Allgemein

Peter’s Cuttings – Flohmarktfund Schiaparelli’s Sleeping


Bild: Schiaparelli

Eigentlich hab ich nie richtig Parfum Flacons gesammelt, obwohl sie ja ein wichtiger Bestandteil der Mode und des Zeitgeists sind, fand ich die meisten immer eher alltäglich. Außerdem war es in den 70er und 80er Jahren auch mal ziemlich populär, Miniaturen und Flaschen zu sammeln und ging einem eher auf die Nerven. Zusätzlich finde ich, muss man auch irgendwie ein Verhältnis zu dem Duft oder dem Createur haben und nicht wahllos alles sammeln.

Im Zuge meines Couture Archives, aus dem wir ja auch immer mal Modeschätze vorstellen, hat sich dann aber doch so die ein oder andere Flasche angesammelt, aber alles immer eher Zufalls-Funde oder ganz besondere Stücke, die mit der Geschichte des Hauses zu tun haben. Guerlain und Caron sind meine Favoriten und deshalb gibt’s auch aus den 20er und 30er Jahren so manches Schätzchen – immer mit den Original-Kartons, gemacht von weltbekannten Kristallfirmen wie Baccarat, Saint Louis oder Lalique.
Mein Lieblingshaus Chanel ist mit einigen No.5 Flaschen aus den 20er und den 50er Jahren vertreten und die Büste von Elsa Schiaparelli’s „Shocking“, die Jean Paul Gaultier als Vorbild für seine Düfte nahm, hab ich 1985 auf dem Pariser Flohmarkt Porte de Vanves gefunden.

Schiaparelli’s Sleeping; Bilder: MET

Jean Patou’s „Mille“ und „Joy“ waren einst die teuersten Parfums der Welt und wurden von dickem massiven Kristall in kubischer Form umschlossen – auch sie Meilensteine der Duft-Geschichte. Nach dem zweiten Weltkrieg präsentierte Christian Dior in seiner Sehnsucht nach Opulenz und Feminität sein „Miss Dior“ und “ Diorissimo“ in Baccarat-Empire-Amphoren und entzückte damit von der Callas bis Grace Kelly alle modischen Frauen der Welt. Herzstück meines kleinen Ausflugs in die Parfum-Geschichte sind aber die Guerlain Flakons in allen Größen – besonders die für Kaiserin Eugenie gemachten in Bienenkorb-Form, die es in Größen bis zu einem Liter gab.

Lange hab ich aber nichts mehr entdeckt, was sich zu entdecken lohnte, zumal ich auch nie einen großen Preis dafür ausgebe, sondern es sich um Glücks- oder Zufallsfunde handelte. Aber vor einigen Wochen kam ein Traumstück dazu, von dem ich schon viel gehört hatte, aber noch nie live einen Flacon sah, zumal die Werbungen dafür fast alle gezeichnet gewesen sind und es den Duft auch schon viele Jahrzehnte nicht mehr gab.

Elsa Schiaparelli, das Comeback ihres Hauses wird ja gerade vorbereitet, hatte ihren Duft „Shocking“ mit großem Erfolg lanciert und die Flaschen tauchen auch häufig in Auktionen oder Märkten auf. Allerdings fehlt meistens die Blüten-Brosche, die abnehmbar am Hals des Büsten-Flacons befestigt war. Der Herren Duft „Snuff“ in Form einer Tabaks-Pfeife ist in etwa so schwer zu bekommen wie die blaue Mauritius bei den Briefmarken und „Sleeping“ in Form eines Kerzenleuchters mit brennender Kerze hatte ich nur in Büchern gesehen.
Im Sommer bummelte ich über einen nicht sehr spektakulären Flohmarkt in Berlin und an einem Stand mit Gründerzeit-Allerwelts-Porzellan und ziemlich wertlosen Hausrats-Kitsch traute ich meinen Augen nicht: ein Karton in grünlichem Türkis, der wie eine Pyramide aussah.I rgendwo hatte ich den schon mal gesehen und der Verkäufer sagte, das er den schon lange hat und immer als Abstützung für die Dekoration seiner Teller nimmt, damit die aufrecht stehen.

Schiaparelli’s Sleeping; Bilder: MET

Näher betrachtet fiel mir ein, das es die Verpackung von eben diesem legendären „Sleeping“ war, in dem auch noch der Original Flacon schlummerte. Sicherlich hatte eine Amerikanerin es einmal besessen und während der Berliner Besatzung mit in diese Stadt gebracht, denn „Sleeping“ war in den 40er Jahren nie in Deutschland verkauft worden. Ich wurde mir mit dem Händler schnell einig, der es eher schade fand, das er sich ein neues Podest für seine Teller suchen musste, als das er vom Wert dieses kleinen Schatzes wusste. 25 Euro waren der Preis und für endgültig 20 Euro wanderte das kleine Ensemble in eine billig knisternde Tüte, um dann von mir mit etwas roten Wangen und zugegeben großem Besitzerstolz nach Hause transportiert zu werden.

Und nun stehen sie vereint auf einer alten Louis Vuitton Kiste und verkünden von einer Zeit, als Düfte noch echte Luxusartikel waren und man sich nur ein paar Tropfen ans Handgelenk tupfte…

  • thomash
    17. Dezember 2012 at 10:10

    besser kann eine woche doch gar nicht anfangen, als mit diesem cutting!

  • Volker
    17. Dezember 2012 at 10:29

    Schöne Geschichte. Zeugt von Kennerblick!

  • Daisydora
    17. Dezember 2012 at 11:28

    Herrlich, selbst für mich als absolute Parfumtante ist das eine tolle Überraschung, dass du diesen Flacon besitzt. Ich habe da auch noch nie dran gerochen (einen Flacon mit Shocking besitze ich)……. ein sehr schöner Bericht, gerade vor Weihnachten erinnert der Text daran, dass Parfums wunderbarer Luxus sind und ganz tolle Geschenke sein können … 🙂

  • Siegmar
    17. Dezember 2012 at 12:14

    so jetzt will ich wissen welcher Flohmarkt das war, so was passiert mir nie wenn ich über einen Flohmarkt gehe. Ich hoffe auch immer irgend etwas tolles zu entdecken, leider hat es noch nicht geklappt.
    Schöne Geschichte:-)

  • Horst
    17. Dezember 2012 at 13:05

    Ach toll!!! 🙂 Immer wieder spannend was man auf einem Flohmarkt entdecken kann…!

  • auryn
    17. Dezember 2012 at 14:20

    Ganz toll!!!!

  • Monsieur_Didier
    17. Dezember 2012 at 17:32

    …ach wie schön, eine tolle Geschichte die mir gefällt und ich kann mir Dein Gefühl vorstellen, das Dich überkam als Dir die Tüte in die Hand gedrückt wurde…
    ich bin früher immer über alle möglichen Flohmärkte gegangen und immer, wenn ich etwas aus den 50er Jahren erbeutete, was ich schon lange suchte, hatte ich ein ähnliches Gefühl…

    ich möchte aber auch sehr gerne, wie Siegmar, wissen, welcher Flohmarkt das hier in Berlin war…
    er würde dann schwerpunktmäßig von vorne bis hinten und von oben bis unten durchforstet werden…

    ach ja, und ganz herzlichen Glückwunsch zu diesem gloriosen Fund…!

  • peter
    18. Dezember 2012 at 09:22

    @siegmar & didier

    ihr werdet euch wundern es war der 17.juni flohmarkt,aber ihr wisst ja ess stehen selten zwei picassos neben einander….sammler glück…kommt aber auch nicht oft vor!!!

  • Monsieur_Didier
    18. Dezember 2012 at 09:39

    @ Peter: …ich wunder mich nicht wirklich…
    der Flohmarkt am 17. Juni wird ja von vielen Berlinern als Touristenbrennpunkt verschmäht, aber ich habe dort schon ganz tolle Stoffe und lang gesuchte Besteckteile und Porzellan gefunden…

    der Flohmarkt am 17. Juni ist neben dem am Arkonaplatz für mich in Berlin der interessanteste…

    noch mal Glückwunsch zum Fund von Schiaparelli’s Sleeping…