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Fondazione PRADA Milano – Neue Heimat für die Kunst

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New Milan venue of Fondazione Prada; Architectural project by OMA; Foto: Bas Princen, 2015; Courtesy Fondazione Prada

Seit dem 09. Mai 2015 hat die Fondazione PRADA einen neuen permanenten Standort in Mailand. Gleichzeitig eröffnet die Kunstinstitution von Miuccia Prada und Fabrizio Bertelli eine Ausstellung in Venedig, die ergänzend das Thema der diesjährigen Sonderausstellung aufgreift. In Mailand steht den Sommer über alles unter dem Motto „Serial Classic“, in Venedig unter dem Thema „Portable Classic“. Beide Ausstellungen spielen mit den Varianten von historischen römischen Themen und deren Neuinterpretationen über die Jahrtausende bis heute …
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New Milan venue of Fondazione Prada; Architectural project by OMA; Foto: Bas Princen, 2015; Courtesy Fondazione Prada

Während in Venedig den Rahmen der Ausstellung ein klassischer Palazzo aus dem 18. Jahrhundert „Ca‘ Corner della Regina“ bildet, ist die neue Fondazione ein Exempel für moderne Architektur.
Kein Wunder, was das Büro OMA unter der Leitung von Stararchitekt Rem Kohlhaas aus einer alten Getreide Destillerie im Süden von Mailand machte, ist schon allein einen Besuch wert. Zwischen Erhalten der Industriebauten und neuen avantgardistischen Elementen integrierend, verwandelte der Niederländer das Areal in eine der beeindruckendsten Bauten, die in den letzten Jahren für eine Kunststiftung geschaffen wurde. Seine Spannungsbögen zwischen Industriekultur und Moderne bieten neben der Heimat für die ständige Sammlung der Modeunternehmer auch den Raum für Sonderausstellungen und Projekte.
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New Milan venue of Fondazione Prada; Architectural project by OMA; Foto: Bas Princen, 2015; Courtesy Fondazione Prada

Das Areal von Largo Isarco in Mailand ist mehr als 19.000 Quadratmeter groß. Neben sieben vorhandenen Gebäuden schuf Kohlhaas zusätzliche Podien, ein Kino, Café und Räumlichkeiten für Workshops und philosophische Projekte, die die bereits 1993 gegründete Fondazione in den nächsten Jahren durchführen möchte.
Die gesamte architektonische Beschreibung würde sicherlich den Rahmen dieses Artikels sprengen. Die Bilder vermitteln einen guten Eindruck und machen Lust auf mehr und eine Reise nach Mailand – die Stadt, in der ja auch die aktuelle Expo 2015 stattfindet und sicherlich durch die Fondazione nun noch ein weiteres Wahrzeichen erhält.
Allein schon die Idee von Rem Kohlhaas die ehemaligen Getreidesilos, die man für die Rohstoffe des Alkoholbrandes brauchte, als goldene Türme umzugestalten, die weit hin wie ein Wahrzeichen leuchten, ist genial. Die Türme werden später für besondere Veranstaltungen dienen, auf die wir schon jetzt gespannt sind.
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“An Introduction”; Fondazione Prada Milano; 2015; Foto: Attilio Maranzano; Courtesy Fondazione Prada

Die Themen der Ausstellungen und die Kuration der PRADA-Sammlungen werden im Gegensatz zu staatlichen Museen von mehreren Personen mit unterschiedlichen Ansätzen geleitet und durchgeführt. Aus den verschiedenen Sichtweisen und Schwerpunkten ergibt sich so für die nächsten Jahre ein Ausstellungs- und Veranstaltungs-Portfolio das spannender nicht sein könnte. Astrid Welter, Mario Mainetti und Alessia Salerno konfrontieren die Besucher mit verschiedenen Interessengebieten, Sichtweisen und kulturellen Exkursen, die zum Anschauen, Diskutieren und erweitertem Denken einladen.
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„Bar Luce“; Designed by Wes Anderson; Fondazione Prada Milano, 2015; Foto: Attilio Maranzano; Courtesy Fondazione Prada

Neben der aufsehenerregenden Architektur und der Sammlung gefällt mir an der Fondazione besonders ein Detail, das ich euch gerne vorstellen möchte: Auch wenn ich ein großer Kulturliebhaber bin, hat dieses Detail zwar nichts mit der Kunst zu tun, ist aber bei einem großen Museum von Nöten. Zudem bereichert es die Fondazione PRADA und es zudem auch noch um eine Sensation: Die Bar Luce.
Die Bar Luce ist das Café und Restaurant der Fondazione und von (zugegeben einer meiner Lieblings-)Filmregisseure Wes Anderson gestaltet. Anderson, bekannt für Filme wie „Grand Budapest Hotel“ oder „Darjeeling Limited Express“, hat nicht nur den Hang zu symmetrischen architektonischen Einstellungen in seinen Werken. Er liebt Mode und verwendet in seinen Ausstattungen gern Kooperationen mit großen Modehäusern. Das Gepäck mit den afrikanischen Tieren als Motiv, extra von Marc Jacobs und Louis Vuitton für den Darjeeling Express entworfen, ist legendär …
Wes Anderson erklärt, dass er das Café wie ein Filmset gestaltet hat. Es wurden Teile der originalen Architektur erhalten, dazu wollte er die Eigenschaften eines traditionellen Mailänder Cafés herausarbeiten. Sein Ideal, eine Atmosphäre zu gestalten, in der er gerne seine Nachmittage verbringen würde und die Inspiration für ein Drehbuch bekommen kann. Neben essen und trinken soll man, genau wie in der Kulturstätte selbst, diskutieren, lesen und die Seele baumeln lassen, um wiederum selbst kreativ zu werden.

Natürlich sollte auch eine Hommage an den Stammsitz von PRADA, der „Fratelli PRADA“ in der Galleria Vittorio Emanuele, nicht fehlen.
Wes Anderson reist mit uns durch die italienische Popkultur der Sechziger Jahre, den Farben und den „Ameisen“-Sesseln, Fussboden und Vertäfelungen im Fifties-Stil und Reminiszenzen an das Mid Century Design ergeben eine sehr eigenwillige Stilistik.
Anderson kommt nicht ohne den italienischen Film aus. Schon für seinen eigenen Kurzfilm „Castello Cavalcanti“ wurde er vom Neorealismus inspiriert. Die Filme „Miracolo a Milano“, 1951 von Vittorio de Sica gedreht, und natürlich der wunderbare Visconti Klassiker „Rocco und seine Brüder“ haben es ihm besonders angetan. Diese Atmosphäre der Filme, die beide in Mailand spielen, wollte er auch auf die Bar Luce übertragen.
Das Café ist ein gelungener und sehr liebevoll gestalteter Ausflug von Perfektionist Wes Anderson in die Welt des Interieurs, den man genau wie seine Filme nicht verpassen sollte.
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„Exhibition view of ‘Serial Classic’, co-curated by Salvatore Settis and Anna Anguissola; Fondazione Prada Milano, 2015, Foto: Attilio Maranzano; Courtesy Fondazione Prada

Wer die Dialog-Ausstellungen in diesem Sommer in Mailand und Venedig sehen möchte, die in ihrer Präsentation ebenfalls vom Büro OMA gestaltet sind, sollte noch bis zum 24. August nach Mailand fahren. In Venedig läuft die Ausstellung hingegen noch bis zum 13. September.
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„Exhibition view of ‘Serial Classic’, co-curated by Salvatore Settis and Anna Anguissola; Fondazione Prada Milano, 2015, Foto: Attilio Maranzano; Courtesy Fondazione Prada

Die Fondazione PRADA ist großartig geworden und wir werden sicherlich in den nächsten Jahren noch einiges zu Ausstellungen und Events berichten. Allein die Gebäude sind auf ihre Art Kunst und stellen eine gute Ergänzung zu den Museen der öffentlichen Hand dar. PRADA schließt damit, genau wie die Fondation Louis Vuitton in Paris, den Kreis der Kulturstiftungen, die schon in früheren Jahrhunderten das hinzufügen konnten, was die Kulturkassen nicht trugen. Getty Museum, Guggenheim Museum – alle sind auf diese Art entstanden und zudem Ausdrucksmittel der Architekten ihrer Zeit. Wirtschaft, die Kultur schafft, hat eine wechselseitige Wirkung, die meistens länger nachhallt als die Unternehmen selbst.
Kultur ist ewig, Ökonomie eher wechselhaft! Rem Kohlhaas bringt genau das zum Ausdruck. Industrie Architektur mit Contemporary Architektur als Kontrast: Hülle und Inhalt als Dialog – genau so versteht sich die Fondazione PRADA als Kulturkommunikator …
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„Exhibition view of ‘Serial Classic’, co-curated by Salvatore Settis and Anna Anguissola; Fondazione Prada Milano, 2015, Foto: Attilio Maranzano; Courtesy Fondazione Prada

Fondazione PRADA Milano
Largo Isarco 2, Milan, Italy

  • Siegmar
    11. Mai 2015 at 11:49

    da muss ich unbedingt hin und die Bar ist „super“ danke Peter für diesen tollen Beitrag.

  • blomquist
    11. Mai 2015 at 11:53

    Grandios!

  • Tim
    11. Mai 2015 at 19:48

    Respekt, Prada und Peter.

  • Markus
    17. Mai 2015 at 13:26

    super super super, die Bar „Luce“ von Wes Anderson KLASSE, toller Bericht Peter, love

  • Monsieur_Didier
    18. Mai 2015 at 11:04

    …um den sehr geschätzten Peter mit seiner Lieblingsaussage zu zitieren: „…endless love…“ 🙂

  • PRADA Shopping Bags & Backpacks mit neuen Prints | Horstson
    28. Mai 2015 at 09:40

    […] die ich mir gut bei einem Besuch des von Wes Anderson gestalteten Cafés in der Fondazione PRADA (wir berichteten) vorstellen kann. Bild: © […]

  • Burberry eröffnet Café in London: Thomas’s | Horstson
    16. Juni 2015 at 09:45

    […] hat eins, PRADA auch und Armani sowieso: ein eigenes Café. Seit ein paar Tagen gehört auch Burberry zu den Labels, […]

  • Patrick Kinmonth und Antonio Monfreda für Santoni | Horstson
    22. Juni 2015 at 12:53

    […] es nicht, dass einige Labels eigene Kunststiftungen betreiben – erst vor einigen Tagen stellte uns Peter die Fondazione PRADA vor und Besuche der Fondation Louis Vuitton gehört bei uns fast schon zum guten Ton. Auch arbeiten […]

  • Fashionweek Mailand: PRADA Men Spring-Summer 2016 | Horstson
    24. Juni 2015 at 09:40

    […] nutzt Miuccia Prada für die Präsentation die wunderbare Location der kürzlich eröffneten Fondazione Prada, wo zukünftig auch Kongresse und Symposien stattfinden werden und deshalb auch die […]