Sie fallen immer wieder in Wohnproduktionen oder in Auktionen auf – die Möbel mit dieser ganz besonderen Ausstrahlung und völlig verschiedenen Stilistiken. Mal sind es 50er Jahre Palm Lampen aus Messing, mal zierliche Beistelltische im Stil des Jetset aus Schmiedeeisen oder vergoldetem Messing mit Marmorplatten, es können aber auch Louis XV. Stühle oder extravagant bezogene Tabourets. Alle Möbel haben aber eines gemeinsam: sie kommen aus den Werkstätten eines legendären Pariser Möbelgeschäftes – der Maison Jansen in der Rue Royale Nummer 9.
Einen Steinwurf vom Maxim’s entfernt, dort wo sich heute noch die Boutiquen von Christofle oder Lalique befinden, gab es über ein halbes Jahrhundert lang das Einrichtungshaus, das der Treffpunkt des Who’s who der internationalen Gesellschaft war. Neben der Planung und dem Einrichten von ganzen Objekten, organisierte das Haus auch immer wieder Ausstellungen für zeitgenössische Designer – zuletzt als der Stern des Unternehmens schon sank. In den 80er Jahren hatten hingegen renommierten Künstler wie Garouste und Bonetti ihre ersten Präsentationen in den Räumlichkeiten.
Allerdings wurden die Jansen Planer eher dadurch berühmt, das sie fast palastartige Interieurs schufen und als der abgedankte König von England, der spätere Herzog von Windsor, mit Wallis Simpson ein Heim in Paris gefunden hatten, erschienen die Mitarbeiter von Jansen und gestalteten von A-Z die Welt des Paares neu. Der Jansen Stil beruhte darauf, eklektische Eigenschöpfungen mit Antiquitäten zu kombinieren und wirkungsvoll zu arrangieren.
Einer, der sich von der Maison Jansen sehr inspirieren ließ, war der Interieur Designer Alberto Pinto, dessen Firma auch heute noch Aufträge in dem Umfang annimmt, wie es früher nur Jansen schaffte. Das kürzlich in Paris einer Feuersbrunst zum Opfer gefallene Hôtel Lambert wurde in der Mitte des 20. Jahrhunderts genauso von Jansen dekoriert, wie die Luxusapartments der Gettys an der Fifth Avenue in New York oder große Ozeanriesen.
Hocker von Maison Jansen; Bild: 1stdibs
Als der Schah von Persien 1971 das 2.500 jährige Dynastie-Jubiläum in Persepolis im Iran feiern wollte, gab er eine ganze Zeltstadt – komplett möbliert und ausgestattet – für die Festivitäten bei Jansen in Auftrag. Die Planung und Ausführung verschlang Unsummen und der Schah blieb dem Unternehmen die Rechnungen schuldig. Jansen geriet in Schieflage und das Unternehmen verlor immer mehr Kunden, die sich einen solchen opulenten Stil leisten konnten und vor allem leisten wollten …
Guy Paulin und andere moderne französische Designer bekamen zukünftig die Staatsaufträge aus dem Élysée-Palast, denn Madame Pompidou wollte einen bewussten Bruch zu den ausschweifenden Dekorationen des 18. und 19. Jahrhunderts des Präsidentenpalastes.
Lampe und Paravent von Maison Jansen; Bilder: 1stdibs
Heute werden, obwohl teilweise erst vierzig oder fünfzig Jahre alt, Jansen Stücke in den internationalen Auktionshäusern und Antiquitätengeschäften gehandelt und von Interieur Designern, wie Jacques Grange, Jacques García oder Stephen Gamble, sehr geschätzt.
Eines haben alle Jansen Stücke aber gemeinsam, sie haben diesen gewissen Jetset Touch und sind bewusst repräsentativ. Typische Jansen Kunden waren schon damals das, was heute auch wieder in der globalisierten Welt angesagt ist: neureich. Und sie wollten, dass man ihren Reichtum auch sieht.
„Jansen“, James Archer Abbott; Acanthus Press LLC
Maison Jansen lediglich als Möbelgeschäft zu bezeichnen, wäre sicherlich ein bisschen Frevel – eigentlich haben sie eine eigene Stilistik kreiert, die man vielleicht als „French Palace“ Stil bezeichnen könnte und der heute noch in den Hotels wie „Plaza Athénée“ oder „Le Bristol“ zu spüren ist.
Bis heute ist das Haus legendär und es gehört dazu, wenn man sich mit dem Thema ‚Einrichtung‘ beschäftigt, seine Stilistik zu studieren. Ein wunderbarer Bildband von James Archer Abbott dokumentiert nicht nur die Geschichte von Jansen, sondern zeigt auch viele der Eigenkreationen und der Objekte. Es ist über Amazon.com erhältlich.
Viel Spaß beim Entdecken des glamourösen Jetset Stils!
Eine umfangreiche Auswahl von Stücken der Maison Jansen gibt es übrigens bei 1stdibs …
Horst
19. August 2013 at 11:06Ein paar Stücke hätten sicher auch Liberace erfreut 😀 😀
Ein paar würden sich aber auch hier ganz gut machen!
Daisydora
19. August 2013 at 11:27Schön zu lesen und zu wissen … aber leider Gold 🙂 der „Gummibaumlampe“ in Silber oder einer Farbe könnte ich schwer widerstehen …
Siegmar
19. August 2013 at 12:34Den Hocker mit den Bambus-Beinen aber in Eisen fände ich als Einzelstück toll. Sonst sehe ich das sowie Horst! 🙂
monsieur_didier
19. August 2013 at 20:19…der Hocker mit den Bambus-Beinen ist auch mein Favorit…
der Rest ist eher schwierig…