Männermode

Hermès Männer Herbst-Winter 2016 – Easy Chic

Bild: Courtesy of Hermès

Das Gute an den Fashion Weeks ist, dass man nicht nur die Kollektionen für die nächste Saison sieht. Man kommt auch oft in Locations, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. So zeigte Hermès im Januar seine Herrenkollektion in der ‚Maison de la Radio‘, einem eindrucksvollen Siebzigerjahre Bau in Paris, der weit sichtbar am rechten Ufer der Seine nicht weit vom Eiffelturm steht. Das große runde Gebäude öffnet sich direkt auf den Fluss und so hat man, während die Looks an einem vorbeiziehen, einen eindrucksvollen Blick auf die Silhouette der Stadt.
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Bilder: Courtesy of Hermès

Horstson-Leser können in jeder Saison per Livestream direkt dabei sein, wenn Véronique Nichanian, die seit 25 Jahren für die Herrenlinie zuständig ist, die Looks des Traditionshauses vorstellt. Für die Schuhe ist Pierre Hardy verantwortlich, der übrigens erst im Januar das Ehrenkreuz der Légion d’honneur für seine Designleistung und den Aufbau seines Hauses bekam.
In dieser Saison standen wie immer die äußerst raffinierte Verarbeitung von hochwertigen Materialien und eine delikate Palette von Farben, die als Flashlights die Schlichtheit bemerkenswert machen, im Vordergrund. Dass Unis nicht gleich Unis sein müssen, bewies Nichanian besonders im Finale – das der Farbe Schwarz gewidmet war – aber durch Strukturen und dem Spiel mit Matt- und Glanzeffekten.
Doch vorher zeigt sich die Linie eher fröhlich und sportlich. Camel, Türkis, Khaki, Anthrazit, Himbeere, Stahlgrau und Johannisbeere sind die Sparringspartner der klassischen Menswear-Basics Marine und Schwarz.
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Bilder: Courtesy of Hermès

Der Hermès-Mann ist im Winter in einer Art Mischung aus Formal- und Sports- und Skiwear der Vierziger Jahre gekleidet. Wichtig sind die Kaschmir-Seidencarrés in flamboyanten Farben mit indischen Paisleys. Bei Véronique Nichanian ist es in der nächsten Herbst- und Wintersaison ein „Must“, wenn man nicht einen der groben Turtleneck-Sweater oder der dicken gesteppten Sweatshirts mit Reißverschluss trägt. Fairisle-Pullover sind bei Hermès knallbunt und das Muster durch Pferdeköpfe und Jockeymotive ersetzt, die erst auf den zweiten Blick sichtbar sind. Aufwendige Zopf- und Jacquardpullover werden oversized getragen. Die Hosen haben mehr Volumen und sind bequem und der Bund rutscht deutlich nach oben. Die Bundfalten kehren deutlich sichtbar zurück und Gabardine, Flanell und Kaschmir geben dem Träger ein sehr komfortables Gefühl.
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Bilder: Courtesy of Hermès

Sneaker in Türkis oder Johannisbeere setzen Akzente. Stahlgraue oder navyfarbene Sneaker für Männer, die es nicht so farbig mögen. Lace-up-Boots, Chelseas und Teddy-Boy-Boots, die ein bisschen eine Edelversion von Doc Martens im Stil von Hermès sind, runden meinen Gesamteindruck einer schönen Schuhaussicht im nächsten Herbst ab.
Mäntel und Jacken bilden, wie in so vielen Kollektionen dieser Saison, den Ausgangspunkt der Looks. Mein Liebling ist eine kurze Popeline-Jacke in Beige mit Zip, Epauletten und großen Hornknöpfen, wie sie in den Vierziger Jahren als verkürzte Version des Trenchcoats getragen wurde. Dazu eine schwarze Wollhose, ein Sweater in türkis und ein gelb-türkisfarbenes Foulard.
Was bei Hermès natürlich nie fehlen darf, ist Leder – das Material, in dem die Pariser sich seit 1837 am besten auskennen. Bomber und längere Jacken aus Lammfell, zweireihige Mäntel in butterweichem Lammnappa und ein Parka, der sehr schlicht und lässig in Karamell mit schwarzem Kaschmir fast zu einem „Imperméable“-de luxe wird.
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Bilder: Courtesy of Hermès

Hermès setzt die leisen Akzente und will die Herrenmode, ganz im Sinne der Philosophie des Hauses, nicht revolutionieren. Vielmehr wird Saison für Saison auf das aufgebaut, was schon vorhanden ist. Nimmt man die einzelnen Teile heraus, kann man sie fast Jahrzehnte tragen – wenn man es dann will. Der Bomber aus geschorenem Nerz mit Kaschmirärmeln wird zum schlichten Turtleneck getragen. Dazu eine Bundfaltenhose in Flanell mit Joggingbund – Reichtum wird mit Schlichtheit betont und nur für den Träger spürbar. Aber das war ja schon immer eine Devise des Hauses …
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Bilder: Courtesy of Hermès

Wer avantgardistische Mode sucht, ist bei Hermès an der falschen Adresse. Véronique Nichanian zieht den Mann an, der Spaß an den besten Materialien hat, viel Tragekomfort mag und eine klare Garderobe will. Gleichzeitig schafft sie es immer wieder, durch die Farben und die Carrés einen urban-modernen Dandy mit typischen „Parisien“-Eigenschaften zu kreieren. Das ist das, was den Reiz und die Raffinesse von Hermès ausmacht und ungeheuer inspiriert.
Die Carrés sind übrigens speziell aus der Menswear Linie und ab September in den Boutiquen – man will sie einfach haben. Die Farbkombinationen sind einfach umwerfend oder „ravissant“, wie Yves Saint Laurent gesagt hätte …

  • Siegmar
    9. Februar 2016 at 14:20

    ganz wunderbar,