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Meine Lieblingsdüfte – Chanel mal ohne die Nummer 5

Das Chanel No 5 das erfolgreichste Parfum auf der ewigen Bestenliste der Düfte ist, ist ja bekannt und alle kennen ihn. Aber manchmal hat der größte Erfolg auch ein Geheimnis in seinem Schatten und es gibt eine Reihe von Düften, die nur in den Chanel eigenen Boutiquen verkauft werden und die nur in einer Größe erhältlich sind. Die haben zwar nicht so einen Bekanntheitsgrad, sind es aber doch mal wirklich wert, sie zu entdecken.
Aus der Reihe Les Exclusifs de Chanel gibt es eine Reihe von Düften, die immer unmittelbar mit der Geschichte des Hauses oder deren Begründerin Coco Chanel zu tun haben – So gibt es einen Duft, der nach der Adresse des Stammhauses benannt ist 31, Rue Cambon, eins was nach ihrem Sommerhaus duftet, 28 la Pausa oder eins, dass nach ihrem Haus in Garches, dass sie in den zwanziger Jahren bewohnte: Bel Respiro. Es gibt den Duft der die Lackparavents aus der Rue Cambon beschreibt: Coromandel und so weiter.

Zwei der Düfte sind, obwohl für Frauen, meine Lieblingsdüfte weil sie total unisex sind, geheimnisvoll duften und auch noch eine aufregende Geschichte haben.
Die Düfte sind eher schwer und duften wunderbar lange und verändern sich je mehr und länger man sie auf der Haut hat auf geheimnisvolle Weise. Eine echtes Erlebnis. Sie umschmeicheln einen und verleihen einem ein angenehmes Gefühl und sie sind, zugegebener Weise, extravagant. Die beiden Düfte stammen aus den zwanziger Jahren und heißen Cuir de Russie, was soviel wie russisches Leder bedeutet und Bois des Iles, also schon eindeutig im Namen etwas holziges enthält.
Ich kann sie beide nur sehr sehr empfehlen.

Cuir de Russie wurde von dem genialen Parfumeur Ernest Beaux (Bild oben) kreiert, der für Chanel auch 1921 die Rezeptur der Nummer 5 erfand und beschreibt die große Liebe von Chanel zum Großfürsten Dimitri Pavlovitch, dem Cousin des letzten Zaren Nikolaus II. von Russland.
Dimitri war wie viele seiner Landsleute nach der Oktoberrevolution 1917 nach Paris geflüchtet und hatte die junge Modeschöpferin bei einer Soiree kennengelernt. Da die meisten Russen nicht mehr als ihr Leben gerettet hatten, brauchten sie Arbeit und ähnlich wie heute gab es aber auch sehr viele, die mehr als das Leben gerettet hatten und in die Couture Häuser strömten, um sich zum Beispiel bei Chanel einzukleiden.
Die Mode wurde russisch. Bestickte Tuniken, Rubaschkas, dem Bauernkittel der Muschiks nachgebildete Blusen. Die Hälfte des Petersburger Hofes arbeitete bei Chanel, die andere Hälfte kaufte bei ihr ein.
Aus dieser Stimmung wurde Cuir de Russie geboren warm rauchig mit einem Amber Unterton sinnlich und betörend. Ein total zeitloser wunderschöner Winterduft bzw. der sehr gut zum Ausgehen geeignet ist.

Mein zweiter Favorit ist Bois des Iles – holzig, warm, aldehydig mit einem Unterton von Moschus und Zibet.
Er soll an die geheimnisvolle Stimmung, im innersten Afrikas erinnern.1926 eroberte eine Frau die Bühne von Paris, die das Nachtleben revolutionierte: Josephine Baker. Sie tanzte fast nackt zu Jazzmusik, die für die Ohren des eben noch im Operettenzeitalter lebenden Mitteleuropäers wie eine Revolution klang und in Paris war die Revue Negre mit Jazz aus New Orleans jeden Abend bis auf den letzten Platz besetzt. In Paris gab es riesige Kolonial-Ausstellungen und afrikanische Kunst erlebte seine erste große Blüte bei allen Leuten, die Kunst sammelten – ähnlich der Kunstsammler heute, die für Damien Hirst Millionen bezahlen. Alles war schick was schwarz war. Bois des Iles verkörpert alle diese Tendenzen in einer Flasche und wirkt wild und erotisch und trotzdem fein und heutig.

Zwei Düfte mit einer so eigenen Geschichte fand ich faszinieren und auch wenn die Flaschen mit 200ml Inhalt 190 Euro kosten – Man kommt Jahre damit hin und die Düfte halten auch sehr stark. Eine Ausgabe die sich lohnt – Immerhin sind sie wie eine Reise in zwei Kontinente ins geheimnisvolle Russland und ins wilde Afrika.
Viel Spaß beim Verreisen.

Bilder: CHANEL Paris

  • blomquist
    19. Februar 2011 at 16:28

    Das Bois des Iles riecht so unglaublich toll-
    das hatte ich schon total vergessen.

    Danke für den Gedächtnis-Kick.

  • Daisydora
    19. Februar 2011 at 17:16

    Da brauche ich mich nur anzuschließen; ich liebe die beiden Düfte auch, aber nicht an Stelle vonb No.5 … der Artikel ist wieder ganz wunderbar, die Bilder auch … 🙂 danke, Peter!

    Wenn es nur zwei Parfumhersteller auf der Welt geben könnte, dann müssten das Chanel und Gierlain sein… ach ja, und Courreges, um dessen modernen Duft Empreinte ich immer noch trauere …

  • siegmarberlin
    21. Februar 2011 at 11:29

    wie immer sehr schöner Artikel, ich finde schon immer die wirklich schlicht, elegante Form der Flakons klasse, bin mir sicher das Helmut lang,sich bei seinen Flokon davon inspirieren lies.

  • peter kempe
    21. Februar 2011 at 11:48

    @siegmarberlin
    lieber siegmar du hast wie fast immer den angel auf den kopf getroffen herr lang hat bei mademoiselle die inspiration gefunden und herr jacobs auch für seine früchte serie!!