(© Courtesy of Fendi)
Dass Opulenz bei Fendi gut ankommt, belegt der enorme Erfolg der kürzlich gezeigten Haute Fourrure Schau auf dem Trevibrunnen in Rom. Karl Lagerfeld und Silvia Venturini Fendi scheinen davon ermutigt zu sein. Für die Mailänder Schau des Prêt-à-porter Sommer 2017 ließen sie sich von Marie Antoinette inspirieren, die ihren Trianon in Versailles in Richtung des Italiens von heute verlassen hat. Keiner kennt sich besser aus mit diesem Zeitalter, schließlich hat Karl Lagerfeld jahrzehntelang so gewohnt und sich lebenslang damit beschäftigt.
Die Frühling/Sommer-Kollektion liefert ein Feuerwerk von Ideen – umgesetzt auf ausgestellten Schürzenkleidern, Bloomer Ensembles und mit verkürzten oder verlängerten Silhouetten spielend. Barockbrokat und Lingerieseide der Zwanziger Jahre zu mischen, wirkt auf den ersten Blick genau so ungewöhnlich wie die Revolutionsstreifen der Jakobiner in Kombination mit Stiefeletten des Jugendstils. Allerdings ist es gerade das Gebot der Stunde, Dekaden und Jahrhundert zu mischen. Karl Lagerfeld kann es aber dann doch so, dass es dem Zeitgeschmack entspricht und trotzdem etwas Neues ergibt.
© Courtesy of Fendi
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Der Trianon-Stil, ein Lieblingsthema von Lagerfeld und schon wiederholt bei Chanel eingesetzt, wirkt bei Fendi wesentlich leichter und spielt mehr mit Materialien. Die Schürze der Rokokogärtner wird kurzer Hand zum Kleid umgewandelt und die ausgestellten Kleider drastisch verkürzt. Kurze Shorts unter den Longblazern, „Blasebalg“-Taschen aus der Reiterheritage und Trenchcoats mit Rocaillen wechseln mit für Lagerfeld typischen Blusen in Weiß mit breiten Schultern und dekorativen Ärmeln ab. Blusen, wie sie schon immer typisch für seine ganze Karriere sind …
© Courtesy of Fendi
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Ein Highlight sind die Blumenstickerei auf einer kakifarbenen Jacke und einem Trenchcoat sowie die im Stil der Zwanziger Jahre gehaltenen Seidenensembles mit Cut-out-Schmetterlingen auf den Leibchen. Gewohnt aufwendig ist die inkrustierte Spitze in Satin für scheinbar einfache Kleider mit raffinierten Zugband-Krägen. Auch bei Fendi setzt Karl Lagerfeld Maßstäbe, was den Luxus des Handwerks angeht und so entsprechen seine Kollektionen eher den Anforderungen des Arts et Métiers. Handwerk in ungewöhnlichen Materialien wird auf die Spitze getrieben und so wurde fast jedes Stück in vielen Stunden Handarbeit hergestellt.
Lederreliefs in butterweichem Plongé Nappa oder auch Patch- und Applikationstechniken machen jeden Look zu einem Genuss. Dabei setzt Lagerfeld immer die Historie gegen eine Technik von heute, die man damals gar nicht hätte ausführen können, denn Laser- und Computertechnik haben auch den Einzug in die Zuliefererfirmen und Paraffections Ateliers gehalten.
Wie immer bei Fendi bieten die Looks aber auch den Rahmen für die sehr wichtigen Accessoires und Taschen.
Der gewirkte „Sockenstiefel“ im Stil des Fin de Siècle erscheint in unzähligen Variationen. Einige sind gestreift, einige muten eher sportlich an. Viele Paare sind mit Lace-ups geschnürt und mit gestreuter Blumenstickerei, die Momente des 18. Jahrhunderts festhalten und so erscheinen als wären sie auf den Skizzenblock von Karl Lagerfeld geflogen, verziert. Spannend sind die Taschen mit breiten bestickten Gitarrenriemen, die zum Teil mit Blumenmotiven oder plastischen Rosenknospen besetzt wurden.
Gemeinsam mit Silvia Venturini Fendi schafft es Karl Lagerfeld, auch nach fünfzig Jahren als Kreativchef dem Haus Fendi immer wieder neue Facetten zu verleihen. Ein Unternehmen, das gleichermaßen für italienische Leichtigkeit und traditionelle Pelzkollektionen steht.
© Courtesy of Fendi
Silvia Venturini Fendi und Karl Lagerfeld bringen Fendis Bild immer mehr in die Richtung eines modernen Fashionhauses. Die Accessoires gehören mittlerweile zu den erfolgreichsten der Branche. Schaut man sich später die Teile in den Stores an, sieht man das Handwerk und die Liebe, die in jedes Stück investiert wurde, schon auf den ersten Blick. Lagerfeld schafft es auch hier, sich mit seinen Kreationen vom Massenmarkt abzugrenzen und investiert Details, Stoffe und Handwerkstechniken, die bei anderen Luxusbrands schon lange wegrationalisiert wurden. Das ist jedoch genau das, was Luxuskonfektion und Haute Couture vom Massenmarkt unterscheidet und den Markenwert ausmacht. Vielleicht sollte das ein oder andere Luxuslabel diesem Beispiel folgen, denn Wertigkeit macht sich über Kreation, Materialien und Aufwand bemerkbar. Dafür zahlen die Kunden dann gerne einen höheren Preis – wenn man die Qualität sieht und sie auch spürt.
Im Sommer 2017 würde Marie Antoinette sicherlich nach Italien reisen, um bei Fendi einzukaufen …
siegmar
4. Oktober 2016 at 16:26einfach schön!
Stroh
9. Oktober 2016 at 18:57Einfach idiotisch
Horst
9. Oktober 2016 at 21:43Warum genau, oder einfach so?