Bild: Xmate09; CC Lizenz
… und Einschätzungen von mir ergeben, dass das natürlich sein kann, aber die Etiketten trotzdem auf ein Problem aufmerksam gemacht haben. Ein Problem, was sicher nicht nur Primark betrifft, sondern alle Sweatshops. Aber von Anfang an:
Letzte Woche tauchten 2 Etiketten in Textilien von Primark auf, auf denen Hilferufe, vermeintlich von Fabrikarbeitern, zu lesen waren. „Gezwungen, bis zur Erschöpfung zu arbeiten“ war auf einem Etikett zu lesen*, „Entwürdigende Verhältnisse im Ausbeuterbetrieb“ auf einem anderen. Auch wurde eine Hose, die 2009 bei Primark gekauft wurde, in Nordirland entdeckt, in der eine Notiz mit den Worten „SOS! SOS! SOS!“ steckte …
Primark äußerte sich nun in einer Pressemitteilung, dass sie größten Wert auf das Wohlergehen der Arbeitskräfte in seiner Lieferkette legen und dass das Unternehmen keine Kleidung verkauft, bei der nicht sichergestellt ist, dass die Kleidung in Übereinstimmung mit dem Code of Conduct von Primark hergestellt wurde. Das nenne ich ein gleichermaßen mutiges wie löbliches Versprechen, auch weil Primark unmöglich sämtliche Zulieferer kontrollieren kann. Während zu der Notiz noch keine Hintergründe seitens Primark bekannt gegeben wurden und man diesbezüglich noch im Vereinigten Königreich und in China ermittelt, geht Primark bei den Etiketten von Fälschungen aus: Die beiden Kleidungsstücke wurden 2013 separat im Primark-Store in Swansea gekauft und es sei schwer vorstellbar, “ … dass die beiden Etiketten in den jeweiligen Fabriken auf die Kleidungsstücke genäht worden sein könnten, in denen sie auch produziert worden sind. Die Kleidungstücke wurden durch verschiedene Zulieferer, in verschiedenen Fabriken, auf verschiedenen Kontinenten (eines in Rumänien und das andere in Indien), tausende Kilometer entfernt voneinander, hergestellt.“ Vielmehr könnte es einen Zusammenhang mit einer Ausstellung in Swansea geben, in der Besucher aufgefordert wurden, ähnliche Ausdrücke auf Etiketten zu nähen. Leider wurde der Name dieser Ausstellung in der Pressemitteilung nicht genannt, aber ich stieß auf eine Künstlerin, die tatsächlich Anfang 2013 an einer Ausstellung mitwirkte und die sich mit Sweatshop- und Kinderarbeit beschäftigt und deren Schwerpunkt die Bekleidungsindustrie ist. Die Arbeiten der Künstlerin kommentieren hauptsächlich die Rolle des Verbrauchers und sie erhofft, das durch subtile und versteckte Nachrichten zum Nachdenken anzuregen. Leider konnte ich nicht bei der Künstlerin nachfragen, ob sie wirklich etwas mit den aufgetauchten Etiketten zu tun hat, da ihre Website mittlerweile gelöscht wurde. Sie wird aber sicher ihren Grund für diesen Schritt gehabt haben und nenne sie daher auch nicht mit ihrem Namen. Aber vielleicht hat sie ihren Online-Auftritt auch nur deshalb gelöscht, weil sie ihr Ziel erreicht hat: es wurde über die Arbeitsmethoden, durch die Dumpingpreise in Sweatshops möglich sind, nachgedacht – fehlt nur noch das Umdenken in der Praxis: wie „Die Zeit“ zu vermelden weiß, ging die „Jagd nach textilen Erlösungsmitteln“ bei Primark in den letzten Tagen ungebremst weiter …
*Die Original-Nachrichten waren „Forced to work exhausting hours“ und „Degrading sweatshop conditions“
Wolfram
28. Juni 2014 at 17:39@Horst ich habe den Zeit-Artikel gelesen und irgendwann reicht es. Die Primark-Filialen unterliegen deutschem Recht und es werden selbstverständlich Gefahrenbeurteilungen gemacht, nicht durch irgendwen, sondern bei uns in Frankfurt durch den TÜV Rheinland. 4x im Jahr ist ein Sachverständiger des TÜV`s vor Ort in Zusammenwirken mit einer Betriebsärztin, es sind bisher noch nie in der Raumluft nur ansatzweise bedenkliche Werte gefunden worden. Es wird alles beurteilt von der Leiter bis zur Abstellraum unserer Reinigungsfirma, dort müssen stärkere Mittel abgeschlossen in einem Schrank sein, dieser wiederum in einem abschließbaren Raum, ich könnte noch viel mehr aufzählen, was alles geprüft und ggf. beanstandet wird. Die Betriebsärztin hat Sprechstunden, bisher gab es dort keine Beschwerden, um nur ein Beispiel mal zu nennen, sie hat eine kostenlose Augenuntersuchung in unserem Betrieb angeboten, hauptsächlich für Kassierer, weil ja in Deutschland Bildschirmarbeit noch strengeren Richtlinien unterliegt, von ca. 130 Kassiererinnen/er haben sich 4 gemeldet. Wenn ich Kommentare lese in anderen Blogs bzw. sogar seriösen Blättern wie die Zeit, in dem Primark ein „Verbrecherunternehmen“ genannt wird, hört mein Verständnis auf.
Dir danke ich, dass Du die Dinge richtig gestellt hast, nichts desto trotz haben ja die Macher ihr Ziel erreicht, Primark wurde noch nie sooft genannt wie jetzt, da fällt mir ein negative Werbung ist auch Werbung, Nun etwas Polemik, als Hr. Sommer, die moralische Instanz in Deutschland, als Steuerbetrüger verurteilt wurde, war das Geschrei sehr gering, aber Primark Kunden sind ja doof, wie eine Kommentatorin geschrieben hat, die lesen nicht die Zeit sondern nur die Bild-Zeitung, wenn sie nicht gerade Frauentausch bei RTL schauen oder gar bei Primark shoppen sind
Thomas
28. Juni 2014 at 17:56Der Gedanke kam mir auch als ich die Etiketten gesehen habe und die Sachen bei Primark werden vermutlich in tausenden Fabriken (egal unter welchen Bedingungen) hergestellt. Danke für das Upsate in Sachen Primark.
Was wir aus dem Primark Skandal lernen können | Neuzeitung
29. Juni 2014 at 14:09[…] Prinzip Discounter Mädchenmannschaft – Primark und die eingenähten Etikette: Guerilla-PR? Horston – Ermittlungen von Primark ergeben, dass die Kleidungsetiketten aus Swansea eine […]