Man ist sich naturgemäß nie begegnet, aber ich vermute, er wäre der Lieblingsfotograf von Sigmund Freud gewesen …
Mittlerweile kennt alle Welt die Bilder des Fotografen Gregory Crewdson, der seine Kunst dem (immer inszenierten) Schrecken des Alltäglichen widmet. Mit ähnlichem Aufwand produziert nur noch Annie Leibovitz ihre Editorials und Advertisements.
Bei Gregory Crewdson (so sieht das übrigens aus, wenn man Fotografie in Yale studierte) geht es nie um Schönheit. Er zeigt die angeblich so heile Welt der Familien und Kleinstädte Amerikas, so wie sich das tägliche Grauen im Kleinen dort ereignet. Menschen leben nebeneinander her, wirken beziehungslos, fast autistisch.
Man fühlt sich nach dem Besuch einer Ausstellung des Künstlers, in der die meterlangen Fotografien wie Filmstills aus einem Hitchcock oder David Lynch wirken, fast dabei ertappt, seine Umgebung endlich ohne all die Lebenslügen zu Familie und heiler Welt des Mikrokosmos der eigenen Stadt zu betrachten. Ganz normale Menschen, wie wir sie täglich überall treffen, wirken wie Akteure aus Psycho … sind traurig, verstört, resigniert. Auf mich wirkt das sehr literarisch, als hätte er die Charaktäre auch mit Worten beschrieben. Aber macht euch bloß keine Sorgen, ich stamme ja auch aus Freud’s ehemaligem Biotop, ehrlich – 😉 da sind Neurosen gesetzlich vorgeschrieben.
Wann und wo auch immer ihr Gelegenheit finden solltet, seine Bilder aus der Nähe zu sehen, nutzt diese Gelegenheit. Es gibt weniges in der Fotografie, das solche Spuren zu hinterlassen vermag. Ich würde seine Bilder sehr gerne sammeln, die kämen dann auf jeden Fall in meine Bibliothek!
Wie er seine Szenarien arrangiert, produziert und fotografiert, könnt ihr euch auch in der Dokumentation Brief
Encounters anschauen. Sehr sehenswert!
Gregory Crewdson: Brief Encounters Official US Trailer
Gregory Crewdson: Brief Encounters (Film Independent at LACMA)
Was sagt ihr zu meinem gruseligen Fotografen-Tipp, liebe LeserInnen und wer sammelt mit?
Repräsentiert wird der Fotokünstler Gregory Crewdson von der fabelhaften Gagosian Gallery in New York City.