Ausgerechnet ein absolut prätentiöses Kleid, das die meisten Frauen mangels Anlässen entweder nur ganz selten tragen, oder überhaupt noch nie an hatten, steht an zweiter Stelle meiner neuen Reihe: Die große Ballrobe, in der besten Farbe!
Das hat mit dem nahenden Ende der Ballsaison zu tun, am kommenden Donnerstag ist schon Opernball (der in Wien!) und danach ist erst mal Schluss mit den rauschenden Festen. Da werden mache schon fragen, was heißt denn hier „Ballsaison“, davon habe ich ja noch nie gehört. Stimmt, aber da, wo ich herkomme, aus Wien, wissen das schon die Kinder, dass alle großen Bälle in den Karneval (Fasching) fallen. Aber natürlich gibt es rund um den Erdball auch während des Jahres jene sehr eleganten Gelegenheiten, einmal ein großes Ballkleid zu tragen. Und es spricht absolut nichts dagegen, gleich die Roben nach dem Header, anlässlich Le Bal im Hotel Crillon am 29. September 2014 zu tragen, da wären die Ballkleider von Lanvin und Marchesa dann in bester Houte Couture Gesellschaft.
Das ist nicht nur der berühmteste Ball der Welt für Debütantinnen aus dem Geld-, Hollywood-, Geistes- und Familienadel, der ganze Ball diente von der Idee her immer der adäquaten Präsentation von Haute Couture an jungen (und faltenlosen) Schönheiten aus aller Welt. Mancher schimpft zwar darüber, dass es heute bei Le Bal um diese neue Form der Royalty ginge, also die Nouveau Riche, aber es ist immer noch genügend Erblinienadel und altes Geld mit darunter. Indische, Asiatische und Arabische Prinzessinnen werden mit Le Bal in die Gesellschaft eingeführt und alle Damen und Herren lassen es dort in einigen der schönsten Roben der Saison ganz schön krachen. In den Traumkleidern steckt ja immer ein herangewachsener Teenager oder eine sehr junge Frau. Hervorgegangen ist der Debütantinnenball aus dem Brauch, am Londoner Hof zu Saisonbeginn einen großen Ball abzuhalten, auf dem die weiblichen Mitglieder der Aristokratie, im fast „heiratsfähigen“ Alter, der Königin persönlich präsentiert wurden. Ihr ahnt sicher schon, das konnte mitunter dabei helfen, eine gute Partie zu machen.
Warum ich so lang drüber schreibe? Es ist dem Couturier Jean Patou zu verdanken, dass dieser Ball seit seiner Wiederbelebung durch ihn, im Jahr 1957, bis heute besteht und sich immer größerer Aufmerksamkeit bei der Weltöffentlichkeit erfreut. Patou stattete die Debütantinnen mit Haute-Couture-Kleidern aus … und Ophélie Renouard, die Le Bal heute verantwortet, sieht diesen klipp und klar als Erweiterung der Haute Couture Schauen … es existiert sogar das Gerücht, sie wolle Le Bal in „Le Bal de la Haute Couture“ umbenennen und nur Debütantinnen in Roben der Haute Couture zulassen …
Aber kommen wir wieder zurück in die Realität und deren Roben. Keine Haute Couture, aber auch sehr, sehr kostbar. Obwohl: ich habe auch einige vernünftige Roben gefunden, für die man nicht den Preis eines Neuwagens hinlegen muss. Aber schaut selbst, ob da etwas passendes dabei ist. Am wichtigsten ist ohnehin die richtige Farbe. Besser kein Schwarz, das wirkt zu dramatisch und steht auch nicht allen. Lieber mal mit weichen oder kräftigen Farben versuchen, die den Hautton zum Leuchten bringen und einen schön machen.
Dazu muss die Robe nicht zwangsläufig Rot oder bunt sein, das geht auch mit kreidigem Grau.
Wer zierlich oder einfach nur sehr schlank ist, und nicht zu klein, mit dunklen oder roten Haaren, wird in der Satinrobe aus Duchesse-Satin (Lanvin, 4.590 €), ganz sicher viele bewundernde Blicke auf sich ziehen. Im Stil geht die Robe Richtung historischer Kostümfundus, aber eben modern interpretiert und mit „mädchenhafter“ Satinschleife um die Mitte … daneben, die trägerlose Robe aus strukturiertem Tüll, in ganz blassem Puderblau, von Marchesa (10.160 €, das ist leider kein Tippfehler!), für so ein Kleid sollte man neben dem nötigen Kleingeld auch öfter Gelegenheit haben, solche Ballkleider zu tragen.
Rosé und Rot zählen zu den klassischen Ballkleider-Farben … und die Faille Robe aus einer Baumwoll-Seidenmischung und aus der Linie Heritage von Halston (825 €) kann sich auf jedem schönen Ball sehen lassen. Durch den raffiniert gearbeiteten, weiten Rock, der sich kunstvoll bauscht, wirkt das relativ günstige Ballkleid vornehm genug für den Anlass. Roland Mouret, einer meiner Lieblingsdesigner, das sagte ich schon, kann auch Roben. Und wie! Schlicht, edel und raffiniert, ich habe gleich vier seiner Roben der aktuellen Kollektion mit in den Bericht genommen. Zuerst die schmale und trägerlos gearbeitete Henderson Robe aus Stretch-Seidenorganza in Rosé (2.595 €), die etwas später noch in Smaragd zu sehen ist. Bei Mouret kann Schönheit wirken – da betont das Kleid die Persönlichkeit und den Typ der Trägerin.
Und auch wenn es bei Valentino für gewöhnlich aufwendiger sein darf, kommt die Robe aus Seidensatin (2.980 €) in einem tiefen Smaragdgrün ohne weitere Showeffekte aus. Sehr edel und futuristisch modern. Daneben die Tarazed-Robe aus Stretch-Crêpe und Spitze (3.270 €) von Roland Mouret. Was soll man zu so einem Kleid noch viel sagen, oder?
Und schon sind wir bei der grünen Ausgabe der Henderson-Robe, für die sich Mouret die Pantone-Trendfarbe des Jahres 2013, das war dieses helle Emerald, zu Herzen genommen hatte … Die Frauen, denen diese richtig gut Farbe steht, sehen in dem Ballkleid sicher absolut umwerfend aus.
Aber das geht, wie schon oben erwähnt, auch mit ganz „farblosen“ Farben. Hier kommt ein schönes Beispiel dafür: die drapierte Robe mit asymmetrischer Schulterpartie aus Satin-Jersey (reine Seide, 2.950 €) stammt wieder aus dem Haus Lavin. Vionnet feiert groß Renaissance – und die geraffte Robe aus Stretch-Seide in einem ganz hellen Wasserblaugrün (3.330 €) ist der Beweis, dass in allen Segmenten mit den Franzosen auf Erfolgskurs gerechnet werden sollte.
Royalblau, einer der schönsten aber auch schwierigsten Farben, löst bei mir immer sofort das Bild von Maxima, Königin der Niederlande, in diesem wundervollen Kleid und Mantel, am Krönungstag Willem Alexanders aus. Royalblau will präsentiert werden, das ist keine Farbe, die Graue Mäuse bunt färbt, die kann auch erdrücken … aber wenn einem die Farbe annähernd so gut steht, wie Maxima, dann könnte man die Propus Satinrobe mit asyymetrischer Schulterpartie (3.615 €), ein Meisterwerk Roland Mourets, unbedingt ins Auge fassen …
Bei Oscar De La Renta schwingen stilistisch immer Hollywood und alter New Yorker Geldadel auf den Hamptons mit … die Rosa Robe aus Faille-Seide (5.420 €) mit Falten garantiert den ganz großen Auftritt mit Klasse, ohne Volants, Perlen und Deko-Gedöns.
A pro pos Volants: wer Roben richtig gut kann, der kann auch Volants modern einsetzen. Wie an der asymmetrisch gerüschten Robe aus Crêpe (3.845 €) von Lanvin zu sehen, die sofort danach auch noch in kreidigem Grau kommt … ein Ballkleid für Frauen mit schönen Schultern und Armen …
Hedi Slimane überrascht uns mit einer klassischen Robe. Und das in Rot! Die aufwendig von Hand plissierte Robe ist aus Seiden-Georgette (6.950 €, Saint Laurent) … der gerade Schnitt des Oberteils steht Frauen mit schönen und nicht zu schmalen Schultern (die müssen auch nicht ganz so mustergültig wie die der Fürstin Charlène von und zu Monaco sein) …
Emma Wickstead hat man ja nicht ganzjährig mitten auf dem Modeschirm … sie hat aber eine Red Carpet Capsule Collection für Stylebop designed, aus der ich euch das Flared Dress namens „Melinda“ nicht vorenthalten und zur Diskussion stellen will. Was sagt ihr zu diesem mit Perlen bestickten Neo-Prinzessinnenkleid in Rosenrosé? Zu kitschig oder doch irgendwie cool, wen die richtige Frau drin steckt?
Bei Donna Karan, sitzt (oder besser gesagt, saß) jeder Handgriff. Ihr Credo war ja immer: Frauen so anzuziehen, dass sie schön sind, auch wenn an normalen Frauenkörpern nicht alles ganz perfekt ist. Die drapierte One-Shoulder Abendrobe (3.129 €) in diesem mit einem Hauch Pink versetzten Rot, kann dieses Versprechen mühelos einlösen. Eines der besten roten Ballkleider der Saison!
Eher elfengleich ist der Look der sehr schön plissierten Robe (2.655 €) von Vionnet, die wegen des relativ lose gehaltenen Schnittes und der Fülle der Fältchen nur nach einer in die Länge gezogenen – gut proportionierten – Figur verlangt. Es geht nicht ohne Elie Saab – er ist ja der offizielle „Titelverteidiger“ der Abendroben-Designer. Niemand macht mehr auf dem Gebiet. Seine One-Shoulder Abendrobe (2.089 €) mit einem langen Ärmel ist demnach ein fantstisches Abendkleid für Amazonen.
Weniger rasant, eher charmant und feminin gehalten: die bodenlange Robe (1.129 €) von Rochas, mit Wasserfall-Dekolleté und in schön machendem Rosé … mehr Farbe gewünscht, hier bitte sehr! Die One-Shoulder Abendrobe (1.149 €) von Vionnet, eine Option für Rot und Orange-Liebhaberinnen ….
Als Schlusslicht kommt noch einmal das farblich zurückhaltende Gegenprogramm: eine der schon seit Jahren schönsten Seidentüllroben von Alexander McQueen (Silk Chiffon Floor Length Gown, 2.245 €), in dieser Saison (wieder) in diesem umwerfenden Trinkwasserblau … und der Strapless Piped Lace Gown (2.250 €) in Grau, von unseren alten und neuen und immer wieder „Freunden“, den Herren Dolce & Gabbana.
Lasst mich bitte wissen, ob zumindest theoretisch eines für euch dabei wäre und ich wünsche allen, früher oder später oder immer wieder einmal, einen großen Ball in einer Robe erleben zu können. Das macht definitiv Freude, besonders dann, wenn man gerne tanzt!
Horst
24. Februar 2014 at 13:27Ich bin da ja etwas raus und konnte mit Bällen nie so richtig was anfangen!
Wer ist eigentlich die diesjährige Begleitung von Herrn Lugner??
Daisydora
24. Februar 2014 at 14:44Damit bist Du in Hamburg sicher in bester Geselslchaft … nicht jeder mag Bälle …
… aber den Opernball als das zu sehen, was die nicht eben weltläufigen Societytanten vom Deutschen Privatfernsehen mangels Wissen und Kultur daraus machen wollen, ist langweilig und peinlich 🙂
Eveline
25. Februar 2014 at 08:50Sehr sehr sehr schöne Roben! V.a. die von Roland Mouret. Gibt es eigentlich die Möglichkeit sich solche Kleider zu leihen? (Für Normalsterbliche, meine ich).
Daisydora
25. Februar 2014 at 11:04@Eveline
Danke, finde ich auch …. bislang habe ich noch nie von so einem Verleih geselen, bei dem solche Roben für ienen Abend zu haben sind, obwohl das dafür und für teure Hochzeitskleider eine fabelhafte Sache wäre. Aber ich mache mich mal wirklich schlau …. und melde mich dann wieder 🙂
Siegmar
25. Februar 2014 at 11:59sehr schöne Roben und mein Favorit ist Lanvin. Der Wiener Opernball ist ein Ereignis und sollte nicht von diesen „Insiderinnen“ der Privaten kommentiert werden. Die sollen sich um die Geißens kümmern.
@ Horst
die Begleitung von diesem peinlichen Typ „Mörtel Luckner“ ist 2014 eine noch peinlichere Person, die man nur vom wegsehen kennt “ Kim Kardashian
Opernball 2014 – Das Swarovski-Diadem von Stephen Webster | Horstson
25. Februar 2014 at 15:20[…] dann fehlt nur noch: „Alles Walzer!“ … die anlassgemäßen Roben hatten wir schon […]
Daisydora
25. Februar 2014 at 15:53@Siegmar
Freut mich 🙂 bei Lanvin kann man ja immer was Schönes finden …
Das ist für mich ein ewiges Faszinosum, dass man so viel Energie und Geld in die „schrecklich wichtige“ Berichterstattung eines Balls steckt, als wäre das mindestens der G8 Gipfel, und dann setzt man die schlimmsten Schrapnellen auf das Thema an, die leider wirklich niemand kennen … außer ….
Und obwohl ich selbst gerne über die Eigenarten des stellenweise zu gepflegten Wiener Lebensgefühls lache, nervt es mich, wenn der Ball hier so verramscht wird, als wäre Richard Lugner für irgendwas typisch … (ich kenne den Ball auch sehr gut …) …
Stylingtipp: Das Große Weiße | Horstson
26. April 2014 at 10:01[…] den unverbesserlichen RomantikerInnen unter den Horstsonians auch von meinen unverbindlichen Ballkleid-Empfehlungen bekannt. Hier im Bild die Gestufte Spitzenrobe (6.660 €) … wenig Text für so ein Kleid, an […]