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Italien wird wieder etwas französischer – LVMH hat Loro Piana gekauft

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Bild: Loro Piana

Wenn man zwei Milliarden Euro auf der Kante hat, kann man sich was richtig schönes als Firma kaufen. So viel haben die Vorstände und Expansionsverantwortlichen bei LVMH für den Kauf des Italienischen Traditionslabels Loro Piana, von dem wir hier schon einige Male schöne Sachen gezeigt haben, bezahlt.
Das Geld ist sicher gut angelegt, weil Loro Piana zu den handverlesenen italienischen Marken zählt, die man als Juwele der internationalen Luxusbranche betrachten kann. Im Sortiment finden sich so viele verschiedene Produktbereiche von Herrenmode, Kaschmirpullis, Polos und Cardigans, schönen Schals, Functional-Wear, mit der man selbst bei hohem Seegang trocken bleibt, über Damenmode in allen Facetten, nur Abendkleider habe ich noch keine entdecken können – bis hin zu Accessoires, Geschenkideen und sogar Kindermode werden angeboten.
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Bilder: Mr.Porter

Vor allem haben tolle Stoffe und die Verarbeitung edler Rohstoffe bei Loro Piana lange Tradition. Kurz gesagt: Da steckt unglaublich viel handwerkliches Know How dahinter und liebe zu guter Mode und Accessoires sowieso. Da nimmt es nicht wunder, dass die Männer und Frauen bei LVMH, die nicht nur immer ein wenig schneller als die Konkurrenz sind und über das nötige Kleingeld für derlei Käufe verfügen, sich auch bei diesem Investment (80 Prozent der Firmenanteile, der Rest bleibt in der Familie) für ein Unternehmen entschieden haben, das seit 1924 als familiengeführtes Modelabel besteht. Geschäftsführer sind und bleiben die Brüder Sergio und Pier Luigi Loro Piana.

Entstanden ist alles aus einem Handel mit Wollstoffen, den die Mitglieder der Familie Loro Piana, die aus Trivero stammte, 1812 gegründet hatten …. Die Lanificio F.lli Lora e Compagnia, gefolgt von der Lanificio di Quarona di Zignone & C. wurde schon zu Beginn des 20. Jahrhundert gegründet und heute ist Loro Piana der größte Kaschmirhersteller und Händler von feinster Wolle der Welt. Das ist also nicht irgendein herumdümpelnder Krauterladen, sondern selbst für das mehr als ansehnliche Luxusmarken-Portfolio von LVMH eine absolute Bereicherung und Zierde. Nur die Fachleute bei Loro Piana können eine superfeine Wollfaser mit nur 11,8 Mikrometer Durchmesser spinnen. Weltrekord!

Einerseits, so sehen wir von Horstson das, ist es immer schön, wenn Familienunternehmen, die es seit Ewigkeiten gibt und die ihre Sache so gut machen, ohne Konzern im Rücken am Markt agieren können, andererseits kann man sich ob der Globalisierung der Luxusmärkte nicht die Decke über den Kopf ziehen und so tun, als könnte man das für die Expansion nötige Geld selbst so schnell verdienen, wie man jeweils neues braucht.

In so ferne, und ich weiß, dass da sicher nicht alle meiner Meinung sind, weil das nötige Kleingeld bei Beteiligungen und Firmenkäufen in dieser schönen Handwerks- und Luxuskategorie eben nicht alles ist, sehe ich dennoch für gute Marken, die weitere Märkte erschließen wollen, als beste aller Möglichkeiten, von einem Konzern, der schon mehrere Luxusmarken führt, gekauft zu werden. Die Alternative wären Private Equity Fonds, Venture Capitalists und ähnliche Geldgeber, deren Fokus naturgemäß ein anderer ist.

Das sind zumindest echte Mode-Profis, die schon genau wissen, wie Luxusmarken funktionieren und dass man den Akteuren dort auch genügend Luft lassen muss. „Konzerne wie LVMH sind bekannt dafür, dass sie den eingekauften Marken viel Autonomie lassen und auch die Produktion meist vor Ort behalten. Sie zahlen das viele Geld doch, weil sie an dem Besonderen der Marke, also an ihrer DNA interessiert sind.“ (Handelsblatt 10.07.13, Katharina Kort).

Zu LVMH gehören nun außer Louis Vuitton, Kenzo, Fendi, Donna Karan, Marc Jacobs und eben auch Loro Piana, um nur die Modemarken zu nennen. An Hermès ist LVMH nur beteiligt, zumindest noch, dazu ein andermal, ihr habt das ja sicher längst mitbekommen, dass der Rechtsstreit um diese „Übernahme“, wenn es denn nicht gut für LVMH laufen sollte, und zur Zeit sieht es trotz Ganges in die nächste Instanz danach aus, 8 Milliarden kosten könnte. Nicht auszudenken, davon kann man vier Mal Loro Piana kaufen, das es aber nur einmal so schön gibt.

Wir wünschen Loro Piana eine goldene Zukunft, sind beeindruckt von so viel Können und der Stringenz der Marke und LVMH viel Erfolg und Freude mit der neuen Marke im Portfolio!

  • Siegmar
    12. Juli 2013 at 17:27

    Der finanzielle Aspekt ist natürlich für die Unternehmen sehr wichtig, leider wird dann oft in die Geschäftsphilosophie eingegriffen und das schadet der Marke meist sehr. Man wird abwarten wie sich das unter LVMH entwickelt

  • monsieur_didier
    12. Juli 2013 at 20:23

    …immer wenn ich etwas über LVMH und die Kaufpolitik des Konzerns lese muss ich daran denken, was Alexander McQueen darüber dachte, als Pinault seine Firma und damit auch ihn kaufen wollte…

    er war fest überzeugt davon, dass es Pinault nur um das Sammeln von Marken ging/geht und er damit den Verkauf von Parfüm und Make Up ankurbeln will…
    es gehe ihm keineswegs um designerische Entwicklung und Eigenständigkeit sondern um eine kurze Kette und die Schaffung von neuen Märkten…

  • Daisydora
    13. Juli 2013 at 12:50

    @Siegmar

    In diesem Fall hat das Unternehmen nach einem solchen Partner gesucht. Das sind glaube ich gute Voraussetzungen und die Loro Pianas sind ja als Geschäftsführer stark. Aber klar wäre es auch schön, wenn Familienunternehmen per se ewig als solche weitermachen könnten.

    @monsieur_didier

    Das werden wir wohl nie mit letzter Sicherheit herausfinden, was Bernard Arnault wirklich dazu antreibt, eine tolle Marker nach der anderen zu kaufen oder in solcher zu investieren. Ein wenig wird es aber schon mit der Liebe und Wertschätzung zum Handwerk zu tun haben. Das mit Alexander Mc Queen und Pinault ist ja leider nicht gut gelaufen … aber ich würde Pinault deshalb nicht unbedingt als „Heuschrecke“ sehen. Gewiss kann ich verstehen, dass so große Könner wie Mc Queen einer war, ihre Labels am liebsten führen wollen, ohne unter irgendjemandes Fuchtel zu stehen…

    Aber mal abgesehen von heilig gesprochenen Könnern wie Karl Lagerfeld und wackeren Streitern wie Dries van Noten, gelingt das wenigen, auf Investoren zu verzichten. Und da sind Kering und LVMH schon besser als ein Private Equity Fond oder ähnliches …. 🙂

  • Enrichez Vous! – Milliarden suchen Marken | Horstson
    13. August 2013 at 15:01

    […] hatten ja erst jüngst, als sich LVMH mit 2 Milliarden Euro, bei Loro Piana 80 Prozent der Firmenanteile sicherte („entspricht dem 27,4-Fachen des jüngsten Betriebsgewinns“) gefragt, ob man das gut finden […]