(© Hermès)
Waschsalons haben auf mich eine magische Wirkung. Spätestens seit dem Film „Mein wunderbarer Waschsalon“ von Stephen Frears, durch den Daniel Day-Lewis berühmt wurde, oder durch diverse New Yorker Melodramen weiß man, dass dort viel mehr passiert, als dass nur Wäsche gewaschen wird. Die Levi’s Kampagne der Achtziger, in der sich ein Junge auszieht, um seine 501 zu waschen und ihm eine grölende Mädchengang applaudiert, ist immer noch eine der legendärsten Kampagnen des Jeansbrandes.
Begegnungszentrum, Singlebörse, Bühne für Stand-up Comedy – die meistens 24 Stunden geöffneten Etablissements sind wie lebendig gewordene Edward Hopper Gemälde. Das spartanische Dekor der Läden schaffte es mit einer „Cosi fan tutte“ Mozart-Inszenierung sogar bis auf die Bühnen der Salzburger Festspiele.
Jetzt kommt eine weitere Legende dazu …
© Hermès
Das Modehaus Hermès spinnt den Waschsalon-Gedanken weiter und lädt zum fröhlichen Umfärben von Tüchern ein. Dazu wird eine Färbetechnik verwandt, die man auf Waschmaschinen übertragen hat.
Das Dip-Dye-Verfahren nimmt seit 2009 einen Platz in der Kollektion ein, bei dem die Motive monochrom überfärbt werden. Das führt zu besonders interessanten Effekten und wirkt sehr modern. Das Motiv bleibt deutlich zu sehen, wobei die Seide einen satten und weichen Vintage-Charakter bekommt.
Wer sich an das Umfärben wagt, verliebt sich neu in sein Carré und recycelt sich ein neues Accessoire. Nachhaltigkeit, ist ein Thema, was bei dem Pariser Familienunternehmen ganz oben auf der Liste steht – fast alle Produktionsprozesse wurden in den letzten Jahren darauf umgestellt.
Man kann sein eigenes Hermès Seidentuch mitbringen, um es zu färben oder entdeckt vor Ort die Vielfalt der fertigen Dip-Dye-Seidenprodukte: Mini-Fliegen, Twillys, Maxi-Twillys und 90×90 oder 140×140 Carrés. Die Carré-Klassiker wie Brides de gala, Quadrige, Festival des amazones, Les Clés werden dort in der neuen Version angeboten …
© Hermès
Der Vorgang ist simpel und auch für schwache Wäscher durchführbar. Das Ergebnis ist eine Frage von Dosierung, Aktion und Reaktion. Klingt kompliziert? Ist es aber nicht! Man lässt sich farbtechnisch beraten, wählt die entsprechende Waschmaschine aus, nach Beendigung des Färbevorgangs kommt das Carré in den Wäschetrockner. In einem langsamen, schonenden Vorgang werden die Tücher sanft getrocknet, damit sie ihre weiche und fließende Geschmeidigkeit bewahren. Ordentlich gefaltet und verpackt hält man nach ca. 48 Stunden ein neues Carré in den Händen – und das ohne Kleingeld und mitgebrachtes Waschmittel. Die Verwandlung ist kostenlos.
Wer kein eigenes Carré umfärben möchte, sollte sich aber auch den HermèsMatic-Store trotzdem nicht entgehen lassen, denn schon als Kunstinstallation im Stil von Prada Marfa ist er sehenswert. Außerdem, trotz aller Schlichtheit, ist ein Waschsalon von Hermès so etwas wie das Ritz seiner Zunft und hält sicherlich die eine oder andere Überraschung bereit.
Die HermèsMatic-Pop-Up Stores werden jeweils zwei oder drei Wochen lang an verschiedenen Orten auf der Welt haltmachen. Amsterdam, München, Straßburg und Kyoto sind die ersten Zwischenstopps auf dieser farbenfrohen Reise.
HermèsMatic
07. Oktober 2016 bis 22. Oktober 2016
Täglich von 12:00 bis 19:30 Uhr geöffnet (außer sonntags)
Türkenstraße 67, 80799 München
Stefan
19. September 2016 at 16:50Großartig!!
Monsieur Didier
19. September 2016 at 21:14…ach wie wunderbar…
und wieder bin ich wie durch ein Wunder ab dem 15. Oktober für eine woche in München (wie letztes Jahr bei der großen Gaultier-Retrospektive)
und ich weiß auch schon, wo mich meine Füße garantiert hintragen werden…
das kann ich mir wirklich nicht entgehen lassen…!!!
HermèsMatic in München: Der Waschsalon für Seidentücher | Horstson
17. Oktober 2016 at 09:47[…] Peter hat es vor einigen Tagen ja schon erwähnt: Noch bis zum 22. Oktober 2016 können Carré-Liebhaber ihre eigenen Hermès Seidentücher in den wunderbaren Waschsalon auf der Türkenstraße in München vorbeibringen und kostenlos in eine der vier Farben – Rot, Grün, Blau oder Grau – einfärben. Naturgemäß waren wir von Anfang von der Idee begeistert – ist es doch ein guter Augenblick, den Tüchern, die im Laufe der Jahre aus guten Gründen etwas weiter nach hinten in den Kleiderschrank gerutscht sind, einen neuen Look zu verpassen. Doch wie sieht ein „Dip-Dye“-Unikat aus? Wir haben es probiert. Hier nun also der Vorher-Nachher-Vergleich anhand von zwei Tüchern, die wir in die orangefarbenen Waschmaschinen gegeben haben: […]
Norbert
15. November 2016 at 13:03Sehr klasse… schade, dass ich es nicht mehr rechtzeitig nach München geschafft habe, nachdem ich beruflich in London war.
Würde mich freuen, wenn es so ein Angebot mal wieder gäbe, vielleicht auch in einer anderen duetschen Stadt.