Die blutbespritzte Braut x Lana del Rey – „Born to die“

„Also wenn Sie mir versprechen nicht die CD in die Luft zu reißen und zu schreien: Ich hab sie, dann gebe ich sie Ihnen heute schon mit“. So oder ähnlich kommt man in Berlin an Cd’s bereits einen Tag vor Veröffentlichung. Arme hochreißen an einer Tram Haltestelle kommt (sogar in Berlin) blöd und so sprang ich mental in die Luft.
Man erwartet viel von dem Debütalbum einer Sängerin, die alle überrascht hat, nachdem Amy Winehouse tot war und man alles was ihrer Stimme nah kam als „Nachfolgerin“ betitelte. Dieser Kelch ist an Lana del Rey glücklicherweise vorbeigegangen. Sie hätte eh nicht draus getrunken. Und wenn sie es getan hätte, wäre es ihr über ihre vollen Lippen gelaufen und … O.K.- Moment wir kommen vom Thema ab. Hier geht es um Musik.

Arbeiten wir uns also systematisch von Außen nach Innen. Auf dem Cover eine Frau Rey in weißer Bluse mit roten Büstenhalter und wohlgeföhnt wie wir sie aus ihren Videos kennen. Ein Blick in das Innere offenbart eine schneeweiße CD mit blutroten Rosen, ergänzt durch ein blutbespritztes Booklet mit fetter serifenfreier schwarzer Songüberschrift und Text zum mitsingen.
Mitsingen möchte man allerdings bei dieser CD gar nicht. Vielmehr möchte man sich im Herzschmerz suhlen und soviel Rotwein trinken, bis man das Stadium von leicht benebelt übertreten hat und in diesen wunderbaren Rauschzustand eintritt. Nach dem gewaltigen Einstieg mit „Born to die“ schlüpft sie in ihre schmutzig klingenden „Blue Jeans“ , spielt „Video Games“ und schwört: „I will love you till the end of time“. Und spätestens wenn sie einen Schluck aus der „Diet Mountain Dew“ Dose nimmt weiß man, dass dort nicht mehr viel Kohlensäure drin gewesen sein kann, denn dieses Album stößt keinesfalls auf.
Beats wie wir sie von „If I ruled the world“ von NAS kannten, Orchester, rappende Backroundsängerinnen und Balladen wie „Million Dollar Man“ mit Textzeilen wie: „If you’re going crazy just grab me and take me. I’d follow you down, down, down, anywhere , anywhere.“ Nie war der Niedergang so schön wie mit Lana.