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Peter’s Cutting – Café Society: Haute Joaillerie Chanel

Sunset Chanel Collier
Collier „Sunset“ von Chanel Joaillerie; Bild: Chanel

Da es heute in der Heimat von Horstson so warm ist, dass man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann, überhaupt einen textilen Faden am Leib zu haben und es mir eher schwerfällt, über Mäntel, die aufkommende Wintermode oder etwa warme Handschuhe zu schreiben, bleibt als Thema für mein Cutting nur das, was herrlich kühl auf der Haut ist. Etwas, was schon über Jahrtausende den Menschen schmückt und niemals aus der Mode kommt: Diamanten und Saphire.
Bei der Kollektion, die wir euch heute vorstellen wollen, handelt es sich um so etwas wie die ‚Haute Couture der Schmuckkollektionen‘. Sie wurde genau in der Zeit, wo in Paris die Haute Couture Schauen liefen, vom Haus Chanel im Théâtre des Champs-Élysées in der Avenue Montaigne in einer aufsehenerregenden Präsentation gezeigt …
comar Chanel
Benjamin Comar; Bild: Chanel

Benjamin Comar, internationaler Direktor der Chanel Haute Joaillerie und verantwortlich für die Echtschmuck-Kollektionen des Hauses, ist es gelungen, eine der edelsten und wertvollsten Kollektionen in einem Kraftakt zu präsentieren, der jedem, der sich einigermaßen mit diesem Handwerk beschäftigt, klar wird. Nicht nur vom Umfang und der Auswahl der Stücke, sondern auch von den Steinen und der raffinierten Verarbeitungstechnik setzt die neue „Café Society“ von Chanel Maßstäbe.
Als Inspiration diente, wie könnte es anders sein, eine Epoche, in der Mademoiselle Chanel erstmals die Mode dominierte und die für die grenzenlose Freiheit der Frau steht: Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als Europa auf den Kopf gestellt war und sich die Society Russlands nach London und Paris begab und mit den Millionären Amerikas mischte und Künstler aus aller Welt in die französische Hauptstadt kamen. Mittelpunkt vieler Gesellschaften war Coco Chanel, in deren Ateliers viele russische Adlige Arbeit fanden. Die Verbindungen und Kontakte, die sie mitbrachten und die Emigranten, die noch kaufen konnten, gaben Chanel ein sattes Stammklientel.
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Herstellung des Colliers „Sunset“ von Chanel Joaillerie; Bilder: Chanel

Von allen Konventionen befreit und durch das Trauma des Ersten Weltkrieges mit ungeheurem Lebenswillen ausgestattet, gab sich die Generation sehr offen ggü. neuer Musikstile, neuer Arten des Vergnügens und zeigte sich sehr interessiert an Mode und Schmuck. Zu Chanels eher schlichten Kreationen passten auffallende Broschen, große Colliers und breite Armbänder. Sie mischte hemmungslos Modeschmuck, den sich ihre Ateliers zu den Kleidern ausdachten, mit spektakulären Preziosen der damals tonangebenden Häuser wie Cartier, Van Cleef, Chaumet oder Boucheron. Ihr Freund Paul Iribe brachte sie schließlich dazu, eigene Diamantcolliers und Schmuck der feinsten Art zu präsentieren – die Chanel Haute Joaillerie war geboren und machte Mademoiselle noch unabhängiger von anderen Häusern.
Es war aber auch die große Zeit des Jazz und des berühmten New Yorker Clubs „Café Society“, in dem alle Meilensteine dieser revolutionären Musikrichtung erfunden und performed wurden. Hollywoodgrößen gaben sich dort ein Stelldichein – allen voran die juwelensüchtige Schauspielerin Gloria Swanson. Alle Elemente, plus die Ikonen des Hauses, wie die Kamelie oder der Place Vendôme, an dem Chanel sein Juwelenhaus betreibt, verbinden sich zu den Grundlagen, aus denen Comar seine Gold-, Platin- und Edelstein-Träume zunächst als Zeichnung oder Modell erstehen ließ, um denn, wie er es selbst nennt, den Albtraum der Realisierung folgen zu lassen. Die richtigen Steine müssen nicht nur gefunden werden, sondern auch in ausreichemden Maße vorhanden sein und es müssen bei technischen Problemen der Fassungen oder auch der Konstruktionen Lösungen gefunden werden. Jeden Tag werden die Handwerker neu herausgefordert, den nächsten hundertstel Millimeter an der Perfektion zu finden.
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Herstellung des Colliers „Sunset“ von Chanel Joaillerie; Bilder: Chanel

Jedes Teil der Haute Joaillerie erfordert viele tausend Stunden Arbeit und jeder kleinste Fehler rächt sich bitterböse, da die Materialien so kostbar sind. Zunächst werden nach den Zeichnungen die Gold- und Platinfassungen gemacht und die Konstruktion am Plastilin- oder Gipsmodell ausprobiert. Schmuck muss nicht nur dekorativ sein, sondern, wie bei den Couture-Kleidern, ein einmaliges Gefühl des Tragens ermöglichen. Immer wieder wird zwischendurch von Frauen der Rohling probiert und es werden stundenlange Diskussionen zur Verbesserung des Tragekomforts geführt. Die Entstehung eines solchen Stückes von Chanel ist ein langer und aufwendiger Prozess und eine solche Kollektion, wie die „Café Society“ Kollektion, besteht aus vielen Komponenten.
Chanel Midnight CollierChanel Midnight Armreif
Collier und Armreif aus der Serie „Midnight“ von Chanel Joaillerie; Bilder: Chanel

„Midnight“ spielt mit schwarzem Onyx und Diamanten und dem Gegensatz von figürlichen und abstrakten Formen, genau wie im Art déco. Chanels blitzende Spiegel, gegen ihre schwarzen Coromandel Paravents gesetzt, kommen einen sofort in den Sinn …
Colier Moring in Vendome ChanelBracelet Moring in VendomeChanel
Collier und Armreif aus der Serie „Morning in Vendôme“ von Chanel Joaillerie; Bilder: Chanel

„Morning in Vendôme“ strahlt in Pink mit Saphiren und Diamanten, prachtvoll leuchtenden Gelb und dem Mythos des Platzes, auf den Coco Chanel von ihrem Appartement im Pariser Ritz schauen konnte. Auffällig für Frauen, die sich keiner Konvention unterwerfen wollen, bilden die Preziosen echte Hingucker mit totaler Stilsicherheit und sind jetzt schon Klassiker der Juweliers Kunst mit Zukunft.
Broadway Chanel Bracelet
Armreif aus der Serie „Broadway“ von Chanel Joaillerie; Bild: Chanel

„Broadway“ und „Charleston“ sind Chanels ewigem Klassiker, dem“ kleinen Schwarzen“, wie auf den Leib geschrieben und betonen durch ihr Funkeln und ihren Glanz der Diamanten die Eleganz der Schlichtheit. Dem Jahrzehnt von Shimmy Tänzen und der aus New Orleans stammenden Josephine Baker, die Paris in den zwanziger Jahren den Kopf verdrehte, scheinen diese Kreationen direkt entsprungen zu sein. Modern und grafisch sind sie tragbar – vom Breakfast (in diesem Fall bei Chanel und nicht Tiffany & Co.) bis zum großen Ball oder dem verführerischen Rendezvous mit einem Verehrer.
Collier Cruise Chanel
Collier aus der Serie „Cruise“ von Chanel Joaillerie; Bilder: Chanel

„Cruise“, mit seinem wie die Ewigkeit wirkendem Blau und Türkis, erinnert an Chanels „Train bleu“-Kreationen und an die Côte d’Azur mit dem Geräusch der leise schwappenden Wellen.
Sunset Chanel BroscheSunset Chanel Ohranhänger
Brosche und Ohranhänger aus der Serie „Sunset“ von Chanel Joaillerie; Bilder: Chanel

Für mich sind aber die fantasievollen Stücke des „Sunset“ Themas der absolute Höhepunkt. Es wird mit den raffiniertesten Handwerkstechniken und unsichtbaren Lösungen gespielt, die jedes Stück nicht nur einzigartig, sondern auch wie schwebend erscheinen lassen. Wie die Farben der untergehenden Sonne schimmern die Goldtöne und die pudrigen Pastelle der kostbaren Padparadscha Saphire, die zu den schönsten ihrer Art gehören. Völlig neuartiges Design beweist, dass Echtschmuck nicht konventionell ist und ein Ereignis sein kann. Wie ein Feuerwerk, das den Körper sanft umschmeichelt und jede Trägerin zu einer Königin macht.

Die „Café Society“ Kollektion gibt es am Place Vendôme in der Chanel Haute Joaillerie in seiner ganzen Pracht zu entdecken. Alleine schon die Präsentation lässt träumen und die Magie der Juweliers Kunst in einem völlig neuen Licht erscheinen. Chanel schafft es, selbst den schwersten Schmuck-Muffel zu faszinieren, weil die Raffinesse des Handwerks jeden überzeugt.
Auch wenn es eigentlich „Diamaonds are the best friends“ heißt, habe ich mich in diesem Fall in die Padparadscha Saphire verliebt.
„Café Society“ hätte Coco Chanel bestimmt gefallen und die größten Stücke würde sie zum schlichten Pulli tragen …

  • monsieur_didier
    29. Juli 2014 at 10:01

    …wundervoller, ausführlicher Bericht Peter…
    vor kurzem kam auf Arte ein langer Film über das Haus Cartier, welcher über die gleiche Zeit berichtete und viele ähnliche Details ans Licht brachte…

    eine tolle Zeit und ein wundervolles Metier…!

  • Siegmar
    29. Juli 2014 at 11:05

    toller Artikel und wunderschöner Schmuck auf allerhöchstem kunsthandwerklichem Niveau. Den Film auf Arte habe ich begeistert gesehen.

  • Manfred
    29. Juli 2014 at 12:38

    Schöner Artikel, leider ist der Schmuck nicht meine Preisklasse 😉

  • PeterKempe
    29. Juli 2014 at 21:15

    @ alle
    Tausend Dank für Euer Lob!
    Ihr wisst ja, schöne Dinge entgehen mir selten und ich finde, es geht ja auch nicht immer darum alles zu kaufen, sondern das Auge an Schönheit zu weiden :-))))) Diana Vreeland sagte: Wenn du dir nur immer schöne Dinge anschaust, wirst du immer inspiriert durchs Leben gehen!

  • Horst
    30. Juli 2014 at 22:14

    Imposant und spannend. Würde ich gerne mal in Natura sehen! Schöner Artikel!

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    3. August 2014 at 19:15

    […] einem sofort die Haute Couture ein. Dabei ist die Haute Joaillerie mindestens genauso begehrenswert. Peter stellt die neue Kollektion vor! 3) Das Fall-Winter 2014 Lookbook von Versace fiel bei den Kommentatoren weitestgehend durch. […]