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Peter’s Cuttings – Christian Lacroix, wie alles begann.

Mein absoluter Lieblings-Modeschöpfer war und ist Christian Lacroix. Kein anderer französischer Couturier steht so für Phantasie und Kreativität in den letzten Jahrzehnten wie er, aber auch keiner hat so eine wechselvolle Geschichte.
Ich möchte euch in lockerer Reihenfolge von ihm berichten, weil die Veränderungen und der Wandel der Fashion-Szene in den letzten Jahrzehnten kaum anhand anderer Häuser so gut erklärbar ist, wie anhand seines. Suzy Menkes sagte einmal zu mir: „Wenn Christian Lacroix, Karl Lagerfeld und Giorgio Armani nicht mehr arbeiten, ist die Mode nichts mehr wert“. Ganz so sehe ich es nicht, aber ein bisschen Wahrheit ist schon dran.

Christian Lacroix wurde 1951 in der Camargue, im Süden Frankreichs, in Arles geboren. Er wuchs in einer Kultur auf, zwischen Tradition der Arlesienner Trachten, dem Stierkampf, den Zigeuner-Wallfahrten von Saint Maries de la Mer und den Ruinen der römischen Antike. Die feurigen Farben Südfrankreichs, die heißen Sommer und eine Landschaft, die jährlich tausende Touristen in diese Region zieht, prägten ihn so nachhaltig, dass er wie kein andere Modeschöpfer diese Elemente immer und immer wieder in seine Kollektionen einfließen ließ. Außerdem verehrte er den Photographen Cecil Beaton und auch dessen Kostüme, wie zum Beispiel aus „My fair Lady“.

Christian hatte aber gar nichts im Sinn mit Mode und wurde eher zum Hippie, der die Sommer in der Provence genoss, in die zu der Zeit viele Pariser Aussteiger und Intelektuelle kamen. Er studierte Kunstgeschichte und wollte eigentlich Kustos an einem Museum werden oder Kurator. In Paris beim Studium begegnete er Francoise Rosenstiehl, die Frau, die stilbildend für ihn wurde und Jean Jaques Picart, einen begnadeten Kaufmann.
Jean Jaques brachte ihn neben dem Studium bei Hermès als Stylist unter und langsam aber sicher kam Christian in die Modebranche

Anfang der Achtzigerjahre herrschte in der Couture eine Stimmung von Langeweile und Routine. Chanel stand noch weit vor der Erneuerung durch Lagerfeld und die meisten Häuser stichelten achtsame aber nicht spektakuläre Kollektionen für arabische Prinzessinnen und amerikanische Millionärs-Gattinnen vor sich hin.
Jean Louis Scherrer, Emanuel Ungaro oder Marc Bohan für Christian Dior gaben den Ton an. Eine Neugründung eines Couture Hauses war Jahrzehnte her, es fehlte der Schwung und die Innovation.
Das Modehaus von Jean Patou in der Rue Saint Florentin war besonders durch seine Parfums berühmt geworden.“Joy“ und „Mille“ galten als die teuersten Parfums seit ihrer Creation 1929. Patou war als besonders avantgardistisch und innovativ bekannt,was die Sportmode betraf. In den Zwanzigerjahren berühmt geworden und einer der größten Konkurrenten von Chanel zu dieser Zeit. Sein Begründer war schon 1936 gestorben und eigentlich in den Jahren danach immer ein Sprungbrett für junge Designer gewesen. Karl Lagerfeld machte die Kollektion in den Fünfzigerjahren – Michel Goma in den Sechzigern.
Patous Großneffe, Jean de Mouy, hatte das Haus übernommen und suchte einen Designer der neuen Schwung bringt. Christian Lacroix hörte davon und machte sich daran, mit einem völlig neuen Stil, seinem Stil, eine bis dahin nie dagewesene Couture-Richtung einzuschlagen.

Die Ernsthaftigkeit, mit der dieses Metier bis dahin behandelt wurde, wandelte Lacroix in „Fun-Couture“. Seine Südfranzösischen Wurzeln, ein bisschen Kostümkunde und ein Stil – wenn man ihn mit einem Wort ausdrücken soll, „Patchwork“, lassen eine humorvolle an die Belle Epoque erinnernde Silhouette entstehen. Tausend humorvolle Anspielungen auf die Französische Revolution, das Directoire und die Welt der Operetten von Jaques Offenbach, verwandeln sich mit kostbaren Schlaepfer-Stoffen, Brossin-de-Mere-Spitzen und Lesage-Stickereien zu einem Festival der Phantasie und des Handwerks.
Plötzlich interessieren sich Frauen wie Lucy Ferry oder eine in Deutschland gerade aufkommende Fürstin, die später zum Enfant-Terrible der Gesellschaft wird, Gloria von Thurn und Taxis für Couture. Sein Lieblingsmodel ist ein im Alter von 29 Jahren ergrautes Model, Maria Seznak.
Patou wird plötzlich wieder modern und rückt in den Focus von Vogue und Elle. Sarah Moon, eine der angesagtesten Photographinnen, macht die Kampagne in verschwommener David Hamilton Manier. Nach zwei Saisons bekommt Lacroix den De d’or, den goldenen Fingerhut für die beste Kollektion.

Ein Unternehmer, der zu der Zeit beschließt, einen Luxuskonzern zu gründen, sucht junge Talente und Marken, die es aufzubauen gilt. Er heißt Bernard Arnault und Lacroix lernt ihn kennen. Er macht ihm das Angebot, ein eigenes Couture-Haus zu gründen. Heute kaum vorstellbar, förderte Arnault kleine Marken und hatte noch nicht einmal Louis Vuitton gekauft. Dieses Angebot schien Christian verlockend und er ging darauf ein, später sollte er es bitterlich bereuen, da Arnault, nachdem er mit seinem Konzern ins Unermessliche gewachsen war, ihn als defizitär abstieß.

Im Juli 1987 war es soweit, Christian Lacroix bekam sein eigenes Modehaus, und wie das aussah … und was als Weltsensation erfolgte, das erzähl ich euch nächste Woche….

Aber morgen gibt es noch eine große Überraschung von Christian Lacroix bei uns zu gewinnen …

  • muglerette
    12. Dezember 2011 at 09:51

    lacroix ist ein wahrer künstler in der mode…..allerdings war er auf dem kommerziellen markt einfach nicht zeitgemäss….aber in der couture unschlagbar!!!!

  • siegmarberlin
    12. Dezember 2011 at 12:29

    mir war, das was er machte immer eine Nummer “ Too much „, durch diesen 1. Artikel verändert sich die Blickweise schon, ich freue mich auf die jetzt folgenden Berichte, ich weiss das Du mit ihm befreundet bist, deswegen ist es besonders spannend die Artikel zu lesen.

  • Daisydora
    12. Dezember 2011 at 12:52

    Ich habe Lacroix immer wahnsinnig gerne gehabt, ohne zu wisen, warum mir seine Herangehensweise so gut gefiel … und ich ich wusste das meiste von dem, das in deinem Bericht steht auch nicht über ihn, finde es sehr bereichernd und freue mich schon auf jede Fortsetzung … Danke,Peter 🙂

    PS: Hast du eigentlich Bilder seiner tollen Wohnung mit den farbigen Wänden in Himbeere und Meeresblau-Türkis?

  • Johan
    12. Dezember 2011 at 13:11

    seine Entwürfe haben mir gefallen. danke

  • peter kempe
    12. Dezember 2011 at 13:24

    @daisydora

    ja lass dich überraschen die wohnung kommt natürlich auch!!!!ich hab ganz ganz tolle unveröffentlichte photos davon christian ist dochs eit über 30 jahren mein brieffreund:-))

  • Daisydora
    12. Dezember 2011 at 14:12

    @peter kempe

    Da freu ich mich schon jetzt wie ein Schneekönig drauf, weil er der Grund ist, weshalb ich seit dem Artikel, ich glaube der war vor mehr als zehn Jahren in Harpers Bazaar oder Vanity Fair, nicht mehr mit weißen Wänden wohnen wollte … allerdings hatte ich schon als Kind immer Zitronengelbe Wände im Schlafzimmer bevorzugtt…. und Christian Lacroix hat mir dann den weiteren Weg gewiesen … 🙂

    Die Welt braucht gegen Uniformität und Langeweile definitiv mehr Menschen wie Lacroix und dich …

  • Horstson » Blog Archiv » Wir warten auf’s Christkind…
    13. Dezember 2011 at 09:02

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