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Kurioses zu Ostern x Wenn die Sprache eiert

Concertgoers

Es klingt, als hätte die neunte Klasse noch immer nicht verstanden, dass man englische Vokabeln einfach vom deutschen ableiten kann. Optisch ist es eine Herausforderung zum Aussprechen und man fragt sich: Warum ist so ein Wort entstanden und wer war dieser betrunkene Engländer (Amerikaner)? Da man sich Etymologische Abhandlungen aber auf dieser Plattform eh nicht bis ganz unten durchliest, hier nun die ungeschönte Wahrheit: „Concertgoers“.
Es schmerzt. Es tut weh. Der geneigte englische Besucher einer sehr großen Stätte für orchestral-musikalische Darbietungen in der ich dieses Wort fand, mag sich nicht weiter über dieses Wort in der Anrede zum Saisonprogramm wundern. Begrüßungen werden nämlich in Jahresprogrammen eh gern übersprungen. Guten Tag liebe … wir freuen uns … es ist uns eine besondere Ehre … daher erhöhen sich die monatlichen Beiträge um … usw. . Wenn man aber zwischen Rachmaninov und Korsakov eine Minute Hustenpause hat und durch das Programm blättert, fängt man eben beim Vorwort an und kann sich in diesem Fall gar nicht mehr richtig auf „Schéhérazade“ konzentrieren.
Ob sie wohl auch ein Concertgoer war?

Fundierte Webrecherchen nach dem Konzert unter diversen Wörterbuchseiten ergaben: Es gibt ihn tatsächlich, den geneigten „Cocertgoer“. Und ein Macho ist er. Kennt er doch nur sich selbst. Eine „Concertgoeress“ sucht man vergeblich. Wenn ich mich aber so in der Philharmonie umschaue, wird es Zeit eine englische KonzertbesucherIN einzuführen. Vor der Musik sind wir nämlich alle gleich. Sie kennt keine Geschlechter und (meinem ästhetischen Empfinden zum Trotz) anscheinend auch keinen Bindestrich zwischen zusammengesetzten Wörtern, auch wenn auch der Online-Sprachenlöwe „leo“ sagt das könne man machen. Also werde ich eine Unterschriftenliste anfertigen. Überschrift: „Für eine geschlechtlich tolerantere englische Anrede in Konzertprogrammen“. Und ich werde nicht so lange ruhen, bis ich folgenden Satz in der Anrede lesen werde: „Dear Music Lovers, Concertgoers and Concertgoeresses“.

  • Siegmar
    10. April 2012 at 11:53

    gefällt mir “ concertgoers „