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Peter’s Cuttings – Capris leichter Auftritt

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Bild: Zabattigli

Der 15. Juli ist so etwas wie ein Startschuss in Europa: Während bei uns und in den nördlichen Ländern die Urlaubszeit etwas versetzt ist, gehen Italien, Spanien und Frankreich zur selben Zeit in die wohlverdienten Sommerferien. In Italien oder Frankreich kommt dann spätestens im August die gesamte Wirtschaft zum Erliegen, weil vom Pförtner bis zum Generaldirektor alles an die Strände oder Berge fährt. Die Modehäuser reisen mit Pop-up Stores oder eigenen Filialen ihren Kunden in die Sommermetropolen wie St. Tropez oder Forte dei Marmi praktisch hinterher.
Schon seit dem Altertum galt es für die Römer als „fein“, auf die vor Neapel liegenden Inseln, Capri oder Ischia, zu fahren. Besonders das märchenhafte Capri erlangte schon Ende des 19. Jahrhunderts Weltruhm, weil zum Beispiel Sissi von Österreich dort kurte, oder das italienische Königshaus dort Sommerhäuser unterhielt. Besonders aber in der Welt des Jet Sets der 50er bis 70er Jahre spielte Capri eine tragende Rolle und ist bis heute ein absoluter Sehnsuchtsort vom kleinen bis zum großen Millionär …
Seine exorbitante Lage und seine Schönheit sind kaum zu überbieten und eigentlich ist es kein Wunder, dass die Agnellis oder der Onassis Clan die Insel in jedem Jahr besuchten. Obwohl beide Familien eigene Inseln besaßen, prägten sie das Bild von Capri und waren vor allem die Sogwirkung für ihre Freunde aus aller Welt. Oleg Cassini, Valentino, Nurejew – alle kamen im August und Alexander und Christina Onassis schlugen in den Schulferien genauso zur Erholung auf, wie die Gettys und der Hochadel.

 

Die malerischen Gassen, das blaue Meer und die ungeheuer üppige Vegetation sind genauso Anziehungspunkt, wie die gemütliche Piazzetta in Capri Stadt und die Traditions-Hotels. Neben Capri gibt’s noch Anacapri und genau aus diesem Städtchen kommen die Kultschuhe, die das Jet Set Volk schnell für sich entdeckte und die zu den bequemsten und lässigsten Fußbekleidungen der Welt gehören.
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Zabattigli aus Denim; Bild: Zabattigli

Zabattigli Schuhe einfach als ‚Espadrilles‘ zu beschreiben, käme fast einer Beleidigung gleich. Denn sie entsprechen so gar nicht dem, was heute so tausendfach aus fernöstlicher Produktion für kleines Geld auf Märkten und in den Touristenhochburgen angeboten wird. Auch ihre französischen Verwandten der Traditionsmanufaktur „Castaner“, der sich zum Beispiel Yves Saint Laurent und Kenzo so gern bedienten, haben einen anderen Charakter und eine andere Machart.

Die erfahrenden Meister der Zabattigli Manufaktur in Anacapri drehen aus den wiederum gedrehten Hanfbaumwollfasern mit Maschinen, die vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammen, Runde für Runde so lange eine Schnecke, bis sie in der Form und Größe die Basis für die Kultschuhe ergeben. Durch den besonderen Naturfaser-Mix und der Dreh-Technik hält die Sohle, auch wenn sie nicht wie bei herkömmlichen Produkten mit Kautschuk beschichtet ist, extrem lang.
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Zabattigli aus Royal Stewart Wool Tartan; Bild: Zabattigli

Das eigentlich Besondere an den Schuhen aus dem Hause Zabattigli ist aber, dass es zusätzlich zu den Sommer-Varianten mit Streifen und leuchtenden Farben in Baumwolle auch den Zabattigli für den Winter gibt. Denn Espadrilles-Saison ist das ganze Jahr (in unseren Breiten allerdings eher als Haus- oder Abendschuhe).
Für den Winter gibt es klassische Royal Stewart Wool Tartans (ausgelöst durch die Anfrage eines englischen Klienten) und vor allem die in schillernden Edelsteinfarben gehaltenen Samtslipper, hergestellt aus einem Samt, der schon auf florentinischen Webstühlen seit dem Mittelalter gewebt wird.
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Zabattigli aus Samt; Bild: Zabattigli

Dank der Initiative eines jüngeren Enthusiasten wurde die Zabattigli Manufaktur gerettet und die Kultklassiker werden nun, da die Produktion sehr begrenzt ist, in den ersten Häusern der Welt geführt. Bergdorf Goodman in New York, Roms feinste Herrenausstatter und japanische Kultgeschäfte offerieren sie genauso, wie die Ursprungs-Boutique in Capri.
Ich selbst bin bekennender Zabattigli Anhänger – Kuball & Kempe in Hamburg hat Sommer wie Winter immer Zabattiglis im Angebot, weil allein der Anblick nicht nur an den letzten, sondern auch an den kommenden Urlaub denken lässt. Manchmal geh ich einfach mit einem Lächeln an den Körben vorbei, in die die hübschen Leinensäckchen gestapelt sind, auf denen mit der Hand die Größen vermerkt wurden. Ich bilde mir ein, dass die Sohlen der Schuhe einen ganz leisen Duft, der „Kommt nach Capri!“ ruft, verströmt …

Wer einmal einen Zabattigli getragen hat, der nicht nur breiter und bequemer geschnitten ist als andere Espadrilles, sondern auch dieses unnachahmliche Geräusch beim Gehen macht, wird sich nie mehr einen anderen Urlaubs-Schuh zulegen. Manchmal kann man eben auch von den Kennedys und Co. etwas lernen.
Auf den internationalen Schauen für den nächsten Sommer zeichnete es sich übrigens schon ab: Espadrilles kommen wieder, auch in Städten wie Paris oder New York tauchen sie schon vermehrt auf – die Originale aber sind für den leichten Auftritt unschlagbar – Zabattigli di Capri …

  • Daisydora
    15. Juli 2013 at 09:40

    Wunderbar, da komme ich gleich in Ferienstimmung … und Capri wäre wundervoll …

    Und die Espadrilles sind sehr schön, obwohl ich noch niemals auch nur einen solchen Schuh besessen und getragen habe …. an Männern finde ich die Dinger aber toll 🙂

  • Volker
    15. Juli 2013 at 10:00

    Fur mich sind die Schuhe Urlaub pur! 🙂

  • Siegmar
    15. Juli 2013 at 17:00

    wunderbarer Artikel über Kult-Schuhe für den Urlaub und natürlich über die traumhafte Insel “ Capri „, leider in der Hauptsaison absolut mehr als überlaufen und dadurch gerade auf der Piazzetta überhaupt kein Flair mehr, diese Zeit ist wirklich nicht zu empfehlen. Capri ist zum niederknien schön und der Blick aus der Villa San Michele einzigartig.

  • Horst
    15. Juli 2013 at 21:37

    Die haben ja wirklich was von Urlaub! Die Tartan Espadrilles, pardon, Zabattigli’s sind mein Favorit! 🙂