Ausstellung

My Life on the Road – Sylvie Fleury zu Gast in der Villa Stuck/München – 30.06. bis 30.10.2016

(Bild: HaropaConsult)

Sylvie Fleury, 1961 in Genf geboren, präsentiert seit Ende Juni 2016 ihre dekorativen Kunstwerke und sagt YES TO ALL, wie ihre Lichtskulptur über den Haupteingang der Villa Stuck in die noble Nachbarschaft von Bogenhausen ‚hinausleuchtet‘.
Die von Franz von Stuck als Gesamtkunstwerk angelegte Villa Stuck – im Schatten des Friedensengels und an der Prinzregentenstraße gelegen – ist die ideale Plattform für Sylvies Kunst. Beide Künstler dem Kommerz nicht abgeneigt, erbaute Franz von Stuck, bekannt als einer der Münchner Malerfürsten, Ende des 19. Jahrhunderts an den Isaranhöhen in Bogenhausen sein Ideal einer Villa.
Der neoklassizistische Bau mit Anleihen aus Antike, Byzanz und Hochrenaissance, gipfelte in einem eigenwilligen und eigenständigen Gesamtkunstwerk. Bis ins Detail durchdacht und geplant, steht das repräsentative Ensemble am Ende der einen und am Beginn einer anderen Architekturepoche für moderne Baukunst.
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Bilder: HaropaConsult
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Bilder: HaropaConsult

Für Sylvie Fleury steht die Konsumwelt im Fokus ihres Schaffens. Sicherlich erinnert sich der eine oder andere noch an die Keepall in silber, welche von Marc Jacobs in der „Mirror“-Kollektion adaptiert wurde. Man hat den Eindruck, als würde sie sich in den Regalen und Auslagen wie in einem Department-Store der Kunst frei bedienen.
Scheinbar schnell und hastig im Empfangssalon abgestellte Einkaufstaschen zahlreicher Luxusmarken werden zum Ready-Made à la Marcel Duchamp. Im gleichen Raum erinnern die Yeti-Moonboots an Jeff Koons „Puppies“. Wie bei Koons aus Marmor aufwendig gefertigt, wird dieser ‚wärmende‘ Konsumartikel zur Kunst geadelt.
Nebenan zollt Madame Fleury mit ihrer Version einer überdimensionierten Rasierklinge scheinbar Man Rays „Le Grand Transparent“-Spiegel Tribut, um dann im ersten Stock der Villa, getreu ihrem Motto Be Amazing, ihre medial bekanntesten Werke zu erkunden. Der goldene Einkaufswagen, sowie zahlreiche High Heels von Alaïa und die klassische Birkin Bag, naturgetreu aus versilberter oder geschwärzter Bronze ‚nachgebaut‘, sind zu entdecken, um im nächsten Raum die mit der Neonschrift Envy die Modeindustrie zu zitieren und dabei die Vergänglichkeit eines Duftes und seiner Vermarktung zu einem Paradoxon zu verbinden.
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Bilder: HaropaConsult
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Bilder: HaropaConsult

Der Pfau im ‚Badezimmer‘ könnte auf die Symbolik des Untergangs und der Krise hinweisen. Dies schreckt aber nicht die Damen der Gesellschaft ab, in einer Videoinstallation ihre Aggressionen an Chanel-Taschen mit Hilfe von Gewehren und Pistolen auszulassen. Niki de Saint-Phalle lässt mit ihren Schussbildern grüßen, in denen sie damals den sexuellen Missbrauch ihres Vaters verarbeitete. Auch denkt man an Herlinde Koelbls „Target“-Fotografien, wenn man die zerschossenen Taschen ‚gekreuzigt‘ an den Zielscheiben sieht.
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Bilder: HaropaConsult

Das vermeintlich starke Geschlecht kommt aber auch nicht zu kurz. In Videosequenzen über das liebe Auto nehmen sich Sylvie Fleury und einige Models hingebungsvoll Automobilen Schätzen, wie einem 300 SL Flügeltürer, an und pflegen oder ‚reparieren‘ diese in Reinsträumen von Mercedes-Benz und Konsorten.
Sylvie Fleury sagt YES TO ALL und nimmt uns mit auf ihre ‚Roadshow‘, indem sie uns an ihrer Sicht auf Mode, Luxus und Statussymbolen teilhaben lässt …

Sylvie Fleury – My Life on the Road. YES TO ALL
Villa Stuck
Prinzregentenstraße 60
81675 München

Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. Oktober 2016

Anmerkung
Der Gastbeitrag wurde von Harald Stoppelkamp verfasst – wir danken ganz herzlich für die Eindrücke!
Wir suchen übrigens noch weiterhin nach Gastautoren. Wenn auch Du mal Lust hast, einen Artikel auf Horstson zu veröffentlichen (mögliche Themenfelder: Mode, Politik, Kultur, Gesellschaft, Musik, Reise, Blog etc.), melde Dich einfach: horst@horstson.de

  • Gerd
    27. Juli 2016 at 19:35

    Herzlich Willkommen im Kreis der Autoren dieses tollen Blogs.
    Schöner Einstieg – schau ich mir an.

  • René
    27. Juli 2016 at 22:07

    Die Villa ist wirklich sehenswert! Guter Tipp!