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Peter’s Cutting: Horst P. Horst – Photographer of Style

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NEW YORK, UNITED STATES – SEPTEMBER 1949: Photographer Horst directing lights and cameras before taking fashion pix of Lisa Fonssagrives; Foto: Roy Stevens/Time & Life Pictures/Getty Images

Die Ausstellung, die vom 06. September 2014 bis 04. Januar 2015 im Londoner Victoria und Albert Museum stattfindet, ist nicht einem der vielen Modefotografen gewidmet, die für Magazine wie Harper’s Bazaar oder Vogue gearbeitet haben, sondern einer der wenigen, dessen Bilder nicht nur zu Legenden wurden und der mehr als sechzig Jahre gearbeitet hat: Horst P. Horst.
Lebenslang signierte er nur mit ‚Horst‘ und bestimmte, ähnlich wie Richard Avedon oder Irving Penn, über Jahrzehnte unser Bild der Mode. Aber Horst war auch ein ganz besonderer Mensch und ich schreibe dieses Porträt besonders gern, weil es nicht nur einer meiner Lieblingsfotografen ist, sondern auch, weil ich eine persönliche Beziehung zu ihm habe. Aber zurück auf Anfang, denn eigentlich war es Horst, der als Horst Paul Albert Bohrmann, zweiter Sohn des Kaufmanns Max Bohrmann und seiner Ehefrau Klara in Weissenfels an der Saale geboren wurde, gar nicht in die Wiege gelegt, einer der gefragtesten Künstler der Fotografie zu werden …
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Corset by Detolle for Mainbocher; 1939; Foto: © Condé Nast / Horst Estate

Nachdem Horst P. Horst in frühen Jahren lange krank war und seine Jugend teilweise im Sanatorium verbringen musste, studierte er erst in Frankfurt Sinologie in Frankfurt und später dann an der Hamburger Kunstgewerbeschule Architektur. Horst liebte das Bauhaus, hatte Kontakt zu László Moholy-Nagy und war von den Werten und der Philosophie tief beeindruckt und geprägt. Von der Bauhaus-Architektur ging damals das gesamte „Neu-Sehen“ der Ästhetik aus, das Moholy-Nagy dann in Fotos umsetzte.
Der feinsinnige zierliche Mann merkte auch auf eine andere Weise, dass er anders war, und sehnte sich vielleicht auch dadurch nach der Großstadt und dem Zentrum der Kreation, die eine große Freiheit auf ihn ausstrahlte: Paris.
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Male Nude; 1952; Foto: © Condé Nast / Horst Estate

Heute fast unglaublich, schrieb Horst P. Horst eine Bewerbung an den schon damals berühmtesten Architekten der Welt: Charles-Édouard Jeanneret-Gris, besser bekannt unter seinem Pseudonym Le Corbusier.
Kaum war er 1930, also noch vor der Verdüsterung Deutschlands durch das Nazi Regime, in der Stadt an der Seine gelandet, kam er in die Kreise von Männern, die damals den Stil und die Kunst dominierten. Heute würde man sagen, dass er gleich das perfekte Netzwerk fand. Natürlich befanden sich im Umkreis von Le Corbusier Künstler wie Christian Bérard, Boris Kochno, Robert Mallet-Stevens und viele mehr.
Einer dieser Männer hatte ein Auge auf Horst geworfen: Der baltische Baron George Hoyningen Huene war Cheffotograf der französischen Vogue und bat ihn nicht nur sein Modell zu werden, sondern auch sein Liebhaber. Hoyningen Huene ließ Horst die ersten eigenen Aufnahmen machen und Vogue veröffentlichte bereits zwei Monate später das erste ganzseitige Motiv von ihm: ein Model, das komplett in schwarzem Samt gekleidet war und dessen Lichteffekte den für Horst so einzigartig bezeichnenden Stil charakterisierte.
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Salvador Dalí’s costumes for Leonid Massine’s ballet Bacchanale; 1939; Foto: © Condé Nast / Horst Estate

Liest man heute Horst P. Horsts Lebenslauf, kommt es einem vor, als würde man im Schnelldurchlauf die moderne Kunstgeschichte durchlaufen und begreift, dass Begegnungen das Leben verändern können. Dabei blieb Horst immer der bescheidene, leise und liebenswerte Mann, der kein Aufheben um seine Person machte, aber voller Fantasie und perfektem Geschmack war.
In London sollte die erste Ausgabe der britischen Vogue erscheinen und Cecil Beaton suchte Fotografen dafür. Durch Hoyningen Huene lernte Beaton Horst kennen, der gerade seine ersten Porträts für die britische Gesellschaft machte.
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Marlene Dietrich, New York; 1942; © Condé Nast / Horst Estate

Obwohl als Modefotograf eine Legende, galt seine Liebe den Menschen: von Noël Coward über Gloria Vanderbilt bis zu Yves Saint Laurent – es gab kaum einen, den er nicht vor die Linse bekam. Der Vogue und dem Condé Nast Verlag blieb er lebenslang treu und egal, für welche Ausgabe des Magazins und egal in welchem Land es erschien, gab es bis 2000 kaum ein Jahr ohne seine Strecken und Bilder. Für das legendäre House & Garden Magazin entwickelte er eine besondere Art der Interieurfotografie und porträtierte die Wohnsitze der Society, die ihm natürlich gerne die Türen öffnete. Mein Lieblingsmotiv, das Porträt von Tatiana von Hessen mit ihrem Pferd auf Gut Panker, stammt auch aus House & Garden von 1967.
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Dinner suit and headdress by Schiaparelli; 1947; Foto: © Condé Nast / Horst Estate

Als homosexueller Mann und durch die Freiheit, die Horst P. Horst in Paris kennengelernt hatte, wurde ihm klar, das Deutschland unter den Nazis nie mehr seine Heimat sein konnte und so beschlossen er und Hoyningen Huene 1935 nach New York zu gehen.
Horst P. Horst war ein in allen Richtungen moderner Mann und beschloss amerikanischer Staatsbürger zu werden. 1938 traf er dann die große Liebe seines Lebens kennen – den britischen Diplomaten Valentine Lawford. Von 1942 bis 1945 wurde Horst dann GI und kämpfte, wie seine Landsfrau Marlene Dietrich, gegen sein Heimatland in der amerikanischen Armee, um es vom Faschismus zu befreien. Zurückgekommen, adoptierte er zusammen mit Lawford einen gemeinsamen Sohn. Die beiden Männer lebten einfach alles zu einer Zeit, was manchem heute noch revolutionär erscheint und in vielen Ländern noch erkämpft werden muss.
Horst und Lawford lebten bis zu Valentines Tod in einem bezaubernden Haus auf Long Island in Oyster Bay zusammen …
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Dress by Hattie Carnegie; 1939; Foto: © Condé Nast / Horst Estate

Die Fotos, die jetzt im Victoria & Albert Museum präsentiert werden, zeigen neben den Ikonen von Horst P. Horst, wie den Modeaufnahmen des berühmten Mainbocher Korsetts oder Chanels Tüllkleid von 1938, auch die Porträts und die Studioaufnahmen, die häufig auch die Titel der Magazine wurden. Seine Naturaufnahmen werden erstmals in großer Bandbreite präsentiert und zeigen Horsts Bauhaus Affinität par excellence.
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Summer Fashions, American Vogue cover; 15 May 1941; Foto: © Condé Nast / Horst Estate

Horst P. Horst steht für das perfekte Spiel von Licht und Schatten und in seinen Werken wird immer ein großer Respekt vor der Person oder auch dem Modell gewahr. Sein perfektes Auge zeigt eine Grandezza, in der immer auch ein bisschen seine Bescheidenheit zum Ausdruck kommt. Bevor Horst 1999 starb, verkaufte er sein Haus und seine Archive und ging nach Florida. Das Haus atmete noch in jedem Winkel seinen und Valentines Geist. Die römische Büste, die ihm einst Coco Chanel geschenkt hatte, Zeichnungen von Bérard oder Cocteau und Möbeln von Jean-Michel Frank – das waren alles seine Freunde und heute sind sie, wie er selbst, Legenden. Einmal besuchte ich dieses Haus und als erste Fotoausstellung in unserem eigenen Geschäft zeigten und verkauften wir, wie könnte es anders sein, einige Bilder von Horst P. Horst. Das Chanel Porträt von 1937 fiel mir besonders schwer wegzugeben …
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Muriel Maxwell, American Vogue; 1939; © Condé Nast / Horst Estate

Die Ausstellung „Horst P. Horst – Photographer of Style“ im Victoria & Albert Museum zeigt nun die größte Retrospektive des Fotografen und sicherlich wäre er fast ein bisschen verlegen, wenn er das sehen würde. Denn in Weißenfels an der Saale hätte er noch nicht mal davon zu träumen gewagt …

Horst P. Horst – Photographer of Style
06. September 2014 bis 04. Januar 2015

Victoria and Albert Museum
Cromwell Road
London SW7 2RL, Vereinigtes Königreich

Täglich geöffnet von 10 Uhr bis 17:45 Uhr. Freitags bis 22 Uhr geöffnet.

  • Manfred
    1. September 2014 at 11:44

    Schöner Artikel. Nun weiß ich auch wie er richtig hieß

  • Monsieur_Didier
    2. September 2014 at 10:02

    …von Horst P. Horst können sich so manche Fotografen heute eine Scheibe abschneiden…
    es war bzw. ist eine eigene Welt der Eleganz und Bildsprache…

  • Horst
    4. September 2014 at 16:47

    Super! Und wenn Du noch heute Bilder im Store hättest, würde ich welche kaufen …