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La Bella Signora – Giorgio Armani Womenswear Spring/Summer 2012

Ihr habt doch hoffentlich den Livestream der Show geguckt?
Wer schon auf Abgesänge an eine elegant-langweilige und vorhersehbare Kollektion wartet, wenn es um die Ideen geht, die Giorgio Armani für seine Bella Signora des Sommers 2012 vorbereitet hatte, der kann zumindest bei mir lange warten.
Was auch immer der Altmeister der Alta Moda über den Laufsteg schickte, war perfekt geschnitten und folgte der weiblichen Silhouette in der Idealform der Sanduhr. Beim Betrachten der Bilder der Show konnte ich Schönheiten wie Monica Bellucci und die junge Sophia Loren vor meinem geistigen Auge sehen. Schöne Frauen, deren Vorzüge durch die Mode von Giorgio Armani ins beste Licht gesetzt werden. Alles ist weit weg von den verschobenen Proportionen und den Trafalgars*, die Kolleginnen wie Miucca Prada für ihre Kollektionen der selben Saison genutzt hatten, um Aufsehen zu erregen und entsprechende Presse zu bekommen.

Sehr viel Seide, in abgetönt schimmernden Farben des Wassers, wie es im Abendlicht und der Nacht erlebt werden kann, bildet die Farb- und Materialgrundlage der eleganten Kollektion. Die Teile wirken wie sanfte Lichtelemente, an Kleidern zum Teil veredelt mit dicht gesetzten Glasperlen-Stickereien.

Absolut innovativ und wunderschön: Giorgio Armani hat endlich eine elegante Variante der Hose unter dem schönen Kleid erfunden. Ich liebe diese Idee und tendiere schon jetzt dazu, mir diese sicher sündhaft teure Kombination zu kaufen, obwohl mir noch unklar ist, wie ich das mit dem Dekollté lösen will. Mein letztes Stück von Giorgio Armani war ein schlichter Schwarzer Pulli, den ich am 26. Dezember im After Christmas Sale bei Bergdorf Goodman gegen den Widerstand von vier Ladies, die da dran hingen – völlig gewaltfrei – eingesammelt hatte. Ich glaube, diesmal kaufe ich zur Sicherheit gleich zu Beginn der Saison.

An den kürzer ausfallenden Hosen mit raffinierten Schlitzen, mit sich zum Teil überlagernden Stoffteilen, merkt man, dass der asiatische Markt nach wie vor erklärtes Hauptziel der Italiener ist. Und auch die Schnitte und Silhouetten der Jacken und Oberteile haben so einen Touch von Kimono-Look, nur eben auf sehr elegante Art interpretiert. Armanis Schnitte sind körpernah, ohne eng zu sein, machen eine gute Figur und highlighten alle Vorzüge, so gut das geht und wie es bei Mode für so viel Geld schließlich sein soll. Well done, Giorgio.

Für mich ist er ein wahrer Futurist unter den Createuren, da er keinerlei Anleihen in der Vergangenheit oder der Kostümkunde genommen hat. Aber schaut doch am besten selbst, wie ihr das seht, liebe Leser und Leserinnen.
*Ihr wisst ja, Peter weiß alles, drum weiß ich nun auch, dass man die Key Pieces der Kollektionen eigentlich Trafalgars nennt 🙂 … ach, wir haben es gut ….

Bilder: Style.com

  • Horst
    27. September 2011 at 19:13

    ich fand ja die emporio kollektion schon sehr denver-clan-esque. dagegen ist das hier denver-clan-esque²

  • Daisydora
    28. September 2011 at 08:07

    Finde ich interessant, ich werde dir aber leider hier auf Horstson vorführen müssen, dass Giorgio Armani das nicht verdient hat 😉

  • peter kempe
    28. September 2011 at 10:25

    ich finde die armani kollektion eine wohltuende Ausnahmeerscheinung.sie ist edel und handwerklich super gut und lässt darauf hoffen das sich die Mode an das Qualitätsniveau der achtziger wieder anlehnt.keine beliebigkeit und absolut höchstes niveau wird in dieser kollektion durchgezogen ,an der kollektion sollten sich sämtliche modekonzerne ein beispiel nehmen,und ich glaube das sie bei armani sich auch noch sehr sehr gut verkaufen wird weil sie eben so speziell ist wie ich es eigentlich von einer kollektion in dem preis level erwarte,denn die meisten häuser zeigen ja eher vergleichbares was man auch in anderen preis level findet.bravo für mich die mailänder kollektion dieser saison spring summer 2012!!

  • Jana Goldberg
    28. September 2011 at 11:39

    Wunderschön und elegant. Ob es langweilig wirkt, hängt von der Trägerin ab. Danke fürs Zeigen Daisy. Eine sehr gelungene Abwechslung zu dem üblichen skandinavisch-asymmetrischen-ich-bin-ja so-lässig-Kollektionsauswahl in anderen Blogs.
    Zum Dekolleté fallen mir spontan zwei Varianten ein: Umdrehen und mit dem Rück entzücken oder ein dünnes Top mit geradem Ausschnitt drunter.
    @Horst: Ist Denver Clan gut oder schlecht?

  • Junikäfer
    28. September 2011 at 12:01

    Ich finde, die meisten Meinungen werden seiner Kollektionen nicht gerecht, da zumeist voreingenommen.

    Ich selbst muss gestehen, dass ich seine Kollektionen (sowohl Herren- als auch Frauenkollektion) schnell als langweilig, monoton und nicht innovativ abgestempelt habe.

    In einer Zeitschrift las ich einen sehr interessanten von Tim Blanks (wer schätzt ihn nicht?), der aufzeigte, wie avangardistisch Armanis Mode gleich zu Beginn seiner Karriere war (der erste, der Lederjacken auf den Laufsteg brachte, Dries van Noten einer, der sie in seinen Jugendjahren kaufte!).

    Seitdem sehe ich seine Kollektionen unter einem ganz anderen Gesichtspunkt, mit einem anderen Auge und sehe viele neue Ideen, ausgefallene Schnitte, tolle Farben und Materialien. Das alles jedoch nicht zu übertrieben, sondern immer sehr elegant. Das schafft meiner Meinung nur Armani.

    Stellt euch einfach die Kollektion nicht auf diesem neutralen Laufsteg vor, sondern in irgendeiner alten Fabrikhalle vor, wo die Models etwas edgier laufen…

  • Daisydora
    28. September 2011 at 14:25

    @peter kempe

    Viel besser kann man es nicht erklären, dankeschön 🙂

    @Jana Goldberg

    Es gibt ja so viele futuristisch ausgerichtete Kollektionen, die sich dann doch auf Anleihen an frühere Ideen stützen, Armani ist eher ein Tiefstapler und hat doch immer wieder ungesehene Ideen….

    Der Ausschnitt wäre mir auch für den Rücken zu tief .. ich denke aber, dass der für die Läden noch etwas entschärft wird und ich trage das dann wenn, mit einem tollen, feinen Cardigan und mache nur einen Knopf zwischendrin zu …

    Das mit dem Denver-Clan kann nur Horst beantworten, ich hatte ihm jedenfalls gleich zwei Bilder gemailt, die das kühne Statement doch etwas konterkarieren … 🙂

    @Junikäfer

    Sehr interessant, wie du die Entwicklung deiner Sicht beschreibst. Ich bin auch gar kein Fan von langweiligen beigen Kostümen, die es schon zuhauf von Armani gab, aber die Zeiten sind längst vorbei ….

    … und ich schätze es, wenn ich nicht in jeder zweiten Kollektionen Anleihen an frühere Ideen anschauen muss, die dann nur leider nicht so genial sind, wie das, was Kostümkundler wie Galliano und Westwood bringen bzw. schon gebracht haben.

    Und Armani ist kein Abpauser, seine Kollektionen fußen auf originären Ideen.

    🙂

  • Horst
    28. September 2011 at 14:38

    @Jana nee, das was kein Kompliment von mir für Armani. Ich find das sehr (zu sehr) 80er, fehlen nur Mörder-Schulterpolster… 😉