Allgemein Paris Fashion Week

Factory Girl x SAINT LAURENT Women Autumn/Winter 2014

Es war ein winterliches Flanieren, was uns Hedi Slimane zwischen goldverchromten Säulen links und rechts vom Runway zeigte. Zum Intro des eigens für die Show aufgenommenen Songs „Had ten Dollaz“ von Cherry Glazerr richteten sich die Säulen, in denen sich das sepiafarbene Licht brach, im Pariser „Carrée du Temple“ zu einer Allee auf. Kennern des Brands war klar, dass es wieder ein modisches Jahrzehnt sein wird dass Monsieur Slimane mit seiner ganz eigenen Handschrift, nennen wir es „Rock’n’Tailoring“, versehen und in die aktuelle Zeit übertragen wird. Dieses Mal waren es die späten sechziger Jahre welche als Inspiration dienten. Edie Sedgwick hätte es genauso geliebt wie es Alex Turner und Miles Kane taten, die aus einer Flasche Champagner trinkend, laut eigener Aussage, mit jedem der Girls ausgegangen wären. Ob das an der Mode oder dem Alkohol lag, bleibt offen …

Diese Girls präsentierten mit „Mascara drenched Eyes“, wie Suzy Menkes es passend formulierte, viele zauber- und mädchenhafte Kleider mit viel Pailletten und Stickereien. Diese variierten zwischen Pistolen Pop-Art Print a la Warhol und grafischen Kompositionen wie sie der Künstler John Baldessari, Slimanes Inspiration für diese Kollektion, selbst hätte schaffen können. Kombiniert mit der für Saint Laurent typischen Bikerjacke oder Strick- bzw. Karocapes erinnerten die Mädchen an London in den Sechzigern. Kleider und Röcke schlossen meist mit den großartigen Mänteln bzw. eben erwähnten Capes (wahlweise bestickt oder mit Pelz) ab und zeigten nur die (arg dürren) Beine der Mädchen.

Überhaupt gab es im Vergleich zum letzten Winter mehr Pelz zu sehen, sei es im Streifen-Patchwork-Look, voluminös mit Punkten oder im Spiel mit Leder. Die hohen Stiefel welche in silber förmlich „Barbarella“ schrien, wechselten sich mit Glitter oder klassischen Mary Janes in rot, schwarz oder metallic ab. Die Attitüde war gewohnt rotzig, aber alles in allem eleganter und irgendwie verträumter und angenehmer als sonst.

Überhaupt zieht sich momentan eine neue, weniger schockierende Attitüde durch Saint Laurent und zeigt zeitgleich dass es eben doch wichtig ist, konsumnah zu designen. Und dann wäre da noch immer der Vorwurf Herr Slimane würde High Street Fashion zu absurden Preisen zeigen. Sicher werden wir (wie bei jeder Kollektion von Saint Laurent) massenhaft Kopien bei den Vertikalen finden und ja, den Look den wir gesehen haben finden wir schon jetzt auf der Straße. Letztendlich ist aber die Straße der Ort wo die Mode (meistens) passiert und es ist und bleibt letztendlich ein Unterschied, ob ich Seidengeorgette oder Viskose trage, n’est- ce pas?

  • Siegmar
    7. März 2014 at 12:30

    das 1. Mal das mir die Kollektion gefällt. Schöner Artikel. 🙂

  • vk
    7. März 2014 at 12:45

    so macht man das. erstmal radikal tabula rasa und dann langsam wieder knospen lassen. don’t give fcuk for what they say. ain’t laurent. nauerlich nicht, ihr pfeifen! verwoehnten goeren weltweit zeigen papas kreditkarte gerne mal den stinkefinger mit kellerklamotten auf der glitzernden spiesseryacht. wirtschaftlich hat das sofort funktioniert. saint laurent ist die fett wachsende perle im kering portfolio.

  • vk
    7. März 2014 at 12:46

    korrektur: verwoehnte goeren…

  • vk
    7. März 2014 at 13:05

    i hate you, sugar daddy!
    nette zickerei.

  • Daisydora
    7. März 2014 at 13:35

    In sich stimmig und mit sehr schönen Teilen … insbesondere die Kombination von Glitzer und Tweeds und diese Paco Rabanne Zitate … und die Pop-Art-Lackstiefel und die in Silber …. und so weiter. Sehr schön ausgedacht … aber die erste und zweite Kollektion (glaube ich) fand ich immer noch etwas besser 🙂

  • monsieur_didier
    8. März 2014 at 13:26

    …das rote Kurzcape gefällt mir…
    der Rest ist Karneval für verwöhnte Rich Kids, die so tun, als ob sie rebellieren, bevor es richtig ans Geldverdienen geht…

  • Junikäfer
    9. März 2014 at 12:40

    Warum gab es nicht so tolle Outerwear auch bei der Herrenkollektion? Bin ganz neidisch…

  • Wolfram
    10. März 2014 at 08:46

    @monsieur_didier
    Du hast 100%ig recht, ich habe mir gerade eine über 30jährige,
    erfolgreiche Frau in diesem Look vorgestellt, geht nicht. Das geht dann kopiert bei Zara, H&M und Primark über den Ladentisch, weil dort die Käuferinnen sind, die diesen Look tragen, zwischen 16 und Anfang 20, aber nur begrenzt Geld in der Tasche haben.
    Einen sehr ähnlichen Kurzpulli mit Norwegermuster, wie im 1. Foto, gab es bei uns (Primark) für 13€, natürlich nicht die Qualität, aber der Look ist der Gleiche

  • Wolfram
    10. März 2014 at 08:53

    @monsieur_didier
    Du hast 100%ig recht, ich habe mir gerade eine über 30jährige,
    erfolgreiche Frau in diesem Look vorgestellt, geht nicht. Das geht dann kopiert bei Zara, H&M und Primark über den Ladentisch, weil dort die Käuferinnen sind, die diesen Look tragen, zwischen 16 und Anfang 20, aber nur begrenzt Geld in der Tasche haben.
    Einen sehr ähnlichen Kurzpulli mit Norwegermuster, wie im 1. Foto, gab es bei uns (Primark) für 13€,in der letzten Winterkollektion, natürlich nicht die Qualität, aber der Look ist der Gleiche, es ist High-Street Fashion und noch nicht mal neu

  • Shout-Outs: Der Blogger-Wochenrückblick | Luxury First
    10. März 2014 at 16:11

    […] Zudem war natürlich die Paris Fashion Week in den vergangenen Tagen ein Thema: Auf „Horstson“ kann man unter anderem die aktuelle Kollektion von Saint Laurent bewundern. […]

  • Daisydora
    11. März 2014 at 14:48

    @Wolfram

    Wie immer sehr interessant, Deine Innenansichten der Branche …. aber Saint Laurent bringt abseits dieser Runway Looks, so viel gut verkäufliche Klassiker, dass Slimane offensichtlich funktioniert. Und den Pulli auf Bild No.1, mit einem Rock aus demselben Stoff, natürlich nicht kurz und ohne das absichtlich spiessige Samtjäckchen, würde ich sofort tragen … und a pro pos: ich bin schon jetzt auf die Kopien zu Louis Vuitton gespannt 😉

  • Jan Who
    16. März 2014 at 19:12

    Da stimme ich Daisy zu. Die Mode wird so präsentiert, die Kundinnen können die einzelnen teile aber anders sehr tragbar und elegant kombinieren.