Allgemein Paris Fashion Week

Die Oscars – ganz Hollywood in Couture

Die Couture-Schauen in Paris sind zu Ende und es geht auf die Academy Awards zu. Da gilt es nun keine Zeit zu verlieren, wenn man eine der kostbaren Roben auf dem Roten Teppich vor dem Kodak Theatre und drinnen tragen und die Konkurrenz damit überstrahlen will.
In welchem Kleid werden die wunderbare Meryl Streep oder die etwas blasse Michelle Williams ihren Oscar für die beste Hautdarstellerin entgegen nehmen? Streep kann da ja ganz entspannt rangehen, sie gilt schon seit mehr als zwanzig Jahren als die Nummer eins unter den Schauspielerinnen, wurde bisher rekordverdächtige siebzehn Mal von den Mitgliedern der Academy of Motion Pictures Arts and Sciences nominiert und hat bereits zwei der goldenen Statuen verliehen bekommen. Aber so wie ich sie einschätze, wird sie wieder sehr elegant aber dennoch zurückhaltend gekleidet sein, da sie weiß, wie matronenhaft und gealtert man mitunter in allzu pompösen Roben wirkt. Meine Stimme hat sie auf jeden Fall.

Viel wichtiger sind die Roben für Schauspielerinnen, die gerade keinen tollen Film im Wettbewerb haben, oder einen, der übergangen wurde, oder eben, wenn man wie Michelle Williams zum ersten Mal als beste Hauptdarstellerin nominiert wurde und gute Chancen hat, die goldene Statue zu bekommen. Kurzum: Die Roben reichen bei weitem nicht für alle, drum habe ich mir außer Meryl Streep und Michelle Williams noch elf Stars rausgesucht, mit deren Erscheinen und guter Platzierung in den vorderen Reihen gerechnet werden kann.

Eva Green, Julianne Moore, Cate Blanchett, Angelina Jolie, Stacy Keibler, Heidi Klum, Glenn Close, Marion Cotillard, Penelope Cruz, Nicole Kidman und Dita van Teese … Wer sich fragt, was hat Heidi in dieser Liste zu suchen. Die ist wieder solo und wird dort garantiert alle an die Wand lächeln. Und Stacy Keibler ist die sportliche Amazone an George Clooneys Seite, die sollte auch gut aussehen, wenn George seinen xten Oscar bekommt.

Los geht es, sonst sind am Ende noch alle Traumkleider weg. Die ersten beiden Kleider sind meine Auswahl für Meryl Streep (oben links und rechts), beide feenzart und sehr elegant und aus der Couture-Kollektion von Elie Saab. Ich wollte etwas für Meryl, das ihrem zurückhaltenden Stil entgegen kommt und ihre Schönheit zum leuchten bringt, aber nicht zu laut und modisch daher kommt. Der helle Ecruton schmeichelt der Haut, die schmale und noble Silhouette unterstreicht die Vorzüge ihrer Gestalt.

Michelle Williams ist ja so ein kleines und zartes Persönchen und ist überdies für ihre Rolle als Marilyn Monroe nominiert. Da wollte ich unbedingt etwas Glamouröses finden, das sie aber nicht erdrücken darf. Geworden sind es zwei Roben von Christian Dior, von denen eine noch aus der Feder des Meisters John Galliano stammt. Das trägerlose Tüllkleid in Bleu Ciel und einem Cremeton (oben links), das mit seiner überaus femininen Silhouette und den Stoffblüten-Applikationen Allüre pur ist. Nicht alle kleinen und blonden Frauen können Schwarze Roben tragen, aber mein zweiter Vorschlag, diesmal aus der Feder Bill Gayttens (oben rechts) und aus der aktuellen Couture-Kollektion, könnte funktionieren. Das verhältnismäßig schlichte Oberteil ist Weiß und verläuft erst zur Taille hin durch zarte Perlenstickereien ins Schwarz. Der weite und mit Tüll aufgebauschte Rock brilliert mit unzähligen schräg verlaufenden Volants aus feinstem Tüll. Das kann auch ein kleines Püppchen wie Michelle Williams tragen.

Aber nun kommt eine der Schönheitsköniginnen Hollywoods, Eva Green, die mir neben Marion Cotillard, Cate Blanchett und Julianne Moore am besten von allen Schönen und Begabten gefällt. An ihr sieht alles elegant aus. Und sie ist groß genug, um auch ausgefallene Roben tragen zu können. Mein erste Wahl ist ein Traum in Weiß aus zartesten Federn (links), eines der schönsten Kleider aus dem Schaffen von John Galliano für Dior. Obwohl es die Proportionen verfremdet und nicht auf Figur gearbeitet ist, wirkt die Trägerin wie eine zarte Ballerina darin. Kann auch in Hollywood nicht jede tragen. Nummer zwei ist wieder aus der aktuellen Dior Kollektion: Eine etwas verspieltere Robe aus Schwarzem und Weißem Tüll (rechts), obenherum mit Pünktchen und in der Taille mit Riesenschleife.

Das Couture-Atelier Maxime Simoens, das noch relativ wenig bekannt ist, wird diesmal, wenn es nach mir geht, Julianne Moore ausstatten. Ich habe nach etwas gesucht, in dem die Farben enthalten sind, die der Rothaarigen fantastisch stehen und dann zwei schmale und relativ schlichte Kleider für Julianne ausgesucht. Meine Nummer Eins ist ein schulterfreies Petrolfarbenes Kleid aus schwer fallendem Seidensatin (links), das mit Rechtecken und breiteren Streifen in Weiß mit Millimeterpapier-Karo in extremer Vergrößerung, zum Couture-Kleid veredelt wurde. Sehr modern und ideal für eine Frau mit so viel Persönlichkeit. Als Alternative bietet sich das Schwarze Seidenkleid an, das mit seiner transparenten Schulterpasse und den farbigen aber nicht bunten, auch wieder sehr sachlich und modern wirkenden Stickereien (rechts), überzeugt.

Die Elfe unter den Charakterdarstellerinnen, Cate Blanchett, ist eines der besten Role Models für Couture-Häuser. Da sie diesmal nicht nominiert ist, fände ich es schön, wenn sie modisch ganz tief stapelt. Ich habe zwei sehr schlichte und moderne Couture-Kleider von Bouchra Jarrar für Madame Blanchett herausgesucht. Das erste sieht ein wenig nach Calvin Klein aus, aber die schwere Seide und der leicht asymmetrische Schnitt des Zweiteilers in Latte Macchiato-Braun und Sand (links) verraten die Herkunft der Couture. Sehr schmal, mit Flügelärmeln und Cache-Coeur Oberteil ist das in Gänze etwas asiatisch wirkende Kleid aus Seide mit zartem Muster und Schwarzen Bändchen (rechts). Sehr zurückhaltend und unglamourös, aber genau das Richtige für einen Hollywoodstar, der schon alles erreicht hat.

Eine der ungekrönten Königinnen Hollywoods, Angelina Jolie, braucht den großen Auftritt. Ihr ist es vorbehalten, eine der schwerer verständlichen Roben aus der wieder nur elf Modelle umfassenden Couture-Kollektion Ricardo Tiscis für Givenchy zu präsentieren. Die weiße Robe (links) aus schwerer Seide ist mit ihrer dramatischen Schulter- und Halslösung mit Silberstickereien genau das Richtige für Angelina. Falls Mrs. Jolie zu den Oscars etwas weniger nach Königin der Nacht zumute ist, bietet sich auch noch das flatternde Schwarze Kleid aus der aktuellen Kollektion von Dior (rechts), bei dem die körperlichen Vorzüge Angelinas nicht im Verborgenen bleiben.

Die Obergranate unter den Amazonen dieser Saison wird aber ganz bestimmt nicht uns aller Heidi sein, die ich gleich noch einkleide, sondern die Frau an der Seite von George Clooney, Stacy Keibler, riesengroß, superschlank, gute Kurven, nicht billig, auch wenn ich nicht weiß, wie sie das schafft. Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihre Kurven so deutlich inszenieren will, habe aber auf jeden Fall eines der Couture-Kleider von Donatella Versace für sie rausgesucht, weil die sonst ja nur noch von Heidi aufgetragen werden können. Stacys Versace-Traum ist Hellgrau, hat lange Ärmel und erinnert durch seine geschwungenen Metallapplikationen ein wenig an Mugler anno 1989. Was nicht das Schlechteste ist. Stacy kann das tragen. Aber George zuliebe, der später ja vielleicht mal Präsident der USA wird, fiel meine Wahl auch noch auf eines der tollen Kleider von Dior, das streng genommen schon für eine Leserin und mich reserviert ist. Eine wunderbare Robe (rechts). Der Rock reich plissiert, das hochgeschlossene Oberteil in viele schmale Fältchen drapiert. Mehr braucht es nicht für den großen Auftritt.

Heidi kommt diesmal sicher nicht als elegante Lady. Die ist wieder frisch auf dem Markt und hat es ja an sich nicht so mit der Zurückhaltung. So trainiert wie sie mitten in der laufenden Staffel von GNTM sicher ist, will sie Bein und Busen zeigen. Dafür sind zwei Kleider aus Donatellas Kollektion ideal. Das trägertose Bustierkleid in Goldtönen bestickt und sehr hoch geschlitzt (links), mit zusätzlichen Akzenten in Goldmetall. Für mich auch wieder Mugler by Versace … und das Hellgraue Bustierkleid (rechts), das wohl eine kühne Mischung aus Gaultier für Madonna und Mugler by Versace sein soll. Aber sexy genug für Heidi ist das allemal und die hatte schon Schlimmeres an.

Nun wende ich mich wieder ganz der Schönheit und Eleganz zu. Marion Cotillard kann auch tragen, was sie will, sie sieht immer toll aus. Weil ich diesmal bei Chanel nur ein einziges für die Oscars geeignetes Kleid gefunden habe, für das man der absolut richtige Typ sein muss, fällt das Los auf Mme. Cotillard. Sie trägt das schmale Blaue Kleid aus Lagerfelds bejubelter Couture-Kollektion (links), dessen Mittelteil kostbar changierend ist und das mit abertausenden Pailetten, die wie Fischschuppen übereinander liegen, im Licht glitzert. Als Alternative dazu, schlage ich auch eines meiner Lieblings-Kleider vor. Mal wieder von Christian Dior. Bill Gaytten ist mein Oscar-Roben-Abräumer mit gleich sieben Nominierungen. Das Kleid ist wieder relativ modern und schlicht, besticht aber durch die in rundherum laufenden Kreisbahnen verlaufenden, durch Schwarze Satinbänder gehaltenen, zu Fältchen gerafften Stoffbahnen im Rock und den Volant-Abschluss an der Unterkante (rechts). Ein für mich zutiefst französisches Modell mit Raffinement, so wie Marion Cotillard ja auch.

Glenn Close ist auch wieder nominiert. Die beste Gelegenheit, um ein Kleid aus der Couture-Linie Armani Privé zu zeigen. Das Schwarze Divenkleid sorgt für einen zwar schnörkellosen aber sehr großen Auftritt. Da ist nicht mehr dran als der sehr schön in sich gemusterte schwere aber dennoch schwebende Stoff und die gekonnte Form, für die Meister Armani ja bekannt ist. Für den Fall der Fälle, dass Glenn Close lieber als pastellzarte Lady der besseren Gesellschaft zu den Oscars erscheinen will, habe ich auch noch eine Pfirsichfarbene Robe aus Elie Saabs Kollektion vorbereitet.

Immer wieder eine wahre Augenweide und auch ein perfektes Role Model für Couture mit Allüre ist Penelope Cruz. Ich finde, sie kann Kleider mit weit ausladenden Röcken tragen, da sie zierlich genug ist und fantastische Proportionen hat. Das Hellgraue Modell (links) aus Gallianos letzter Kollektion ist daher meine erste Wahl für Penelope. Mit seinen aufwändigen aber nicht wuchtig wirkenden Drapierungen und der Cinderella-Silhouette mit ganz schmalem Oberteil, bleibt das Traumkleid duftig genug für die zarte Statur der nicht allzu großen Mrs. Cruz. Aber auch das in zarten Wellen verlaufende Rote Organza-Kleid aus der Feder von Bill Gaytten könnte ihren Typ gut unterstreichen.

Sehr dramatisch darf der Auftritt Nicole Kidmans sein. Sie ist ja meines Wissens die größte und zu den Oscars auch immer in Bestform, also dünn wie eine Bohnenstange. Das schreit nach zwei der auffallendsten Roben in diesem Bericht. Meine erste Wahl fiel auf ein Kleid von Jean Paul Gaultier (links), allerdings nicht aus der aktuellen Kollektion. Der Schwarze in Wölkchen drapierte Taftrock wird begleitet von einem hellen schulterfreien Oberteil, dessen zahllose Volants bis zur Taille fallen. Dramatischer geht es fast nicht mehr und Mrs. Kidman hat ja auch schöne Schultern. Möglicherweise steht ihr der Sinn an diesem Tag aber eher nach der größten Robe aus der aktuellen Dior-Couture (rechts), einem Traum aus gefühlt hunderten Metern von feinstem Tüll, teils plissiert, teils wie ein Schleier über die Plissees drüber fallend, mit in Ornamenten gelegten Federn, kunstvoll verziert. Sieht aus wie das teuerste Kleid dieser Kollektion. Was soll ich noch sagen, Nicole kann das tragen, auch wenn der etwas kleinere Herr Gemahl dann noch mehr neben Nicole verschwindet.

Kann mir mal jemand verraten, warum Dita Van Teese immer wieder zu den Awards eingeladen wird. Keine Ahnung, die gehört dort ungefähr so dringend dazu, wie Heidi. Diesmal bin ich aber ganz froh drüber, da ich eines der sehenswerten Kleider aus Gaultiers aktueller Kollektion nur Dita überziehen kann. Für das Fuchsienfarbene Konkubinen-Kleid mit dramatischer Betonung des Kopfes (links), fällt mir wirklich keine Andere als Dita ein, die sowas mit Würde und Grandezza tragen kann. Auch wie gemacht für die zierliche Schönheit: Das Blassblaugraue Taftkleid mit zarten Blütenstickereien und vertikal verlaufender Schleife (rechts) … von wem? Von Meister John Galliano, den ich trotz Bill Gayttens sehr, sehr gelungener Kollektion rund um die Couture-Schauen immer besonders vermisse.
So, das wär’s erst mal, liebe LeserInnen.
Leider konnte ich die fabelhafte Tilda Swinton nicht mit einbeziehen. Ihr Lieblingsdesigner Raf Simons hat ja sowas von nichts für diese Saison für so einen Anlass geliefert …. Mal sehen, wer an seiner Stelle das Rennen macht. Aber vielleicht habt ihr ja eine Idee für Tilda oder wollt meine Auswahl zwischen den Stars hin und her tauschen. Nur zu, ich hab ja auch keine Ahnung, wer was tragen wird. Bin nur neugierig, ob überhaupt eines der gezeigten Kleider auf dem Roten Teppich zu sehen sein wird.

Bilder: style.com

  • blomquist
    29. Januar 2012 at 20:11

    Ich bin sehr gespannt was die Ladys dann tatsächlich tragen werden.
    Ich hoffe nur das der Stylist von Michelle Williams sie nicht wieder in ein nudefarbenes Kleinmädchenkleid steckt…

  • jürgen
    29. Januar 2012 at 22:20

    eine wirklich schöne und passende auswahl für die ladies! ich bin auch schon gespannt auf die oscar nacht.

  • Daisydora
    30. Januar 2012 at 15:14

    @Blomquist

    Ich auch … auf Michelle Williams bin ich auch neugierig, die ist ja etwas mausig und kliein, gar nicht so einfach ….

    @jürgen

    Danke dir …. in etwas mehr als drei Wochen wissen wir es genau ….

  • Siegmar
    30. Januar 2012 at 15:24

    alle Kleider toll und wirklich zu den Damen sehr passend, wir werden sehen. Bei frau klum schalte ich krauzfristig um, die möchte ich nicht sehen. Bei Dita vanTeese denke ich, das sie immer eine sehr elegant und toll angezogene Frau ist und ein bißchen was verruchtes brauch jede Veranstaltung

  • muglerette
    30. Januar 2012 at 21:07

    frau swinton wäre doll in givenchy…..

    und niemand darf giambattista valli tragen???