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Hü und Hott und Hott und Hü … Bread & Butter Messe- und Besucher-Marketing

Manche Marketingmaßnahme, das wissen meine Damen und Herren Marketing-Kollegen nur zu gut, ist so erfolgreich, dass man über das Ergebnis geradezu erschrecken kann. Man erinnere sich nur daran, dass die Bread & Butter erst vor nicht allzu langer Zeit … auf Abschreckung setzte … man wollte das gewöhnliche Fußvolk, sprich die Verbraucher, die auf einer Fachmesse richtigerweise nichts zu suchen haben, auf keinen Fall dabei haben. Auch die „Spione“ der Vertikalen, Modeblogger und sonstige nicht Facheinkäufer, sollten durch Eintrittspreise von 500 € davon abgehalten werden, die Kreise des Fachhandels zu stören, der ebendort ungestört ordern können sollte …

Nun, so die neueste Idee der Verantwortlichen zum Messe- und Besuchermarkting: Ab Juli 2014 sind wieder alle mit dabei. Besser spät als nie … man dürfte erkannt haben, dass sich Messen mit guter Frequenz besser rechnen, weil Aussteller auf so was gucken! Der Chef der Bread & Butter, Karl-Heinz Müller, öffnet die Bread & Butter erstmals im Juli 2014 für alle Interessenten.

Das geht dem Messechef aber noch nicht weit genug. Einige der sehr verehrten Damen und Herren Modeblogger, sind vermutlich so wie Horst dazu eingeladen, am 16. Dezember zwischen 11:00 und 16:00 Uhr an einer Informationsveranstaltung im SohoHouse in Berlin teilzunehmen, zu der auch die Presse, potentielle Sponsoren, Vertreter der Marken, führende Agenturen und natürlich der Fachhandel gebeten wurden.

Unter dem (etwas modernistisch klingenden) Motto „It’s Time For A Change“ will man die Akteure der Branche informieren und aus gegebenem Anlass über Strategien gegen die Auswirkungen des Strukturwandels der Branche, die auch dem Messegeschäft zu schaffen machen, referieren und diskutieren. Da darf man gespannt auf die Erkenntnisse des Get Together der deutschen Modebranche mit den Bread & Butter Leuten warten.

Wir sind ja nicht so … aber dass Modeblogger dabei sind, kommt mir so vor, als wüsste man nicht, dass hier in vielen Fällen der Bock zum Gärtner gemacht wird. Wer befeuert denn in Deutschland das Geschäft der Vertikalen – feiert jedes Fähnchen wie Haute Couture? Ich will hier nicht als Berufspessimist auftreten, aber die Marketing-Strategie einer Messe würde ich immer nur hinter verschlossenen Türen entwickeln und dann mit dem Gestus der Stärke entsprechende Maßnahmen setzen und mit der Öffentlichkeit kommunizieren.

Dass Karl-Heinz Müller zwar auf den Heimmarkt setzt und an Berlin als Austragungsort der Bread & Butter in Zukunft festhält (aus Istanbul wird definitiv nichts), auf der anderen Seite aber die Entwicklung des Modestadtortes Berlin kritisiert, verstehe ich nicht. Da hat er so lange in erster Reihe behauptet, Berlin sei der Standort für urbane Mode schlechthin, und nun, da die IGEDO Company mit ihrer The Gallery nachzieht, moniert Mr. Müller, Berlin verliere sein klares und hippes Profil … könnte dadurch in die Beliebigkeit abrutschen …

Kurzum: Ich glaube nicht daran, dass Berlin ein Muss im Modekalender der internationalen und nationalen Einkäufer ist … denn, wenn eine Messe wirklich ein Muss ist, dann läuft sie wegen der Qualität der Aussteller und der Veranstaltungen im Rahmenprogramm wie geschnitten Brot.
Natürlich ist es wünschenswert für den Standort Berlin, der Bread & Butter neuen Schub zu geben, aber mit dieser Veranstaltung im Soho House wird man die Wende einer ganzen (partiell „verdorbenen“) Branche in einer Stadt ohne jede gewachsene Modekompetenz vermutlich nicht herbeiführen können.

Der deutsche Modemarkt funktioniert eben ganz anders, als die Märkte anderer großer Nationen, und daran sind auch indifferente Akteure und solche Hü und Hott Marketing-Aktionen schuld. Aber weil wir Mode und Wirtschaft nun mal lieben, wünschen wir dem Unterfangen naturgemäß nur das Allerbeste und empfehlen allen Lesern, die Bread & Butter geradezu zu stürmen. Ihr dürft ja jetzt alle wieder rein …

  • Siegmar
    6. Dezember 2013 at 16:06

    Da freut sich doch die ganze Blogger-Szene, die sonst keinen Zutritt zum Soho-House haben. Selbstverständlich ist Berlin ein sehr guter Standort für Mode-Messen und wie die Premium zeigt auch ein sehr erfolgreicher, dazu kommen im Januar noch die Show & order, die Gallery Berlin, die Capsule und die Seek. Die B&B verrennt sich jedes Jahr in Ankündigungen von neuen Standorten sowie Locations. So sehr ich Istanbul mag, muss man sich fragen, wer dorthin geflogen wäre.

  • PeterKempe
    7. Dezember 2013 at 00:56

    Super Daisy ! Danke! Vielleicht sollte man auf Klarheit setzen und Berlin nicht dadurch schwaechen ,das man immer neue Konzepte faehrt.Da auch Reisekosten immer mehr eingeschränkt werden muessen sich viele auch ich konzentrieren auf wenige Messen ….USA faehrt man lieber in die Städte die in stringentes Konzept haben.

  • PeterKempe
    7. Dezember 2013 at 00:57

    Sollte natuerlich und heißen und nicht USA …..

  • monsieur_didier
    7. Dezember 2013 at 01:14

    …es gibt ein passendes Sprichwort:
    „…rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln…“
    das ganze wirkt nicht sehr souverän und schwächt die ganze Veranstaltung…
    es gibt in Deutschland für diesen Markt keinen anderen Standort…

    die ganze Chose mit Barcelona war so strange, das hat eigentlich niemand verstanden…
    und jetzt das wieder…
    warum nur?
    …nur um im Gespräch zu bleiben? das hat die Bread & Butter doch gar nicht nötig…!

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    8. Dezember 2013 at 11:05

    […] 1) Boy George x ZOO Magazine: wie unfassbar cool sieht Boy George denn bitte aus!? 2) Hü und Hott und Hott und Hü … Bread & Butter Messe- und Besucher-Marketing: und wieder regiert das Chaos rund um die Messe Bread & Butter in der hippen Hauptstadt. 3) […]

  • Daisydora
    8. Dezember 2013 at 13:38

    @Siegmar

    Wenn Du was Gutes über Berlin sagst, dann wirkt das bei mir zehnmal besser, als wenn Wowereit oder irgendein Blogger das sagen … darum werde ich meine Sicht auf Berlin als Modestandort wohl noch mal gründlich überprüfen, auch deshalb, weil ich nicht gerade Spezialist für Deutsche Messen bin …. Die B & B muss sich glaube ich wieder so aufstellen, dass sich sowohl Aussteller als auch die Einkäufer zweifelsfrei „Ihrer Messe“ zuordnen können.

    Und ich wäre ja erst recht nach Istanbul geflogen … 😉 .. aber die Bread & Butter ist zur Zeit noch in Berlin besser aufgehoben.

    @Peter

    Ja, das sehe ich auch so, wenn man jedes Jahre eine andere Sau durchs Dorf treibt und mehr PR-Blabla absondert als Substanz entwickelt, die von den wesentlichen Akteuren erkannt und angenommen werden kann, dann ist das eben nicht stringent. Ich kann mir nicht helfen, das hauen mir Siegmar und Monsieur_Didier vielleicht gleich um die Ohren, aber in Berlin fehlt personalseitig manchmal die nötige Kompetenz (weil die falschen Leute was werden .. kann das sein?)

    @Monsieur_Didier

    Das Sprichwort kenne und mag ich auch … und wenn Du das sagst, dann will ich das mal glauben, obwohl ich noch gut an das Berlin ohne Mode und ein Düsseldorf, in dem alle Welt sich einfand erinnern kann … Ja, die Chose mit Barcelona war auch so eine Schickimicki-Idee .. wie gasgt, ich tippe ganz vosichtig darauf, dass die Geschäftsführung manche Entscheidung zu sehr aus dem Bauch heraus trifft und den weltweiten Messe- und Modemarkt auf der Höhe der Zeit partiell falsch einschätzt …. aber ich möchte den Job ehrlich gesagt auch nicht machen …

  • monsieur_didier
    8. Dezember 2013 at 16:44

    @ Fräulein Daisydora…
    an die Zeit, als die Igedo und die CPD das Non Plus Ultra waren kann ich mich auch noch erinnern…
    wie aufgeregt ich war, als ich mit meiner ersten reell erworbenen Eintrittskarte durch die Hallen gelaufen bin…
    man (also ich 😉 ) dachte allen ernstes, das sei die große weite Modewelt *grins*

  • monsieur_didier
    8. Dezember 2013 at 16:48

    …und noch mal @ Daisdora:
    …ach na ja, Berlin spielt halt ganz gerne große, weite Welt und ist im Endeffekt nur eine Aneinanderreihung von größeren und kleineren Dörfern, die zufällig zusammengewachsen sind…
    aber bevor jetzt viele vielleicht schreiben und sich fragen, warum ich hier lebe, dann kann ich nur sagen: …genau so mag ich es…
    Du wechselst den Bezirk und bist in einer anderen Stadt (und oft eben in einer anderen Kleinstadt) 😀

  • Daisydora
    10. Dezember 2013 at 13:00

    @Monsieur_Didier

    Ja, das waren noch Zeiten, da war ich auch schon in Spurenelementen dabei … Berlin hat schon was, Du sollst nicht denken, dass ich die Stadt nicht mag … auch wenn mir der Umgangston manchmal nicht ganz geheuer ist … was ich an Berlin problematisch finde, ist dei Tatsache, dass dort so viele Leute rumrennen, die angeblich irgendwelche Berufe haben, die sie aber gar nicht beherrschen … und sich irgendwie selbst als „Wichtigs“ erfunden haben. Das wirst Du in Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg und so weiter nicht in dieser Dichte finden … 🙂