Männermode

Objekt der Begierde: Endlich einen vernünftigen Troyer

Erwähnte ich eigentlich schonmal, woher ich komme? Beziehungsweise wo ich meine Kindheit verbrachte? Aus der Lüneburger Heide. Und wie das nunmal in einer fröhlichen Kindheit in den 70ern so war, fuhr man einmal im Jahr mit Sack und Pack in den Urlaub – Nicht wie es heute üblich ist im Flieger, sondern im VW Käfer in himmelblau und später im Golf in hellrot an die See. Das war modern und schick und auch so herrlich praktisch, weil eben nur 3 Stunden vom Heimatort entfernt – inklusive 2 Pausen nörgelnder Kinder sei Dank.

Angekommen an der See wurden wir auch gleich in landestypische Tracht gesteckt: Entweder ein Seemannshemd (tagsüber) und wenns dann etwas später wurde, einen Troyer. Das letzterer aufgrund seines Polyester-Gemischs wahnsinnig gekratzt hatte, störte meine Mutter nicht – schließlich sah der kleine Horst so herrlich maritim aus, mit seinen roten Wangen und seinem blonden Haaren …

Ein paar Jahrzehnte später erinnert man sich immer noch alles: Den VW Käfer, der Geruch vom Salami-Brötchens-für-die-Fahrt des Bruders, die „Sind wir schon da?“-Fragerei nach ca. 30 Minuten Fahrt und selbstverständlich den Troyer – und bis auf den Brötchen-Geruch möchte ich auch alles nochmal genauso erleben: Ich hätte gerne nochmal eine Tour im VW Käfer, wo im Sommer die Heizung richtig gut funktionierte und im Winter eher sporadisch ihren Dienst aufnahm. Den Urlaub an der See machen wir sowieso schon einmal im Jahr und was auch noch fehlt: Einen vernünftigen Troyer. Nicht so einen einfachen aus dem Touri-Shop, sondern einen richtigen – das meine ich jetzt nicht nur aus sentimentalen Werten sondern auch aus modischer Sicht.

Da ich durch Peter weiß, dass so ziemlich alles noch irgendwo in Manufakturen hergestellt wird, bin ich umso glücklicher über meinen Fund: Troyer von RYMHART (das heißt soviel wie „Rüm hart – klaar kiming“ bzw, ins hochdeutsche übersetzt „weites Herz – klarer Horizont“). Hergestellt wird so ein Troyer von der Strickerdynastie Siegel aus Stade, die ihre Strickmanufaktur in der 4. Generation führt, aus 100% Merinowolle in drei verschiedenen Farben, einem Gewicht von 2 Kilogramm (wenn ich den Pulli damals angehabt hätte, wär‘ ich niemals im Wind umgekippt …) und einigen netten Features: Jeder RYMHART-Troyer wird mit einer einmalig vergebenen Seriennummer, einem Zertifikat, Refreshing-Service und einem kleinen, robusten Seemannssack ausgeliefert … Das hat natürlich alles seinen Preis: knapp 200€ kostet so ein gutes Stück (gefüttert knapp 250€) – dafür bekommt man vermutlich einen Pulli für’s Leben. Nicht nur für den Urlaub an der Ostsee, sondern für immer.

  • Daisydora
    21. Februar 2012 at 11:57

    Der Blaue sollte es für dich sein, wenn schon … der ist schön

    … ich habe sowas übrigens mal gestrickt und die Ärmel im Raglanschnitt wurden aber überknielang 😉

  • Christopher
    21. Februar 2012 at 12:28

    Man muss ein gewisses Alter (um nicht unhöflich zu sein) erreicht haben, um diese Sorte von Pullover zu tragen. Aber den Herren mit ansätzlichem Grau in den Haaren und einem Pullover wie diesem – Mitte/ende 40…SUPER!!

  • siegmarberlin
    21. Februar 2012 at 12:35

    ich finde den Troyer wirklich toll und der Preis ist vernünftig, soll ja ein Stück fürs Leben sein, ausserdem kann ich den tragen, ich passe in das dargestellte Schema von Christopher. 😉

  • peter kempe
    21. Februar 2012 at 12:42

    super!!mich hat eben schon ein freund aus paris angerufen der die ebstellt!!das ist ein super teil!!!wunderbar!!

  • blomquist
    21. Februar 2012 at 12:43

    @ Christopher: So ein Klassiker passt immer!
    Da darf man auch ruhig jünger sein.
    🙂

  • Harald
    21. Februar 2012 at 15:24

    Soeben bestellt. Bestellnummer ist noch unter #50. Ich hatte zu Weihnachten Skiunterwäsche aus Merino Wolle bekommen. Wie könnte ich jemals wieder etwas anderes anzeihen? Bin sehr gespannt auf die Qualität.

  • dentist
    21. Februar 2012 at 18:08

    Habe mir das Teil schon im Dezember gekauft (geht übrigens nur online über die Rymhart-Webseite). Trage ihn seitdem ständig! Außerdem steht meine Frau drauf (und nicht nur die…). 😉

  • Martin
    21. Februar 2012 at 19:00

    Wenn dann plädiere ich für die blaube Variante und wenn schon dann unbedingt gefüttert. Und das Salamibrötchen und dessen Geruch darf nicht fehlen um das Gefühl perfekt zu machen 😉

    look-scout.blogspot.com/

  • Carrie
    21. Februar 2012 at 21:55

    Schickes Teil…passt auch zur Nordsee gut 🙂

  • stephanberlin
    24. Februar 2012 at 00:22

    HORST, kennst du als Skandinavien-Fan auch die dänische Firma
    SNS-Herning (aus Herning in Jütland). Hat Kult-Status und gibt es in coolen Läden zu kaufen. Tragen schicke Dänen in New York
    und da kenn ich welche…Die Troyer sehen etwas stranger gestrickt aus, eben typisch dänisch!

  • Horst
    24. Februar 2012 at 11:56

    @stephanberlin Ja, die kannte ich. Die sind auch super. 🙂 Aber haben die auch ganz schlichte, ohne eingestrickte Blockstreifen?
    Als ich den Artikel getippt habe, hatte ich die ganze Zeit auch überlegt, woher der Troyer überhaupt kommt – weiß das jemand?