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Modeschätze – Karl bei Coco kreativ

stern karl lagerfeld
Bild: Scan vom Stern – „Karl bei Coco kreativ“

Vor genau 30 Jahren erschien in der deutschen Illustrierten „Der Stern“ ein Bericht, der bis heute bei mir aufbewahrt wird und den ich euch gern heute vorstellen möchte. Die Autorin des Artikels, Ursula Harbrecht, ist eine der renommiertesten, sehr sachkundigen Moderedakteurinnen Deutschlands. Der Stern hatte in den 70er Jahren einen engen Draht zu Karl Lagerfeld und war in Deutschland maßgeblich daran beteiligt, dass er so bekannt wurde. Stern-Redakteurin Wibke Bruhns galt als „die“ Lagerfeld Expertin und hatte viele Reportagen über ihn bei Chloé und Fendi gemacht.

Ende Februar 1983 erschien dann der Bericht, der aus heutiger Sicht verblüfft, denn Chanel ist heute das berühmteste und erfolgreichste Luxus-Modehaus der Welt. Aber das Schöne ist ja, das, wenn man von vorne guckt, aller Erfolg oder Misserfolg nicht abschätzbar und sichtbar ist. Im Nachhinein ist der zum Kabinettstück gewordene Artikel natürlich ein großartiges Zeitdokument und die einzige Ankündigung der Lagerfeld Premiere in den deutschen Medien. Auch das war so in der guten alten Zeit, als es weder Internet noch andere Medien außer Print gab …

Das Bild mit der Braut der Debut Kollektion zeigt Karl Lagerfeld am Ende der Premiere in der Rue Cambon mit heute unvorstellbaren 250 Zuschauern. Am 5. Februar 1983 fand die erste Couture Schau unter Karl Lagerfeld statt. Viel Spaß beim Lesen und herzlichen Glückwunsch zum 30.Jubiläum Herr Lagerfeld:

„Karl bei Coco kreativ – von Ursula Harbrecht 1983“
Karl Lagerfeld will das Pariser Modehaus Chanel mit einer Haute Couture Kollektion wieder in Schwung bringen.
Am 5.Februar 1954 fand an der seine ein denkwürdiges Comeback statt. Nach 15 Jahren Schneiderpause versuchte sich Coco Chanel erneut mit einer Kollektion – im Alter von 70 Jahren.
Einer, der die neuen Kleider der alten Chanel sofort „sehr schick“ fand, war ein 15 jähriger Junge aus Hamburg. Er besuchte in Paris das Gymnasium und hatte die stern scanFreundin seiner Mutter zur Chanel Schau begleitet. Sein Name: Karl Lagerfeld.
In der nächsten Woche sitzt Lagerfeld wieder bei Chanel, doch diesmal nicht unter den Zuschauern, sondern hinter der Kulisse. Der inzwischen 44 jährige Hanseat hat die Nachfolge der legendären Mademoiselle angetreten. Seit Beginn dieses Jahres ist er für die Haute-Couture-Kollektion des weltberühmten Pariser Modehauses verantwortlich.
Lagerfelds Chanel-Debut wird mit der gleichen Spannung erwartet wie einst das Comeback der Kleiderkönigin. Umkrempeln will er nichts. „Chanel ist für mich wie ein Theaterstück, das ich modernisieren soll.I ch will mit ihrem Stil spielen,i hn auffrischen und raffinierter machen“.
Das Lagerfeld ausgerechnet eine Haute-Couture-Kollektion zum neuen Spielfeld wählte, überrascht. Denn keiner hat sich über dieses Gewerbe lustiger gemacht als der scharfzüngige Top-Designer. „Mit Stecknadeln im Mund vor ignoranten alten Weibern herumrutschen“ kommt für ihn am neuen Arbeitsplatz auch gar nicht in Frage .“Chanel ist für mich eine Marke,die ich künstlerisch betreue. Das Kommerzielle geht mich nichts an. Ich bin nur Image-Macher.“
Ein Image-Lifting hat das ehrwürdige Modehaus auch dringend nötig. Seit dem Tod der legendären Chanel 1971 hat sich reichlich Staub auf dem einst glänzenden Namen gelegt. Die bisherigen Nachfolger haben zwar brav, aber auch bieder am Erbe gestichelt. Die Reichen und die Schönen des internationalen Jet-sets waren nach und nach zu flotteren Konkurrenten wie Yves Saint Laurent übergelaufen.
Chanel ist ein neuer Zacken in der Krone von „Kaiser Karl“ schreibt „Die Zeit“. Andere Glanzstücke des Lagerfeld-Imperiums sind Kollektionen für Chloé in Paris und Fendi in Rom. Daneben mischt der berühmteste deutsche Modemacher noch bei einem Dutzend anderer Firmen mit. Und in Wien ist Lagerfeld Hochschul-Professor.
Doch nichts von alledem soll Chanel zuliebe aufgeben werden.“Arbeiten ist für mich wie atmen“, sagt Lagerfeld. Und nebenbei auch lukrativ.
Das amerikanische Fachblatt „Women’s Wear Daily“ vermutet, dass das Modehaus Chanel den Deutschen mit einer Million Dollar im Jahr geködert hat.
Lagerfeld: „Darüber wollen wir lieber nicht reden – bei all den Arbeitslosen.“

  • thomash
    29. Januar 2013 at 12:33

    die aussagen sind eins-zu-eins seine, damals wie heute. vom überbau ist der mann stringent wie keiner sonst. vielleicht ist er deswegen so frei, wenn er das äußerliche immer wieder neu zusammensetzt. spektakulär!

  • jürgen
    29. Januar 2013 at 13:04

    damals war mode noch flott 😉

  • Volker
    29. Januar 2013 at 13:34

    Schöner Artikel! Beide

  • Siegmar
    30. Januar 2013 at 12:33

    klasse Artikel

  • Monsieur_Didier
    30. Januar 2013 at 20:15

    …ich bin sehr angetan und kann mich noch genau an meine Begeisterung erinnern, als K.L. zu Chanel wechselte…
    ich entdeckte ihn damals, als er für Chloé die Kollektion mit den Badezimmerarmaturen machte…
    ein Bericht im Stern und ich war elektrisiert…!

    …ich finde ihn nach wie vor grandios, das einzige was mir nicht wirklich gefällt ist der Gegigantismus, den seine Schauen mittlerweile errreicht haben, aber das geht heute wohl nicht mehr anders…
    sie sind aber nach wie vor immer vorneweg…!