„Montgomery Clift … Glamour Boy in Baggy Pants“; Bild: Look Magazine; Stanley Kubrick
Es ist lange her, dass ich im Kino einen Film von Stanley Kubrick gesehen habe. Eyes Wide Shut, seinen letzten, den er als den besten ansah. Einige Tage nach dem Schnitt und der mit Begeisterung aufgenommenen Preview mit Warner Brothers, Nicole Kidman und Tom Cruise ist er an einem Herzinfarkt gestorben.
Wahrscheinlich haben auch die jüngeren unter euch seine wichtigsten Filme gesehen und wissen, wie sehr er bis heute von Kollegen und Kritikern bewundert wird und weshalb er als einer der künstlerisch einflussreichsten, stilbildenden Regisseure aller Zeiten gilt.
Dass er sein absolutes Auge und die Fähigkeit zur Schaffung abstrakter Effekte schon lange vor seinem ersten Film als Fotograf für das Magazin Look entwickelte und perfektionierte, hat man vielleicht nicht so auf dem Schirm wie Clockwork Orange, Full Metall Jacket, Lolita, Dr. Seltsam, Shining oder 2001: Odyssee im Weltraum …
Schon mit 13 Jahren bekam er von seinem Vater eine Graflex Professional Kamera. Zusammen mit einem Freund, Marvin Traub, dem Sohn von Nachbarn, der damals schon seine eigene Dunkelkammer hatte, verbrachte Stanley viel Zeit, damit zu spielen, was Chemikalien für Bilder auf dem Fotopapier entstehen ließen … und im schuleigenen Fotoclub fotografierte der kleine Kubrick schulische und öffentliche Ereignisse für die Schulzeitung.
„Life in New York 40s“; Bild: Look; Stanley Kubrick | Museum Of The City Of New York
In den Straßen der Bronx, wo er mit seinen Eltern und der kleinen Schwester wohnte, fotografierte er auf seinen regelmäßigen Streifzügen jeden, der ihm vor die Linse kam. Mit dem Foto eines wegen der Schlagzeilen über den Tod Franklin D. Roosevelts deprimierten Zeitungsverkäufers, das er Helen O’Brian, der Leiterin der Fotoabteilung bei Look zeigte, kam sein „Durchbruch“ als junger Fotograf. Zwar war Stanley damals erst 16, aber Helen O’Brian erkannte sein Talent und kaufte das Foto für 25 Dollar. Veröffentlicht wurde es am 26.06.45 und nur ein paar Monate später, nach seinem High-School-Abschluß, heuerte Stanley Kubrick als Fotograf bei Look an.
Zwar sind Topfotografen als Directors kleiner Filme – insbesondere für Werbung oder Musikvideos – heute keine Seltenheit, aber einen zu finden, der es in beiden Fächern zu annähernd dieser Exzellenz brachte, wie Kubrick, ist mir bisher nicht gelungen.
Für Kubrick waren die Jahre bei Look die beste Schule, seine Erzähltechnik in Bildern und deren Reihenfolge, auf die es beim Filmemachen und dem Fotografieren ankommt, zu perfektionieren. Man sieht auch heute, bei allen Einflüssen von Videoclips und neuen Hilfsmitteln, welcher Fotograf – auch aus der Top-Riege – das Editieren und Herstellen von Geschichten in seinen Reportagen und Editorials besonders gut beherrscht. Tolle Fotografie kann auch ganz schön langweilig sein … für Fotografen ist es essentiell, einen Erzählstil zu entwickeln, ohne den Reportagen und Editorials – ihr kennt das sicher auch – nichtssagend und fade sind.
„Life And Love On The New York City Subway“; Bild: Stanley Kubrick | Museum Of The City Of New York
An den Geschichten, die Stanley Kubrick als Fotograf und im Kino zu erzählen vermochte haben sich schon viele jüngere Kollegen unter den Fotografen und Filmemachern ein Beispiel genommen … anhand seiner Reportagen und der Szenarien in den einzelnen Fotos und den späteren Flmstills gelernt, was es braucht, um gute Bilder zu liefern. Sehr gute, wie Stanley Kubrick! Mit dem Auge für die richtige Komposition, die Atmosphäre und das Timing.
„Circus“; Bild: Stanley Kubrick | Museum Of The City Of New York
Das Header-Foto aus der Look-Fotoreportage „Montgomery Clift – Glamour Boy in Baggy Pants“ (1949) könnte heute auch von Peter Lindbergh oder irgendeinem der Top30 oder von mir aus auch Top50 Fotografen der Welt gemacht worden sein, aber ohne Fotokünstler-Vorbilder wie Stanley Kubrick, hätte so mancher heutige Könner nicht diese Exzellenz entwickelt.
Alle Fotos Stanley Kubrick, Look, Museum Of The City Of New York
Horst
18. Juni 2013 at 10:51Kubrick hatte ich wirklich eher als (sehr tollen) Regisseur auf den Schirm!
Siegmar
19. Juni 2013 at 10:10tolle Bilder und ich liebe das Bild von dem tollen Monti clift.
Daisydora
19. Juni 2013 at 11:40@Horst
Wer nicht … ich hatte mich auch nur daran erinnert, wegen des Bildes von Montgomery Clift …
@Siegmar
Ich auch … ein schöner Mensch …