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Liebe auf den zweiten Blick – Das Café de Flore


 
Zugegeben – die meisten weltberühmten Restaurants oder Cafés sind überlaufen, von Touristen invasiert und halten nicht das, was sie versprechen und sind daher eher zu meiden.
 Auf den ersten Blick ist das beim Café de Flore am Boulevard Saint Germain in Paris auch so, zumindest ist das der Eindruck, den man gewinnt wenn man dran vorbei geht oder draußen sitzt. Parvenus, russische Neureiche, Touristen oder Aufschneider en Masse. Also Aussenplätze meiden – aber warum es trotzdem einer meiner Lieblingsplätze in Paris ist? Weil ich immer drinnen sitze!

 
Das Flore gehört so sehr zu Paris, dass es schon fast ein Klischee ist – und dann liegt es auch noch im Herzen von Saint Germain, dass heißt, es verkörpert diese ganz bestimmte Stimmung.
Man denkt sofort an die Existenzialisten, an Jean Paul Satre, Francoise Sagan, Boris Vian oder Miles Davis. Auch die typischen französischen Eigenschaften rebellisch, provokant, lebensfroh und antikonformistisch kommen einem in den Sinn- Und genau das ist das Flore: Man kann seine Ruhe haben aber man trifft ständig Leute die man kennt. Hier ist alles modern, aber die Einrichtung ist total traditionell. Es ist ein Restaurant, aber man kann auch nur nen Kaffee trinken.

 
Eigentlich konnte man im Flore sein gesamtes Leben verbringen. Am besten sitzt man im Erdgeschoss links, hier sitzen die Eingeweihten. Dann bestellt man am besten ein Le Flore (überbackenes Toast) den Salat Colette, das Welsh Rabbit oder einfach die wunderbaren Frankfurter Würstchen mit dem kleinen Senftopf (mein absoluter Favorit).
Der grüne Bohnensalat ist der leckerste den ich kenn‘ und das halbe rotierte Huhn isst der französische Kulturminister Mitterand regelmäßig, wenn er neben uns nach Mitternacht auf der Bank sitzt.
Die  roten Sitzbänke sind nicht nur bequem sondern ur-französisch und egal wer auf ihnen sitzt, ob Sonia Rykiel, Steven Spielberg, Sophia Coppola oder Alber Elbaz, man ist immer man selbst und alle grüßen sich, aber alles ist dezent und selbstverständlich.
Will man seine Ruhe und braucht Licht zum Lesen, dann ab in den ersten Stock. Besonders ist das de Flore schon am Nachmittag zur blauen Stunde, mit einer heißen Schokolade oder der ultra-leckeren Chocolat Liegeois.
 
Auch wenn es erst eine Liebe auf den zweiten Blick war – Ich möchte nicht mehr leben ohne das Flore – vielleicht habt ihr ja auch mal Lust auf diesen charmanten weltberühmten Ort und vielleicht trefft ihr ja auch gerade mich – Willkommen im Café de Flore, 172 Boulevard Saint Germain; Paris.
 
 

  • Monsieur_Didier
    12. April 2012 at 14:55

    …warum wußte ich nur schon wieder, bevor ich den Verfasser las, wer diesen zauberhaften Artikel geschrieben hat???
    Sehr sehr schön, ich möchte SOFORT dort hin, aber bitte SOFORT…!!!
    Können Wir BITTE eine Gruppenreise organisieren???

  • peter
    12. April 2012 at 15:02

    @monsieur didier

    ich glaube wir gehen gemeinsam heute abend kurz vor zwölf auf einen rotwein dort hin….botero sitzt neben uns und es ist bezaubernd weil der regen an die scheibe kladdert und der wein so gut schmeckt und weil paris das schönste ist was man sich vorstellen kann….

  • Horst
    12. April 2012 at 15:03

    Ich war letztes Jahr das erste Mal da. Wirklich ein toller Ort!!

    @Didier eine Horstson-Leserreise? Die Idee gefällt mir 😉

  • Monsieur_Didier
    12. April 2012 at 15:10

    Lieber Peter…
    Botero, das würde mein Herz nicht aushalten. Mit Dir, Herrn Horst, nicht zu vergessen Mademoiselle Daisydora und einigen anderen illustren Persönlichkeiten und Menschen dort, genießend, schauend, lebend…
    ach, ich gerate gerade ins schwärmen…

  • Monsieur_Didier
    12. April 2012 at 15:17

    …nicht zu vergessen natürlich auch Herr Bloomquist und Siegmar…
    das wären interessante Gespräche und wir kämen aus dem Lachen und Bemerkungen machen über die Menschen vor der verregneten Scheibe nicht mehr heraus… *seufz*

  • peter
    12. April 2012 at 15:40

    da fällt mir ein ort ein den ich euch noch mal beschreib der genau so schön wenn nicht noch schöner ist….aber im flore bin ich in paris gar nicht am liebsten….da gibts nochw as viel schöneres aber da müsst ihr ne woche warten….

  • Monsieur_Didier
    12. April 2012 at 16:01

    …ich muss ja gestehen, ich bin eher anglophil als francophil, aber was ich in Frankreich gerne einmal sehen würde ist Versailles mit den Nebenschlössern, den Bauerngarten Marie Antoinettes und Petit + Grand Trianon…
    Marie Antoinette ist eine meiner Heldinnen, die in ihren letzten Tagen zu wirklicher Größe gereift ist…

  • peter
    12. April 2012 at 16:05

    Stefan zweig- marie antoinette bildnis eines mittleren Charakters mein lieblings buch….

  • Monsieur_Didier
    12. April 2012 at 16:15

    …wenn auch etwas schwülstig geschrieben, was ich aber auf die Zeit schiebe, ist dieses Buch eine brilliante Betrachtung der Persönlichkeit Marie Antoinettes…
    ich bin mit Dir da sehr da core…!!!
    Flanieren im Hamau, das wäre jetzt was…
    und Tee trinken aus Tassen aus Sevres-Porzellan…

  • Siegmar
    12. April 2012 at 17:01

    @ Monsieur Didier

    ich danke für die Einladung ins Cafe de Flore, ich war bisher nur einmal dort und habe leider draussen gesessen, was mir nicht gefiel, Peter´s Beschreibung bringt es auf den Punkt. Mir gefällt das “ Deux margot “ besser. Die Idee mit Horstson Lesereise gefällt mir ausnehmend gut, vielleicht mal zum Tee in den chinesischen Pavillon im Park von Sanssouci mit anschliessendem Rundgang, jetzt wo das neue Palais wieder offen ist.

  • peter
    12. April 2012 at 17:04

    @siegmar
    drei mal darfst du raten wo wir sonntag morgens immer sitzen….natürlich im deux margots unter den beiden figuren….

  • Siegmar
    12. April 2012 at 17:28

    @ Peter

    dachte ich mir doch, wolltest mit deinem schönen Artikel vom deux margots etwas ablenken. 😉

  • Sören
    12. April 2012 at 19:55

    Herrlicher Artikel, der so richtig das Fernweh weckt.

  • Monsieur_Didier
    12. April 2012 at 20:31

    @ Siegmar: …der chinesische Pavillion ist wirklich wunderschön und sehr pittoresk…
    und bei diesem sitze ich auch gerne auf der klitzekleinen Terrasse vorne, wo gerade mal zwei Tische Platz haben und wo keine Gaffer vorbeikommen…
    drinnen hat es etwas von Oma-Café, aber in der Art, wie ich es liebe…
    ganz ganz schnuckelig und schrullig…
    und im Winter, wenn man in den kleinen Räumen drinnen sitz hat es etwas aus einer gänzlich verlorenen Zeit…
    einfach traumhaft…

  • Ulrike Teterycz
    13. April 2012 at 00:16

    Ich möchte auch mit auf die Leserreise. Bitte vergessen Sie mich nicht!

  • Per-son
    13. April 2012 at 12:35

    Peters Beschreibung von „Cafe de Flore“ gefiel mir bedeutend besser als
    meine jetzt ca. 38 Jahre Erfahrungen in „Deux Margot“.
    Gut es mag wohl sein, dass ich vielleicht nicht die besten/schönsten Zeiten
    für meine „Deux Margot“ Besuche aussuchte.

    Textilmesse Zeiten gegen Mitternacht nach mehr oder weniger gutem Essen
    irgend wo in Paris (Platzmangel in allen Restaurante)
    war und ist wohl immer noch „Deux Margot“ Anlaufstelle für gut gelaunte
    Messebesucher ca. 60% besonders gut gelaunte Skandinaver,
    ca. 39% Besucher aus dem Rest der Welt und max. 1% Franzosen.

    Ich freue mich auf ein besuch in Cafe de Flore´s drinnen im Erdgeschoss links,
    Frankfurter Würstchen, na ja, warum nicht.

  • FrauFritz
    13. April 2012 at 16:53

    Ist das jetzt mit dem „R“ ein running gag, den ich nicht verstehe?
    http://www.lesdeuxmagots.fr/

  • Per-son
    14. April 2012 at 10:00

    Au Backe, erwischt, sry Frau Fritz,
    abschreiben tat ich schon in der Schule,

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    15. April 2012 at 10:28

    […] sehr schade. Aber wer sich für die Geschichte des Cafés interessiert, der sollte unbedingt Peters Artikel vom vergangenen Donnerstag lesen! 2) Und weil Horstson-Leser ja sehr wissbegierige Menschen sind, […]