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Louis Vuitton Legenden II – Cartier und Helmut Lang

Nachdem die Jungs in The Darjeeling Limited sich ja am Ende befreien, in dem sie sich von ihrem elfteiliegen Kofferset trennen gibt’s wieder Platz für neue Louis Vuitton Legenden. Die schönsten Stücke kommen ja aus den Spezialwerkstätten in Asnieres, dem Herzen der Manufaktur – und das schon seit über 150 Jahren.
Heute stelle ich euch zwei meiner weiteren absoluten Favoriten vor.
Für den ersten müssen wir ein bisschen tiefer in das zwanzigste Jahrhundert eintauchen, nämlich in das Jahr 1911. Ein Jahr, bevor die Titanic sank und das Reisen auf dem Höhepunkt der Beliebtheit bei der Upper-Class war, arbeiteten die Koffermacher von Vuitton im Akkord.

Zweigstellen in New York und Boston schickten Aufträge aus Amerika und Schrankkoffer über Schrankkoffer passierten den Atlantik. Nicht nur die Welt wurde schneller verbunden, sondern auch die Kunden internationaler und der Hunger nach Mode, Gepäck und Schmuck aus Paris erreichte auch Asien und vor allem Indien.
Neben Louis Vuitton eroberte der Juwelier Cartier die Welt. Häufig fuhren Louis Cartier oder seine Angestellten direkt zu den Kunden um die Pretiosen aus zu liefern oder von ihnen Steine, die der Juwelier neu fassen sollte, ab zu holen. Außerdem veranstaltete Cartier regelrechte Tourneen ins zaristische Russland oder durch Amerika.

Was ist die unauffälligste Form solche Transporte zu machen? In dem man einfach die kostbare Fracht unter sein normales Gepäck mischt. Cartier befragte die Experten von Vuitton und sie hatten eine fabelhafte Idee: Zwei Stahlkassetten, wie sie damals in Schließfächern bei Banken als Einschub üblich waren, wurden exakt eingepasst in einen völlig unauffälligen Naturfarbenen Rindsleder-Koffer. Der Koffer hatte ein handliches Format; da zu der Zeit bei Schiffsreisen das übrige Gepäck für Wochen in die Laderäume verschwand, konnte man ihn bequem ins Handgepäck nehmen.
Cartier bestellte 1911 einige dieser Koffer und sie wurden lange Jahrzehnte für die kostbarsten Transporte der roten Kisten mit dem Schmuck zum Kunden benutzt. 1928 bekam Cartier die Aufgabe, eine ungeheure Anzahl großer Diamanten und kostbarste Edelsteine aus Indien vom Maharaja von Patiala ab zu holen, um eine große und prachtvolle Zeremonien-Kette, im Stile des Pariser Geschmacks, daraus zu machen.
Das legendäre Patiala-Collier. Dieses wurde im Koffer verstaut und reiste so genau so unauffällig hin und her, dass keiner vermutet hätte, dass es sich um so einen Schatz handelte. Dadurch angeregt, erhielt Vuitton viele Anschlussaufträge für Safe-Koffer, so dass sich das Haus schließlich dazu entschloss, diese Koffer Anfang der Dreißigerjahre sogar in seinen Katalog auf zu nehmen.
Der Koffer ist weder mit Monogramm, noch mit Damier bezogen, sondern ganz unauffällig mit naturfarbenem Leder, ein ewiger Klassiker mit Geheimnis und ein prächtiger Beweis für die Zusammenarbeit von zwei Luxusmarken der Frühzeit des Luxus in Leder, Juwelen und Geschmeide.

Eines meiner absoluten Lieblingsstücke ist noch gar nicht so alt, gab aber unter anderem den Ausschlag dazu, dass das Traditionsmuster Damier, das noch vor dem Monogramm-Canvas patentiert wurde, heute wieder im Sortiment vertreten ist und seinen Siegeszug erneut angetreten hat.

1996 feierte Louis Vuitton hundert Jahre Monogramm-Canvas, zu der Zeit war das flotte Würfelmuster überhaupt nicht im Programm. Lange bevor Marc Jacobs das Design-Zepter übernahm, wurden die „Seven Designers in Monogram“ gebeten, eine Sonderedition zu machen.
Vivienne Westwood machte eine „Bump bag“ die ihrer Cul de Paris-Silhouette entsprach. Isaac Mizrahi, New Yorker Darling der Neunzigerjahre, eine durchsichtige Strandtasche. Romeo Gigli leistete den Beitrag Italiens und Sybilla den spanischen Beitrag mit einem Rucksack mit integriertem Sonnenschirm. Manolo Blahnik war natürlich für eine runde Shoebag zuständig – mit Boudoir-Altrosé Innenfutter.

Das absolute Superteil der Kollektion war allerdings der DJ-Koffer von Helmut Lang (siehe auch Header Bild). Der Wiener Designer und Superstar des Purismus (für einen Anzug von ihm gab man damals seinen rechten Arm) zeigte seine Kollektionen in Paris und ist bis heute eine Legende.
Der Koffer strahlt genau diese Zeitlosigkeit aus, die seine Mode hatte und neben dem klassischen Vinyl-Fach hat er einen kleinen, separaten Einleger für die damals neu aufkommenden, hochmodernen CD’s. Auf die limitierte Auflage gab es überall Wartelisten und nur durch Beziehungen oder als besonderer Kunde kam man an eines der Objekte der Begierde ran.
Helmut Lang stand mit der Unauffälligkeit seines Stiles in krassem Gegensatz zum Monogramm übersäten Edelgepäck. Vielleicht war es diese Kombination, die diese Kooperation so einmalig machte. Das Damier bot ihm die Gelegenheit, in seiner graphischen Optik, den perfekten Koffer für den DJ zu kreieren.
Noch heute sind die Teile aus der Jubiläumsserie Kult und ab und zu taucht mal das ein oder andere in Auktionen auf. Später folgten dem Erfolg dieser Edition Künstler-Kooperationen wie die mit Takashi Murakami oder Steven Sprouse.
Das Damier-Muster war daraufhin in aller Munde und viele der Standard-Artikel, wie die Keepall oder die Messenger-Bag gab es nun in zwei Varianten, dem Klassiker Monogramm und seinem Vorgänger und neuem In-Muster, Damier.

Helmut Lang katapultierte sich damit in einen zusätzlichen Olymp und betrachtet man heute seine Sachen aus der Zeit, sind sie immer noch unschlagbar chic und man spürt seine absolute Perfektion und seinen ultrapuren Stil.

Seine Vintage-Stücke sind absolute Juwelen der Mode und mit dem Koffer gibt’s nur einen Traumberuf – nämlich DJ werden.

  • muglerette
    18. Januar 2012 at 10:23

    ich mochte die alaia und westwood taschen

  • Siegmar
    19. Januar 2012 at 13:01

    Helmut Lang, alles nur toll, ich habe noch Teile, die ich in seinem, damlas neu eröffneten Laden in NYC gekauft habe. Der Laden allein war schon eine Sensation.