hamburg, die bleiben immer bei ihm. Auch unruhige Geister brauchen eine gewisse Kontinuität.

Alle Bilder: stern/ scans

  • thomash
    29. Oktober 2012 at 11:11

    kultur ist super :-)) und dazu gehört vor allem auch dein schreiben!

  • Katja
    29. Oktober 2012 at 11:45

    Das Haus gefällt mir, habe die Villa bei meinem letzten Monaco Besuch gesehen und mich gefragt wer denn da wohnt 🙂 Jetzt weiß ich wenigstens wer mal drin wohnte 😉

  • thomas
    29. Oktober 2012 at 12:42

    Wirklich eine schöne Einrichtung und mir wesentlich sympathischer als sein heimischer OP Saal 🙂 http://www.vogue.fr/culture/a-lire/diaporama/karl-lagerfeld-redacteur-en-chef-du-numero-de-mai-de-ad/7672#un-numero-exceptionnel-ou-le-couturier-entraine-le-lecteur-de-surprises-en-decouvertes

  • blomquist
    29. Oktober 2012 at 20:41

    Das ist so schön geschrieben, und ich habe wieder was gelernt-
    Danke.

  • Monsieur_Didier
    30. Oktober 2012 at 01:11

    …wieder so ein wundervoller Peter-Bericht…
    ganz großartig…

    und das schöne an Herrn Lagerfeld ist,
    das er open minded ist…
    er macht, um zu machen…
    nicht um zu halten…

    das ist bereichernd und offen…

  • Martin
    30. Oktober 2012 at 10:58

    Wieder eine Fascette von Karl die mir bisher nicht bekannt war. Er ist wirklich eine Person die sich stets neu erfindet.

  • Horst
    30. Oktober 2012 at 21:35

    Auf jeden Fall ein toller Einlick in das temporäre Haus von Lagerfeld.
    Erinnert mich leider etwas an ein Museum. Beachtlich das Lagerfeld es über Herz bringt, sein Lebensumfeld mühsam zu gestalten und dann in die nächste Wohnung zieht, ohne alles mitnehmen zu wollen…