Music

Jetzt kommen die Tränen wieder auf Knopfdruck

Ich habe unpassenderweise ein Zitat von Tic Tac Toe gewählt. Ihr erinnert euch vielleicht. Pressekonferenz, Geschrei, Tränen, Ende. Das wirft jetzt vielleicht ein komisches Licht auf diesen Eintrag, sorgt aber für Klicks. Also hört auf zu heulen. Oder fangt besser mal damit an.
Was ist in den letzten Wochen passiert? Für die Mode musste die Musik zurückstecken.
Nach Mailand und Paris- Texten habe ich nun aber wieder ein bisschen Zeit für etwas für den Gehörgang und immerhin haben dieses mal auch wieder einige Fashionshows (hier wieder CHANEL ganz weit vorn, wenn auch dieses mal mehr mit dem Sound als mit den Entwürfen) so einiges musikalisches zu bieten gehabt. Was wäre eine Show ohne gute Musik? Erst neulich erzählte man mir von der Patrick Mohr Show auf der es ziemlich laut und blechern schallend war und tatsächlich wohl recht anstrengend. Also hört öfters mal hin oder weg.

Nun ist nur die Frage wie ich den Bogen zu meinem Eintrag schlage. Das Posten von Musik ist schon fast festern Bestandteil meines Facebookprofils und immer, wenn es dann mal ruhig oder gar trauriger wird folgen Kommentare wie: „Ogott hast du dich getrennt, was ist los?“ oder Ähnliche. Aber ich darf euch beruhigen. Ich genieße depressive und traurige Musik einfach gerne zum Abschalten oder um einfach zu schwelgen. Und auch wenn ich in Bezug auf Musik sehr textaffin bin, zieht es mich keineswegs runter. Alle diejenigen unter euch die es runterzieht, lesen und hören diesen Eintrag jetzt lieber nicht. Ich habe tief gekramt und das traurigste, melancholischste und dramatischste hervorgeholt, was ich bekommen konnte. Ok der Bogen war etwas unglücklich geschlagen, aber immerhin beende ich die Einleitung mit einer Textklammer, die das vorherige Thema des Bogenschlagens aufgreift. Meine Dozenten wären stolz auf mich. Hier also etwas für alle die gerne abschalten oder wirklich gerne mal wieder weinen wollen.

Rachael Yamagata – Elephants

Wir starten mit einem Downrigger. Lied wie auch die Videoästhetik (wenn auch wundervoll) sind an Bedrücktheit schwer zu übertreffen und auch die Stimme der aus Virginia stammenden Songwriterin tut ihr Übriges dazu. Viele ihrer Songs kennt der geneigte Kino und Fernsehzuschauer aus Filmen wie „The last Kiss“ oder Serien wie „O.C. California“ in denen es ja bekanntlich viel Anlass zu solchen Liedern gibt. „Elephants“ stammt aus ihrem Album „Elephants…Teeth sinking into heart“ (ja das heißt wirklich so) und inhaltlich geht es unter anderem um Trennung, Elefanten und andere Tiermetaphern und die Tatsache, dass Dickhäuter wie auch Protagonistin im Lied nicht vergessen können. Klingt philosophisch? Ja! Klingt bedrückend? JA! Aber wunderschön.

Textlicher Höhepunkt:
„If the elephants have past lives yet are destined to always remember. It’s no wonder how they scream, like you and I they must have some temper (…) And how dare that you send me that card when I’m doing all that I can do. You are forcing me to remember when all I want is to just forget you.“

Cary Brothers – Ride

Gehört habe ich den Song das erste Mal, nachdem ich mir den Soundtrack von „The Last Kiss“ gekauft habe. Im Film selber ist mir der Song gar nicht aufgefallen. Ich kann den Film an dieser Stelle wirklich empfehlen wo ich ihn schon zweimal erwähnt habe (ihr seht ein Stückchen auch im Videoclip). Cary Brothers kannte ich bis dahin wie so viele Bands auf Filmsoundtracks noch nicht (bei Black Swan ging es mir ähnlich, oder kennt ihr diesen Tschaikowski?). Es handelt sich nicht um ein Geschwisterpaar, sondern um einen Sänger aus Nashville, Tenessee. Und dieser ist (aha!) ein sehr guter Freund von Zach Braff (Hauptdarsteller Dr.Dorian in der Serie „Scrubs“). Der wiederum spielte in „The Last Kiss“ die Hauptrolle. Merkt ihrs? Und auch für „Garden State“ schrieb er die Filmmusik (auch hier spielt Zach Braff die Hauptrolle) und wurde hierfür im Übrigen mit einem Grammy 2005 ausgezeichnet. Schluss mit Fakten. Das Lied hat eine „Ich habe mich gerade getrennt und fahre nun frisch verletzt mit meinem Auto alleine im Dunkeln nach Hause“ –Stimmung. Toll.

Textlicher Höhepunkt:
„If I told you you were right, would you take my hand tonight?
If I told you the reasons why, would you leave your life and ride?
And ride?“

Alanis Morissette – That I would be good

Die Sängerin, bei der man viele Buchstaben (außer dem „r“) doppelt, darf natürlich nicht fehlen. Nicht zuletzt wegen ihrer außergewöhnlichen Stimme und dem großen Mund aus dem das alles rauskommt. Und zwar ziemlich viele Sachen. Hier war es tatsächlich schwer eine der ganzen Balladen auszuwählen. Ich bin leider auch immer an Videochannels gebunden. Deshalb (und weil fabelhaft) hier dieses Kleinod in Form eines wunderbaren Liveauftritts aus ihrem „Mtv-Unplugged“ – Konzert aus dem Jahr 1999. „That I would be good“ handelt davon sich einzureden und einreden zu lassen, dass alles (auch man selber) toll und gut ist, auch wenn man verschiedene Kriterien nicht erfüllt oder mal neben sich steht. Aber eben vielleicht doch nicht, wenn man denjenigen, den man liebt(e) verloren hat.

Textlicher Höhepunkt:
„That I would be good, whether with or without you“

Coldplay – Fix You

Ok. Ich bin jetzt mal ehrlich. Ich weiß gar nicht wie oft ich dazu geheult habe. Auch einfach wenn ich mal in der Stimmung dazu war. Was wäre so eine Auflistung auch ohne Coldplay. Die hasst man ja entweder, oder man liebt sie. Ich liebe sie. Auch wenn Chris Martin mit Gwyneth Paltrow verheiratet ist (war? Ich weiß es nicht). Wenn es einem wirklich beschissen geht, dann ist da jemand der einen wieder zusammensetzt. Ich hab das jetzt mal schnell zusammengefasst. So muss es nämlich sein. Und witzigerweise habe ich dieses Lied immer bei Trennungen gehört. Wahrscheinlich wegen Textzeilen wie: „And the tears come streaming down your face when you lose something you can’t replace“. Dabei hat es ja irgendwie mehr mit Zusammensetzen zu tun. Nunja. Lasst euch dann eben zerreißen oder eben zusammenfügen. Das was man bei dem Lied zusammenheulen kann löst eh jeden Klebstoff.

Textlicher Höhepunkt:
„When you love someone, but it goes to waste, could it be worse?“

Könnt ihr noch?

The Cranberries – Shattered

Ich meine ehrlich. Das Lied heißt „Shattered“. Muss ich dazu noch was schreiben?

Textlicher Höhepunkt:
„I don’t like you, don’t compromise. Shattered by your weakness, shattered by your smile.
And I’m not very fond of you, and your lies. Shattered by your weakness, shattered by your smile.“

Adele – Set fire to the rain

Ich beende den Marathon der Tränen mit einem aktuellen Song aus Adeles neuem Album „21“. Als ich ihn das erste Mal hörte hat er mich vom Bürostuhl gehauen. Meine Kolleginnen auch. Und siehe da: Auch nach dem Zwanzigsten mal bin ich immer noch nicht müde. Selten wurden Wut und Schmerz mit so einer kraftvollen Stimme rausgeschmettert.

Textlicher Höhepunkt:
„But there’s a side to you that I never knew. All the things you’d say, they were never true. And the games you’d play, you would always win. But I set fire to the rain (…) Well, it burned while I cried, cause I heard it screaming out your name.“

Das Tolle Liedern wie diesen ist: Jeder kann sie nachvollziehen. Also wenn ihr das nächste Mal enttäuscht, verletzt oder traurig seid, lasst euch reparieren, schreit euch aus oder zerschmettert am Boden. Solange ihr dabei Musik anmacht, damit euch keiner hört.

  • A-L
    28. Januar 2011 at 20:01

    BUHUUUUU! Das hat gut getan. Schnuff.

  • Daisydora
    28. Januar 2011 at 22:14

    Da sind zwar nur zwei Titel dabei, die ich öfter hören kann und geweint habe ich Heulsuse beim Zuhören nicht, aber ganz herzlich gelacht über das tolle Headerbild, für das du von mir eine Eins mit fünf Sternchen bekommst …danke für den wirklich schön geschriebenen Bericht. Ich lese das unter Anderem auch deshalb richtig gerne, was du schreibst, weil du schöööön schreiben kannst 🙂

  • Horstson » Blog Archiv » Die Woche auf Horstson
    30. Januar 2011 at 10:02

    […] Hier die Highlights der Woche: 1) An was hatte Jan bloß gedacht, als er den Artikel “Jetzt kommen die Tränen wieder auf Knopfdruck” getippt hat? Zumindest sind die vermutlich traurig-schönsten Songs zusammengefasst […]