Damenmode Gesellschaft

Leyla zeigt auf

(Bild: Courtesy of Lala Berlin)

Keine 24 Stunden ist es her, dass ich hier auf Horstson einen Artikel über die politische Lage in den USA veröffentlicht habe. Über Trumps Einwanderungsstopp habe ich nachgedacht, den ein oder anderen Gedanken versuchte ich festzuhalten. Schlag auf Schlag werden unsere Normen und Werten infrage gestellt – 2017, hello? Mit Familie, Freunden und Bekannten habe ich über das Thema gesprochen, habe diskutiert und immer wieder ans „Wachsam bleiben“ appelliert. Zwischendurch kamen bzw. kommen wir darauf zu sprechen, dass viele von uns auch einen Fluchthintergrund haben. Ein paar sind nicht mal hier geboren, können sich noch an nervenaufreibende Zeiten der Unsicherheit erinnern.

Bilder: Courtesy of Lala Berlin

Dann wären da Familien wie meine: im 2. Weltkrieg entwurzelt, vertrieben. Wieder andere kommen aus der DDR und haben bei uns im Westen ein Zuhause gefunden. Ihr hört raus, es handelt sich bei den aktuellen Schlagzeilen nicht immer nur um die anderen. Seien wir mal ehrlich und fassen uns an die eigene Nase: Trumps Politik, das Erstarken von AfD oder Front National betrifft uns alle. Vor ein paar Monaten versteckte man sich noch hinter „ach, lass das mal vergehen“ oder „das wird schon wieder“. Ihr merkt, um eine Auseinandersetzung kommt man nicht (mehr) herum. Leyla Piedayesh, Designerin von Lala Berlin, scheint ähnlich gedacht zu haben.

Bilder: Courtesy of Lala Berlin

Auf der Modenschau in Kopenhagen (Fall 2017) sorgte sie international für Schlagzeilen, als sie am Ende der Show ein Schild hochhält. Nicht irgendein Schild, nicht irgendein Slogan à la „Kauft meine Klamotte, go go!“. Nein, in der Nikolaj Kunsthal, einer der historischen Kirchen der Stadt, steht diese energiegeladene, äußerst erfolgreiche Dame mit einem „I`M AN IMMIGRANT“-Schild auf dem Laufsteg. Sie, einst aus Persien geflohen, setzt ein unverkennbares Zeichen. Mehr möchte und will ich gar nicht analysieren oder interpretieren. Klar, sie ist mit dem Aufgreifen von tagespolitischen Begebenheiten und Bedrohungen nicht die Erste und Letzte im Fashion-Zirkus:
Da gibt es viele, kleine und große Labels. Chanel? Immer mal wieder! Mir zuletzt mit ästhetisch aufwändiger Gleichberechtigungs(mode)demo im Hinterkopf hängen geblieben! 2014 müsste das gewesen sein. Ziemlich aktuell? Maria Grazia Chiuri mit Feminismus-Slogans bei ihrer Dior-Premiere in der letzten Woche! Klingt alles gut, nur nirgends wirkt es so authentisch und persönlich wie bei Leyla. Sie offenbart mit diesem Schild ihre ganz eigene Geschichte, steht für etwas ein. Erhebt Einspruch gegen Trumps „Immigrations Ban“. Das Publikum, tosender Applaus. Hoffen wir, dass es nicht nur beim Beifallklatschen bleibt. Bestenfalls hat jeder etwas von diesem berührenden Moment mitgenommen.

Bilder: Courtesy of Lala Berlin

PS: Klar, die eigentliche Kollektion ist an dieser Stelle vernachlässigt worden. Trotzdem gibt es anbei ein paar Eindrücke von Lala Berlin Fall 2017. Wäre ich eine Frau, hätte ich wohl „Alles zum Mitnehmen“ in der Order notiert!

  • Georg
    3. Februar 2017 at 12:57

    Nicht sehr glaubwürdig. Wirkt so als ob sie im Nachhinein die Wörter drauf gestickt hat.

  • Siegmar
    3. Februar 2017 at 15:40

    Georg,
    da sie ist sehr engagiert, hat gerade eine Reise in den Iran gemacht und dort auch nicht den Mund gehalten und sie tatsächlich sehr erfolgreich, einer der wenigen Labels die auch international Bestand haben.

  • PeterKempe
    3. Februar 2017 at 19:14

    Abgesehen von der Aktion, durch die ja die Kollektion leider in den Hintergrund tritt, möchte ich mal sagen, dass die Verbindung zwischen persischer Kultur und Punk sehr sehr gut gelungen ist und eine sehr tolle Kollektion präsentiert wurde. Gefiel mir ausnehmend gut und das kann ich nicht von jeder Kollektion von ihr behaupten…

  • Die Woche auf Horstson – 5/2017 | Horstson
    5. Februar 2017 at 12:49

    […] für Schlagzeilen, als sie ein Schild mit der Aufschrift ,I’M AN IMMIGRANT’ hochhielt. Eine gute Aktion, sagt Julian. 2) Glamour ohne Kitsch: Maria Grazia Chiuri lieferte vor einigen Tagen für Dior […]

  • Klares Statement für Diversität des W Magazine: I am an Immigrant | Horstson
    20. Februar 2017 at 10:05

    […] die Mode aktuell von ihrer politischsten Seite zeigt: Leyla Piedayesh, Designerin von Lala Berlin, hält nach ihrer Schau in Kopenhagen ein „I AM AN IMMIGRANT“-Schild hoch, Tom Ford erteilt Melania Trump eine kleidgewordene Abfuhr, Maria Grazia Chiuri schickt für […]