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GENDERDISKUSSIONS“STOFF“ – J.W.Anderson Spring-Summer 2015

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Bild: J.W. Anderson

Ausbau des Hauptsitzes, CEO-Anheuerung, nagelneuer Onlineshop und LVHM gibt zusätzlich Rückenstärkung – J.W. Anderson scheint eine echte Glückssträhne zu haben und beweist im Rahmen der Londoner Männerwoche einmal mehr, dass Mode experimentell UND tragbar sein kann: Oversize-Hemden, tailliere Mäntel und ansprechende Prints (das Wasserfallmotiv gehört zu meinen Favoriten) sehen chic aus, werden garantiert länderübergreifend geordert und kommen doch für meine Verhältnisse beinahe zurückhaltend daher …
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Bilder: J.W. Anderson

„Irgendetwas stimmt hier nicht!?“, frage ich mich beim ersten Durchscrollen der Bilder und ertappe mich dabei, dass ich mir von Anderson weitaus mehr Geschlechterwirrwarr gewünscht hätte. Beinahe traurig scrolle ich weiter, finde Gefallen an dem Nadelstreifen-Allover-Look und freunde mich mit dem schulterfreien Teppich-Oberteil an. Meine Oma würde mir schon bei diesem Kleidungsstück einen gehörigen Vogel zeigen und wer weiß, vielleicht überrasche ich sie irgendwann einmal mit einem Männerkleidchen aus den vorherigen Kollektionen. Spaß beiseite, uns beschäftigt vor allem Frühjar/Sommer 2015: „Was ist erwähnenswert, spannend und innovativ? Was trägt man(n) gegebenenfalls nächste Saison?“
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Bilder: J.W. Anderson

Plötzlich erhellt sich meine Miene, es geht doch noch los: Anderson ist seiner Handschrift treu geblieben und setzt dieses Mal auf erotische Einblicke à la „Holz vor den Hütten“. Selbstverständlich komplett aus dem Kontext gerissen, denn der britische Designer präsentiert kein ansprechendes Dekolletee sondern knochige Männerbrust. Ich jauchze auf, denke an „Das Unbehagen der Geschlechter“ von der US-amerikanischen Philosophin Judith Butler (für jeden, der sich auch nur ansatzweise für Geschlechterthemen interessiert, Pflichtlektüre!) und verliebe mich sofort in die beige Strickjacke samt Schal. Der rote Mantel wird in der Taille noch enger verschnürt und das schwarze Bauchfrei-Ensemble strahlt Zufriedenheit in mir aus:
„Obligatorische heterosexuelle Identitäten, jene ontologisch gefestigten Phantasmen „Mann“ und „Frau“, sind theatralisch produzierte Effekte, die als Grundlagen, als Originale, als normatives Maß des Realen posieren.“ (Judith Butler)
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Bilder: J.W. Anderson

Ich bin zwar persönlich nicht unbedingt Maßstab in Sachen Experimentierfreudigkeit (meine Erfahrungen in Sachen Frauenkleidung endeten jäh, als ich beim Verkleiden in den 15-Zentimeter-Schnürsandalen meiner Mutter umgeknickt bin), finde es jedoch ungemein wichtig, dass Designer wie J.W. Anderson immer wieder mit ihren Ideen und Umsetzungen darauf aufmerksam machen, dass es mehr als nur eine triste Ausdifferenzierung von Männlein und Weiblein gibt.

Was haltet ihr von der Kollektion und vor allem, was haltet ihr von Männern in femininen Entwürfen?

  • peter
    18. Juni 2014 at 09:38

    Sehr speziell….mir gefallend ie Landschafts Sweater!sonst find ich es sehr bemüht und Abschlussarbeit Modeschule nach dem motto „Wir wollen die Männerkleidung neu erfinden“ aber so etwas bringt Mode auf jeden Fall weiter!! Label to watch!

  • J
    18. Juni 2014 at 10:53

    Bis auf Einzelteile nicht mein Geschmack

  • Siegmar
    18. Juni 2014 at 10:57

    wirklich sehr speziell, leider überhaupt nicht meins.

  • Junikäfer
    18. Juni 2014 at 15:40

    Man darf nicht vergessen, dass das im Rahmen der Fashion Week präsentiert wird.

    Ich finde es eher enttäuschend, dass letztendlich von den Käufern fast ausschließlich die „kommerziellen“ Teile wie Basic-Pullover, -Outerwear und -Hemden geordert werden (s. auch Onlineshop).

    Einzelne Teile (z.B. das Hemd im Header, das Strickjäckchen) könnte man super mit einer Jeans, T-Shirt und Sneakers kombinieren. Nur leider hat man keine Möglichkeit, an diese Teile zu kommen, weil sie einfach nicht eingekauft werden. Finde ich schade!

  • Eveline
    18. Juni 2014 at 23:24

    Da kann ich mich Junikäfer nur anschließen. Wenn im Endeffekt will jeder (oder die Einkäufer denken, der Kunde will) das weiße Hemd, das Little Black Dress, die Jeans. Schade.

  • Claus
    18. Juni 2014 at 23:36

    Da muss ich meinen Vorrednern recht geben, obwohl man vielleicht auf den hauseigenen Onlineshop hoffen kann.

  • Julian Gadatsch
    19. Juni 2014 at 10:07

    Hallo ihr Lieben,

    Ich freue mich sehr über die zahlreichen Beiträge von euch!
    Ich kann euch total verstehen, einerseits ist Anderson ein Designer der polarisiert und gerade dadurch immenser Aufmerksamkeit ausgesetzt ist (ich gebe zu, dass ich nicht schlecht gestaunt habe, als ich von den vielen Veränderungen gehört habe. Umzug+Vergrößerung, LVHM, etc. Sind ja schon einmal Indizien dafür, dass wir in Zukunft noch viel mehr von ihm hören werden). Andererseits sind die Klamotten natürlich Geschmackssache, bin mal gespannt ob er sich unter der Fittiche von LVHM anpassen muss, oder ob er trotzdem seinen künstlerischen Freigeist beibehält. Wäre ja schon, wenn auch die experimentellen Teile in die Läden/Online stores kämen.

    Wir bleiben dran, LG und euch einen schönen Tag!!

  • Horst
    19. Juni 2014 at 20:21

    Nicht meins, nicht immer tragbar – was nix macht … Alles andere wäre als Beirendonck Fan auch unglaubwürdig 😉

  • Die Woche auf Horstson | Horstson
    22. Juni 2014 at 11:14

    […] etwas auf Horstson stöbern, okay? Hier meine Lesetipps: 1) Am Mittwoch sorgte Julian für GENDERDISKUSSIONS”STOFF” und beschrieb die Kollektion von J.W.Anderson für Spring-Summer 2015. 2) Dienstag gab es den […]