Allgemein

Peter’s Cuttings – Haute Couture im Rathaus von Paris

Image_Press_release_Photo_Balenciaga_Archives_Paris
Photo: Balenciaga Archives Paris

Der Bürgermeister von Paris ist ein Schöngeist und seitdem Bertrand Delanoë im Hôtel de Ville in Paris regiert, gibt es kostenlos für alle Bewohner und die vielen Besucher der Stadt spektakuläre Gratis-Ausstellungen. So wurde schon das Leben von Marlene Dietrich beleuchtet, dem Zeichner Jean-Jacques Sempé eine große Retrospektive gewidmet und was würde sich mehr anbieten, als jetzt, pünktlich zur Prêt-à-Porter-Woche, genau auf das Thema zu kommen, das man genau wie die Liebe mit dieser Stadt assoziiert – der Haute Couture.
Lookbook_01_Beer_1912_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_Chanel_1930_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Gustav Beer, 1912; rechts: Chanel, 1930; Bilder: Olivier Saillant

Seit den Anfängen der Mitte des 19.Jahrhunderts, haben Generationen von Modeschöpfern ein zunächst nicht beachtetes Metier zu Weltruhm geführt. Olivier Saillard, der Direktor des Modemuseums der Stadt Palais Galliera, hat 100 der aufregendsten und spektakulärsten Kreationen aus den mehr als 10.000 Modellen ausgewählt, die dem Museum entweder von den Modehäusern direkt gespendet wurden oder von den Trägerinnen überlassen wurden – und Paris hat zu jeder Zeit Frauen gehabt, die dem Metier verfallen waren. So gibt es frühe Modelle von Paul Poiret und den Sœurs Callot genauso zu entdecken, wie die von legendären Scheren-Künstlerinnen wie Madeleine Vionnet oder Alix Gres.
Stickereien und der Besatz mit Strass und Kristallperlen ist ein weiteres Merkmal, was bei diesem Handwerk sofort ins Auge fällt und dabei gibt es keinen prominenteren Lieferanten, als das österreichische Traditionsunternehmen Swarovski.
Lookbook_01_Christian_Lacroix_1995_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_Dior_1952,Balmain_1955,Balenciaga_1960_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Lacroix, 1995; rechts: Dior (1952), Balmain (1955), Balenciaga (1960); Bilder: Olivier Saillant
Lookbook_01_Worth_1900_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_Yves_Saint_Laurent_1967_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Worth, 1900; rechts: Yves Saint Laurent, 1967; Bilder: Olivier Saillant

Als die Haute Couture sozusagen in der Pubertät war – um 1895 – erfand Daniel Swarovski eine Maschine, mit der man Kristall präzise Schleifen konnte und den Effekt von „fast“ echten Diamanten erzielen konnte. Von Anfang an war diese Erfindung nicht nur eine Revolution, sondern ganz schnell avancierte das seit dem Mittelalter im Tiroler Wattens ansässige Familienunternehmen zu einem der Lieblings-Lieferanten von Charles Frederick Worth, Jacques Doucet und den anderen Modehäusern der Gründerzeit.
Lookbook_01_Jean_Patou_1925_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_Jerome_1925_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Jean Patou, 1925; rechts: Jerome, 1925; Bilder: Olivier Saillant
Lookbook_01_Dior_Choker_Necklace_Aurora_Borealis_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_Dior_Jewelry_Set_Blue_Stones_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Dior Choker Necklace Aurora Borealis; rechts: Dior Jewelry Set; Bilder: Olivier Saillant

Jeanne Lanvin und später Coco Chanel setzten die funkelnde Pracht gerne als Effekte für ihre schlichter werdenden Linien ein und seit jeher bilden Swarovski und die Couture eine Einheit. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass bei dieser am 2. März gestarteten Schau, die noch bis zum 6. Juli in der Salle Saint-Jean des Hôtel de Ville gezeigt wird, Swarovski als Partner und Hauptsponsor auftritt. Nadja Swarovski hat in den letzten Jahren nicht nur den Bereich Haute Couture ausgebaut, den sie seit mehr als hundert Jahren als eine wichtige DNA des Weltunternehmens sieht, sondern neben den arrivierten Designer wie Karl Lagerfeld, Yves Saint Laurent oder Christian Lacroix auch Nachwuchs zu fördern, der heute bereits zur Designelite gehört, wie Tom Dixon oder Zaha Hadid. In immer mehr künstlerischen Bereichen, mit Ausgangspunkt Couture, wird heute das funkelnde Material eingesetzt.
Image_Press_release_Dior_Palmyre_1952_Photos--«Katerina_JebbImage_Press_release_Vionnet_Dress_1931_--«Mus+-«e_Galliera_Ville_de_Paris_reserved_rights_2013
Links: „Palmyre“ Kleid von Dior, 1952, Bild: Katerina_Jebb; rechts: Vionnet Dress 1931; Bild: Galliera Ville de Paris reserved rights 2013

In der sehr sehenswerten Ausstellung gibt es selten gezeigte Kleider Übrigens ist nichts
konservatorisch für Museen so schwer zu erhalten, wie Textilien – wie zum Beispiel die „Robe Palmyre“ von Christian Dior (Bild oben links), die einst der Herzogin von Windsor gehörte. Cristóbal Balenciaga, bei dem noch heute bei einigen Kleidern gerätselt wird, wie er die Schnitte hinbekam, ist ebenso mit mehreren Beispielen vertreten, wie der unfassbar flamboyante Christian Lacroix und natürlich Yves Saint Laurent und Hubert de Givenchy.
Lookbook_01_Madeleine_Vionnet_1922_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_Madeleine_Vionnet_1935_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Madeleine Vionnet, 1922; rechts: Madeleine Vionnet, 1935; Bilder: Olivier Saillant

Die Ausstellung ist nicht nur eine amüsante Zeitreise von Kleidern, sondern zeigt auch die Hintergründe des Metiers in Photos, Filmen und Dokumenten. Es ist eine Reise in den Bauch von Paris und einer seiner fantasievollsten, aber auch zur zweitgrößten Industrie Frankreichs gewordenen Luxusbranche.
Lookbook_01_Mugler_1992_Photos--«Olivier_SaillantLookbook_01_YSL_1968,Dior_1957,Lanvin_1928_Photos--«Olivier_Saillant
Links: Mugler, 1992; rechts: Yves Saint Laurent (1968), Dior (1957), Lanvin (1928); Bilder: Olivier Saillant

Die Ausstellung ist täglich (außer Sonn- und Feiertage) von 10 bis 19 Uhr zu besichtigen und der Eintritt ist frei. „Paris Haute Couture“ wird sie sicherlich ein unvergessliches Erlebnis für alle Modeinteressierten werden.

„Paris Haute Couture“: eine Ausstellung der Stadt Paris in Partnerschaft mit dem Museum Galliera, dem Musée de la Mode de la Ville de Paris, und Unterstützung von Swarovski.

2. März bis 6. Juli 2013
Hôtel de Ville, Salle Saint-Jean, 5 rue Lobau, 75004 Paris

  • Volker
    4. März 2013 at 10:36

    Interessanter Beitrag. Die meisten Kleider könnten heute noch in Paris gezeigt werden. Bei meinem nächsten Paris Besuch ein Pflichttermin

  • Siegmar
    4. März 2013 at 12:01

    wunderbarer Artikel und Volker hat recht, ich muß mal wieder nach Paris.

  • Monsieur_Didier
    4. März 2013 at 19:34

    …danke Peter…
    ein grandioser Artikel und es sind Kleider von Balenciaga dabei, die ich noch niemals gesehen habe…
    aber auch die anderen Beispiele sind so unglaublich wunderbar…
    ich bin total, absolut begeistert…
    DANKE…!

  • Horst
    6. März 2013 at 20:12

    Wirklich schade das ich die Ausstellung nicht in natura sehen kann…